Party, Party, Party!
Jim Byrnes und die Sojourners lieferten ein Konzert der Extraklasse ab.
Mit ihrer Spielfreude und einer exzellenten Setlist infizierten die Akteure das Publikum und man hatte äußerste Schwierigkeiten mit dem Stillsitzen.
Byrnes & Co. zündeten von Beginn an ein zunächst vom Blues bestimmtes Feuerwerk nach dem anderen in Richtung Zuschauer.
Der berühmte Funke war stante pede übergesprungen.
Steve Dawson war dieses Mal nicht mit von der Partie. Paul Pigat war, neben Byrnes, der versierte Mann an den sechs Saiten. Der wurde mit allen musikalischen Wassern gewaschen und hat die Absolution von so einigen hochkarätigen Künstlern bekommen. Pigat ist Vorsteher von sage und schreibe vier Bands. Eine firmiert unter seinem Spitznamen Cousin Harley. Dann ist da noch Boxcar Campfire oder das Paul Pigat Trio. Er wurde vom Protagonisten oft genug ins Spotlight gestellt und der Kanadier sammelte, fleißig wie eine Biene, Applauspunkte.
Zunächst fand die Party ohne die Sojourners statt.
Die ersten beiden Songs standen ganz im Zeichen des Blues. Alte Nummern, zum Beispiel von Big Bill Broonzy, konnte der Bandleader Byrnes immer mit seinen persönlichen Merkmalen versehen. So reihte sich sein eigener Slow Blues "I May Be Singing Out Of Tune" perfekt in die Stimmung ein. Nach dem ersten, rhythmisch sehr betonten Stück, waren die Hände schon warm geklatscht.
Es ging Schlag auf Schlag.
Vom Quartett zum Septett: Mit dem Doc Watson-Titel "Walk On Boy" kamen die drei Sojourners auf die Bühne und Pigat brachte das Bottleneck am Finger in Position.
Das Fest der sehr guten Musik nahm seinen Lauf und die Stimmung auf sowie vor der Bühne stieg weiter nach oben. Wie Chris Tangelder bei der Ankündigung der Band sagte, verglich ein Medienvertreter das letzte Konzert mit einem musikalischen Orgasmus.
Hoffentlich war diese Person wieder anwesend. Welchen Einfall mag sie dann für diese ausgelassene Feier gehabt haben?
Ein Gig des Kanadiers dreht wirklich mächtig an der Schraube der guten Laune und nach mittlerweile zwei magischen Konzerten kann ich nur jedem raten, die Gelegenheit, einen Jim Byrnes live zu sehen, beim Schopf zu packen. Es lohnt sich allemal.
Auch wenn der Titelsong seines Albums My Walking Stick auf der Platte als Tango geboten wird, setzt man mit dem Bühnenarrangement noch ein dickes Sahnehäubchen oben drauf. Was Pigat da an Jazzlicks beziehungsweise Bluesläufen aneinander reihte, hatte Klasse!
Es folgte "Anna". Das Lied stammt von Arthur Alexander und eine Band aus Liverpool hatte diesen Song damals im Programm, wie Byrnes sagte. Seine Version atmete den Southern Soul.
Vom Septett zum Sextett.
Er überließ seiner Band und den drei Sängern die Bühne. Diese Stimmen waren Gänsehaut pur. Sie starteten ihren Teil des Sets mit einem Markenzeichen aus dem Fundus an Nummern... "Hold On". Die Leadvocals wurden fein verteilt und nach einem Gospelsong mit Jazzanleihen war das fachkundige Publikum schon bei der Ankündigung von Los Lobos' The Neighborhood aus dem Häuschen. Da gab es schon Beifall vor dem ersten Ton. A cappella setzten die Sojournes den Track in Gang und dann öffneten sich die Pforten zur Spielwiese von Pigat. Oh Mann, welch eine höllisch gute Version. Das Männertrio verzichtet auf den sonntäglichen Kirchgang und predigte am Nachmittag auf Roepaen.
Viele schwangen das Tanzbein, auch auf der Bühne. Keith Lowe, der barfüßige Bassist war eh ständig in Bewegung. Will Sanders, Ron Small sowie Marcus Mosley nutzten die längere Zeit während des Pigat-Solos ebenfalls für rhythmische Bewegungen.
Von einer solchen Musik lässt man sich liebend gerne anstecken.
"Great Day" hatten sie letztes Jahr von den Shiner Twins gehört. Der Song landete auf ihrem Album und live ist die Nummer, mit Pigat und seinem Bottleneck, Rock'n'Roll pur.
Der Leuchtturm der Roots Music kam für das längere Finale zurück und die gute Laune im Nightclub wollte nicht abreißen.
Mit einem Wilson Pickett-Song und einer Funknummer kochte man die überschäumende Stimmung durch eine ruhigere Nummer etwas, aber wirklich nur etwas, runter. Und dennoch konnte Paul Pigat Jim Byrnes zu einem klasse Frage-Antwort-Spielchen überreden.
Ein perfekter Abschluss der offiziellen Setlist.
Unter lautstarkem Klatschen sowie Pfiffen kamen alle Akteure zurück auf die Bühne.
Leck die Söck... "Didn't It Rain" groovte durch die aufgeheizte Luft. Bitte, bitte, nicht aufhören! Ein Song, den Byrnes immer im Gepäck haben sollte.
Zweite Zugabe... die Leute hatte noch gar nicht ganz ihre Arbeitsplätze erreicht als Paul Pigat (man merke sich diesen Namen) einfach auf seiner Gitarre mit einem weiteren Groove-Ding im Stil eines Soul-Bluesers mit Swamp-Feeling loslegte. "I'm Living Off The Love You Give".
Jim Byrnes und die Sojourners waren ein Garant für beste Unterhaltung und mit der Energie, die von der Bühne floss, hätte man bequem das ehemalige Kloster noch die ganze Nacht versorgen können.
Jim Byrnes... immer wieder gerne. The Sojourners... gehören einfach dazu.
Wir bedanken uns bei Chris Tangelder vom Cultureel Podium Roepaen für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Jim Bynres (electric guitar, vocals)
Paul Pigat (electric guitar, electric slide guitar)
Keith Lowe (bass)
Jeff Hicks (drums, percussion)
The Sojourners:
Will Sanders (vocals, backing vocals)
Ron Small (vocals, backing vocals)
Marcus Mosley (vocals, backing vocals)
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