So langsam wird der 2005 von Thomas Ruf ins Leben gerufene Blues Caravan zur absoluten Kultveranstaltung. Jetzt tragen die Anstrengungen des Label-Chefs, der im Übrigen auch an diesem Freitag wieder persönlich beim Auftritt in der Bluesgarage mit dabei war, sichtbar Früchte. War das Publikumsinteresse in den letzten Jahren schon recht gut und steigerte sich stetig, so war im Jahr 2011 schon nach dem Eröffnungsgig in Lindenwerra, der Heimat von Ruf Records, eigentlich klar, dass es diesmal Rekordbesuche geben würde, denn erstmals in der Geschichte der Karawane musste ein Zusatzkonzert angesetzt werden, um dem Besucherandrang gerecht zu werden. Und dieser Trend setzte sich auch in Isernhagen fort. Die Hütte war bei Konzertbeginn picke packe voll.
Zum zweiten Mal nach 2008, stand die Bluescaravan-Veranstaltung 2011 wieder ganz im Zeichen der Frauenpower. Lediglich der ehemalige Drummer von Ana Popovic, Denis Palatin verstärkte die Truppe und war somit das einzige männliche Bandmitglied an diesem Abend auf der Bühne.
Was mir schon bei der Besprechung des Albums Girls With Guitars positiv auffiel und dieses Konzert besonders interessant machte, war die Tatsache, dass in diesem Jahr erstmalig das komplette Set mit der gesamten Band durchgezogen wurde. Bisher traten die jeweiligen Protagonisten einzeln nacheinander auf und jammten nur am Anfang und am Ende des Gigs zusammen. Das war nun anders, denn mit Cassie Taylor hat die Blueskarawane 2011 ja auch eine Bassistin in ihren Reihen und so kann auf einen weiteren Session-Musiker verzichtet werden.
Schon der Bühnenaufbau unterschied sich von den anderen Konzerten in der Bluesgarage. Man hatte spezielle Lichteffekte installiert, auch eine Nebelmaschine kam zum Einsatz und ließ die Mädels ein ums andere Mal in den Schwaden verschwinden. Schon vor Konzertbeginn konnte man das ganz in blaues Licht getauchte Schlagzeug auf sich wirken lassen. Ein zweifellos schöner Effekt und eine perfekte Einstimmung auf den Abend. Weiterhin auffällig war der hohe Anteil von 'älteren' Besuchern im Publikum. Schön, dass diese talentierten jungen Musikerinnen auch von dieser erfahrenen Altersgruppe entsprechend gewürdigt werden und ein weiterer Beleg für den Sachverstand der Bluesgaragen-Besucher.
Doch nun zum Konzert selbst. Schon der erste Anblick machte die verschiedenen Charaktere der drei jungen Damen deutlich. Elegant, frech und aufregend in Minikleid und High-Heels (später dann barfuss) zog Samantha Fish die Blicke der Männer auf sich und sorgte auch durch ihre Bewegungen auf der Bühne für sehr warme Temperaturen.
Im Gegensatz dazu konzentrierte sich Dani Wilde nur auf die Musik und agierte fast unscheinbar am rechten Bühnenrand, wobei ihre Fingerpicking-Technik sehr interessant zu beobachten war. Das Gitarrenspiel der Dame aus dem englischen Seebad Brighton war wirklich sehr gut anzuhören.
Dazwischen, bekleidungstechnisch gesehen, Cassie Taylor in Minikleid und Winterstiefeln. Öfter mal was Neues. Man sieht also, allein schon optisch war für Jeden etwas dabei.
Musikalisch gesehen stand logischerweise das gemeinsame Album im Mittelpunkt, und so gab es einen ständigen Wechsel beim Leadgesang, was dem Abwechslungsreichtum des Konzertes sehr gut tat, denn die drei Damen verfügen alle über sehr ausdrucksstarke Stimmen, die natürlich vor allen Dingen bei den eigenen Songs perfekt rüber kommen. Doch es gab immer wieder stimmliche Unterstützung mit den entsprechenden Background-Vocals. Auch innerhalb der einzelnen Songs wechselte die Leadsängerin öfter mal am Mikrofon, was auch perfekt klappte.
Das Zusammenspiel passte ebenfalls hundertprozentig. Dabei fiel auf, dass Dani Wilde eher für die 'Feinheiten' in den Songs zuständig war. Wah Wah-Pedal und Slide-Röhrchen kamen immer wieder zum Einsatz, und auch auf der Akustischen hinterließ sie einen super Eindruck. Insgesamt gesehen ist die kleine Engländerin wohl mit dem größten Bluesfeeling unter den drei Musikerinnen ausgestattet.
Sam Fish dagegen war eher in den rockigen Parts des Auftrittes zuhause. Hart und drängend setzte sie die Gitarre ein und ergänzte sich perfekt mit Dani. So gab es mehr als einmal sehr schöne Wechsel bei den Soloeinlagen, was ebenfalls für die große Vielfalt bei diesem Auftritt sorgte.
Cassie Taylor, die 'Daughter of a Bluesman' ließ die dicken Saiten qualmen und sorgte im Zusammenspiel mit Denis Palatin für richtig viel Dampf. Starke stampfende Rhythmen ließen die Gedärme erzittern und zauberten einen tollen Soundteppich in die Bluesgarage. Natürlich nahm sie auch die Zeit zu einem schönen Solo, genau wie der exzellente Drummer, der sich gegen Ende des zweiten Sets auch so richtig austoben konnte.
Als Besonderheit übergab Cassie ihren Bass mal kurzeitig an Sam Fish und stürzte sich mit dem Gesangsmikro ins Publikum, wo es gemeinsame Refraingesangsübungen mit den Gästen gab. Klar, dass auch diese Einlage begeistert abgefeiert wurde.
Neben den Songs von "Girls With Guitars" gab es auch mehrere Kostproben von Dani Wildes zweitem Solo-Album Shine, die ebenfalls sehr gut angenommen wurden, denn hier stand ein ganz tiefes Bluesfeeling im Vordergrund.
Von den Coverversionen kamen neben den alten Blues-Klassikern mit viel Improvisationsspielraum noch der "Jet Airliner" aus der Feder von Steve Miller am Besten an, das ja auch auf dem gemeinsamen Album vertreten ist.
Und dann natürlich noch der Zugabenteil! "Highway To Hell" war angesagt. Auch hier wechselte der Leadgesang zwischen allen drei Frauen, sodass Bon Scott sicherlich seine helle Freude an dieser Fassung gehabt hätte. Jetzt brannte die Hütte endgültig.
Nun waren inzwischen schon fast zweieinhalb Stunden vorüber. Zeit zum Abkühlen und auch das klappte perfekt. "With A Little Help From My Friends" in einer sehr schön getragenen Version war der optimale Abschluss eines prima Konzertabends.
Obwohl diesmal nicht ganz so viel Drive dabei war, wie bei den Auftritten von Joanne Shaw Taylor und Oli Brown im Jahr 2009, kann man durchaus von einem sehr gelungenen Gig sprechen.
Thomas Ruf hat auch in diesem Jahr wieder ein Top Line-up zusammengestellt und ich freue mich schon auf die Neuauflage in 2012.
Line-up:
Dani Wilde (guitar, vocals)
Samantha Fish (guitar, vocals)
Cassie Taylor (bass, vocals)
Denis Palatin (drums)
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