Fleißig sind sie ja, die Italiener, die seit dem Debüt Ihrer EP im Jahre 1997 in schöner Regelmäßigkeit Platten veröffentlichen und wenn man auf ihrer Homepage einen Blick in den Tour-Kalender wirft, kann man nur hochachtungsvoll den Hut vor der Band ziehen.
Was liegt somit also näher, als nach dem letzten Live-Doppelalbum aus dem Jahre 2010 sowie den Studioscheiben Based On Lies (2012) und Beggar Town (2014) eine weitere Live-Platte nachzuschieben - "Mary And The Fairy".
Ein Blick auf die Tracklist zeigt: Hier wird eine gute Stunde lang ein gelungener Querschnitt aus der Schaffenszeit der Band geboten.
Mit dem Namensgeber für "Based And Lies" aus dem Jahr 2012 wird das Set eröffnet. Auffällig dabei ist, dass der im gleichen Jahr neu hinzugekommene Alessio Raffaelli seine Position in der Band - für meinen Geschmack - etwas zu sehr ausgebaut hat. War Spirits 2009 noch sehr bluesig gehalten und hat mich damals glattweg vom Hocker gehauen, so überwiegt jetzt Rock Noir à la Nick Cave, Elysian Fields und Konsorten (jedoch etwas filigraner), was aber keinesfalls bedeutet, dass die Band bei mir nun endgültig 'verloren' hat. Ab und zu blitzt ja doch noch der 'alte' Stil durch, was beim 10minütigem "Behind The Bars" vom 2002er Album "Crime Stories" zumindest ansatzweise recht gut zu hören ist. Kurze Randbemerkung: "Crime Stories" nahmen einige Kritiker zum Anlass, Vergleiche zu den Black Crowes zu ziehen.
Michele Diamantini, der gern auch als »best european rock guitar« bezeichnet wird, übernimmt die Führung in "Behind The Bars" und treibt seine Mitstreiter ordentlich nach vorn, bis das Piano mit perlenden Klängen eine feierliche Stimmung zaubert, die von der Gitarre jäh zerschnitten wird.
Man tobt sich aus - live - es wird improvisiert und soliert und so reift aus einer 'ganz normalen' Studionummer mal eben ein überlanger Track, der voller Spannung, manchmal mit etwas Dramatik, aber auch mit viel Spielfreude vorgetragen wird.
Sehr schön ist auch die folgende, von einem Akkordeon dominierte Nummer "I Like Your Smell", ebenfalls aus 2002.
"La Buveuse" stammt vom 2009er Album "Spirits", mit dem ich auf Cheap Wine aufmerksam wurde. In meiner damaligen Rezension fielen Namen wie John Mellencamp, Rory Gallagher, Townes Van Zandt, Black Crowes, John Campbelljohn oder gar Bob Dylan... somit erklärt sich der bluesige Charakter des Songs ganz von selbst und meine Mundwinkel ziehen sich nach oben.
Und ein weiteres Mal nimmt uns die Band mit auf eine sehr lange, ganze zehn Minuten andauernde Reise, auf der uns mit "Mary" ("Ruby Shade", 2000) eine traumhafte Stimmung erwartet: Zuhören ist angesagt und als solcher muss man sich bei dieser Band wohl oder übel auf alles gefasst machen, aber ich denke, als hartgesottener Cheap Wine-Fan lässt man sich gern darauf ein. Marco Diamantini wird nun zum Storyteller, untermalt wird das Ganze von virtuosen Gitarrenklängen mit Slideeinlagen sowie einem sanft vor sich hinplätschernden Piano, und das Publikum hört ganz gebannt zu, um ja nicht das Ende der Geschichte zu verpassen. Die Ruhe vor dem Sturm könnte man auch sagen - denn plötzlich übernehmen E-Gitarre und Drum das Kommando und bereiten der aufkommenden Träumerei ein jähes Ende. Nick Cave wäre stolz auf sich...
"Waiting On The Door" (aus "Based On Lies", 2012) gehört, im Vergleich zu "Mary" und "Behind The Bars" zu der eher leichteren aber keineswegs schlechteren Kost.
Mit der überlangen, elfminütigen und wiederum sehr abwechslungsreichen Nummer "The Fairy Has Your Wings" ("Beggar Town", aus 2014) walzt die Band noch einmal alles nieder und beendet damit ein Album, dass Spaß macht und welches ich Cheap Wine-Fans schon aus dem Grunde ans Herz legen möchte, weil darauf Songs enthalten sind, deren Platten lt. Bandwebseite leider nicht mehr käuflich zu erwerben sind. Dazu gehören "Behind The Bars" und "I Like Your Smell" ("Crime Stories") und "Mary" ("Ruby Shade"), schade eigentlich.
Vinylsammler aufgepasst: "Mary And The Fairy" ist auch als Doppelvinyl erhältlich!
Mit diesem Livematerial offenbart die Band einmal mehr ihre Vielseitigkeit. Nicht zu Unrecht haben sie sich durch stetiges Touren, aber auch durch die Veröffentlichung ihrer Alben auf hohem Niveau eine breite Fanbasis erarbeiten können und bewiesen, dass man nicht unbedingt eine Plattenfirma nebst Promoter im Rücken haben muss, um gute Musik unters Volk bringen zu können. »Nix mit billigem Wein« schrieb Ulli 2014, recht hat er immer noch.
Line-up:
Marco Diamantini (vocals, electric guitar, acoustic guitar)
Michele Diamantini (electric guitar, acoustic guitar)
Alan Giannini (drums, percussion)
Andrea Giaro (bass)
Alessio Raffaelli (piano, keyboards, accordion)
Tracklist |
01:Based On Lies
02:Dried Leaves
03:Behind The Bars
04:I Like Your Smell
05:La Buveuse
06:Mary
07:Waiting On The Door
08:The Fairy Has Your Wings (For Valeria)
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