Es ist wirklich erstaunlich, wie schnell die Zeit verrinnt, wenn man älter wird. Diese Tatsache geht anscheinend auch an den Redakteuren von RockTimes nicht spurlos vorüber, die ja eigentlich als Prototypen von Menschen gelten, die in den Jungbrunnen gefallen sind.
Jedenfalls ist es schon wieder fast ein Jahr her, dass ich zum ersten Mal direkt mit Danny Bryant und seiner RedEyeBand in Berührung kam. Schon damals war ich von diesem rohen und ungeschliffenen Blues Rock, den der junge englische Gitarrist vom Stapel ließ, schwer beeindruckt. Genau so muss die Musik klingen, die mir direkt ins Blut geht. Nach diesem Gig wusste ich sofort, dass Danny Bryant's RedEyeBand zu einem meiner persönlichen Favoriten aufsteigen würde.
In der Zeit nach dieser Show entstand dann erfreulicherweise, insbesondere durch einen regen Mail-Verkehr mit Heather Bryant, Mutter und Managerin von Danny in einer Person, ein recht persönliches Verhältnis zwischen der Band und unserem Magazin. Es ist wirklich schön zu wissen, dass es doch noch Menschen aus dem Musik-Business gibt, die ohne jegliche Allüren mit uns Schreiberlingen umgehen. So etwas würde ich mir viel öfter wünschen, denn das würde unsere Arbeit vor Ort doch erheblich erleichtern. Der Umgang mit dem Umfeld der RedEyeBand ist jedenfalls für einen Redakteur das reinste Vergnügen.
Ein weiterer Grund für meine Vorfreude auf diesen Abend war auch das aktuelle Album Black And White, das schon heute zu den aussichtsreichsten Anwärtern auf die 'CD des Jahres 2008' gehört und mich im Moment eigentlich überall hin begleitet. Allein schon diese neuen Songs in der Live-Version zu hören, ließ die Spannung auf dieses Konzert weiter anwachsen, denn wenn Studio-Aufnahmen schon so zünden, wie kommen sie dann bei diesen Jungs erst auf der Bühne rüber? Um es gleich vorweg zu nehmen: Einfach super! Von mir aus hätte Danny das komplette Album durchspielen können, denn alle, wirklich ALLE neuen Songs haben das Potential für eine Bühnenpräsentation.
Den Hauptanteil an diesem Set hatten aber nach wie vor die bewährten Titel des Live-Albums, mit denen Danny Bryant's RedEyeBand der Durchbruch in die oberste Liga des Blues Rocks in Europa gelang. Natürlich sind solche Klasse Songs wie "Heartbreaker", "Sweet Little Angel" und "Play To Win, Play To Lose" auch Garanten für einen 'Gute-Laune-Gig' erster Güte und verbreiten sofort den zündenden Funken im Publikum. So auch an diesem Abend. Es dauerte nur ein paar Sekunden, und das anwesende Publikum (leider war die Bluesgarage doch etwas spärlicher besetzt als von mir erwartet) bewegte sich in mehr oder weniger heftigen Zuckungen zu den herrlichen Gitarrenklängen, die Danny, wie immer voll konzentriert, von sich gab.
Die nahe Verbundenheit zu seinem musikalischen 'Ziehvater' Walter Trout konnte man in den kleinen leiseren Zwischenspielen des Gitarristen feststellen, wenn er die Klampfe immer wieder zart aufjaulen ließ, Walter, aber auch Joe Bonamassa und Julian Sas hätten ihre helle Freude an diesem Spiel gehabt. Well done, Danny!
Meine persönlichen Highlights, wie sollte es auch anders sein, waren natürlich wieder einmal die Slow Blues-Nummern. Ich bin immer wieder aufs Neue fasziniert von diesem Feeling, das der junge Mann dabei an den Tag legt. Da sollten sich etliche, wesentlich bekanntere Acts, die meinen, den Blues spielen zu können, doch lieber ganz ruhig in eine stille Ecke zurückziehen. Danny Bryant jedenfalls hat den Blues ganz ohne Zweifel. Und das nicht nur mit seiner Gitarre, nein, auch die Stimme passt großartig zu dieser Musik.
Optisch hat sich bei der Bühnenshow nicht viel verändert. Stoisch ruhig, fast sorgfältig bemüht jede überflüssige Bewegung zu vermeiden, stand Papa Ken Bryant am linken Bühnenrand und beschränkte sich auf die einfache aber sehr präzise Begleitung der Songs. Das ist sicherlich auch eine Art der Aufgabenbewältigung, denn das Erstarren zur Salzsäule ist uns ja durch Männer wie Bill Wyman und John Entwistle bestens bekannt und hat durchaus keine Auswirkungen auf die Qualität des Bass-Spieles. Na ja, wenigstens kam ab und zu ein Lächeln über Kens Lippen.
Schlagzeuger Trevor Barr erledigte seinen Part ebenso unspektakulär. Auch er brauchte keinerlei übertriebene Mätzchen, um den erforderlichen harten Rhythmus zu produzieren. Perfekt und strohtrocken donnerte er seine Drumsalven ab. Dabei hatte ich den Eindruck, dass sich das Zusammenspiel der Power-Sektion im Vergleich zum Vorjahr noch weiter verbessert hat, was aber natürlich bei über zweihundert Auftritten im Jahr nicht wirklich besonders verwundern kann.
So waren und sind die Auftritte von Danny Bryant's RedEyeBand, zumindest bewegungstechnisch, fast eine One-Man-Show. Ständig unterwegs vermisst Danny die komplette Bühne von einem Winkel zum anderen. Ab und zu kurz mal vor der Schießbude, meistens aber direkt an der vorderen Begrenzung, stellt er sich den Fotografen, scheint aber gleichzeitig ganz in sich gekehrt zu sein. Dieser Mann lebt die Musik augenscheinlich. Er lässt sich von Gefühlen treiben und durch nichts anderes beeinflussen. Nur einige wenige Male nimmt er Kontakt zu den Zuhörern auf und registriert lächelnd den immer wieder aufkommenden Zwischenapplaus. Ein überaus sympathischer Mann, dieser Danny Bryant.
Durch die neuen Titel besteht die Show der RedEyeBand im Jahr 2008 nun fast ausschließlich aus Eigenkompositionen. Lediglich "Hideaway" aus der Feder von Freddie King ist noch übrig geblieben, und natürlich - "Voodoo Chile" von einem gewissen Jimi Hendrix. Und diese Darbietung bringt Danny dann aber auch sehr authentisch mit allem Drum und Dran rüber, wobei er zuerst die Gitarre auf dem Rücken spielt, bevor er die Saiten mit den Zähnen anreißt. Auch das klappt hervorragend, es gibt anscheinend nichts, was Danny nicht kann.
Nach 120 Minuten und nur einer Zugabe (Hallo! Da hätte aber ruhig noch eine weitere folgen können) war dann leider viel zu schnell Schluss eines wieder einmal ganz starken Konzertes.
Line-up:
Danny Bryant (guitar,vocals)
Ken Bryant (bass)
Trevor Barr (drums)
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