Spielzeiten: 71:48 (CD 1), 73:26 (CD 2) 79:16 (CD 3), 74:43 (CD 4) Medium: CD-Box Label: Parlophone/Warner, 2014 (1969-1994) Stil: (Glam) Rock Review vom 25.09.2014 Ulli Heiser

Über diesen Künstler haben wir hier in RockTimes schon viel erzählt. Sehr viel, und die meisten Redakteure und wohl auch Leser dürften den Output dieses musikalischen Genies im Regal stehen haben. Trotzdem ist es immer wieder ein Vergnügen, eine Box mit Bowies Musik in Besitz zu nehmen.
Warum das so ist, kann ich in meinem Fall nicht erklären. Vielleicht liegt es daran, weil Boxen einfach eine tolle Sache sind. Vielleicht liegt es daran, weil es Spaß macht, die Rücken der meist tollen Aufmachungen im Regal zu sehen. Vielleicht liegt es auch daran, dass man einfach so viel als möglich eines geschätzten Künstlers haben will.

Ganz sicher liegt es in vorliegendem Fall daran, dass die vier Disks eine enorme Zeitspanne umfassen, genauer gesagt reicht das Material von 1969 bis ins Jahr 1994. Fünfundzwanzig Jahre also, was naturgemäß bedeutet, dass es musikalisch sehr breit gefächert ist. Natürlich, und das muss auch gesagt werden, will ich z. B. eine bestimmtes Alter Ego hören, ziehe ich gezielt den Ziggy Stardust, den Aladdin Sane, den Major Tom oder den Thin White Duke. Gerade "Station To Station" und "The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars" zählen zu meinen absoluten Lieblingsalben.

Die späteren Sachen haben es da ungleich schwerer, öfter Gehör zu finden. Sicher, Nummern wie "Ashes To Ashes" oder "China Girl" höre ich gerne, aber die kompletten Alben laufen in der Regel doch eher sehr selten. Da ist so eine Werkschau eine gute Gelegenheit, die Faves neben den (oft zu Unrecht) ausgeblendeten Sachen zu hören. Schön ist es, wenn man dann plötzlich aufhorcht und zu dem Schluss kommt, dass da eigentlich Songs an einem vorbeigegangen sind.
"Amlapura" ("Thin Machine II", 1991), "Buddha Of Suburbia" und "South Horizon" ("The Buddha Of Suburbia", 1993), "Cat People [Putting Out Fire]" (Soundtrack zu "Cat People", 1982) will ich als Beispiele einmal nennen.
Besonders toll die Stücke der mir unbekannten EP "Baal". Diese hat Bowie für eine Fernsehproduktion (1982) über Bertolt Brechts Theaterstück "Baal" eingespielt.

Und so eine Box birgt gerne auch ansonsten kaum zu hörende Outtakes, Demos, Alternative-, Single-, Remix-Versionen sowie Liveaufnahmen und anderes mehr. So findet sich ein (starkes) akustisches Demo von "Space Oddity" auf CD Nummer eins. Gleich im Anschluss folgt mit "The Wild-Eyed Boy From Freecloud" eine geile »rare B-side version« aus dem Jahr 1969 - usw.

Die Spezialisten werden wissen, dass es vorliegende Box schon einmal gab. Ja, eigentlich schon zweimal. 1989 gab es die Urbox in einer Drei-CD-Ausgabe. 2003 wurde sie mit weiterem Material (bis ins Jahr 1994) neu von EMI herausgegeben. Nun also eine, was die Tracks angeht, identische Ausgabe von Warner. Ich will mal annehmen, dass es klangliche Verbesserungen gibt. Da mir die 2003er Version nicht vorliegt, kann ich keine Vergleiche ziehen. Vielleicht fehlte damals auch das nun vorhandene, sehr informative und dicke Booklet. Wer also bereits die EMI-Version in Besitz hat, sollte erst mal genauer nachschauen. Wer die nicht besitzt, kann hier getrost zuschlagen. Die ersten beiden Stücke und die Hammerversion von "1984/Dodo" aus dem Jahr 1973 wären mir jedenfalls Grund genug, die Box zu kaufen.