Chemia / The One Inside
The One Inside Spielzeit: 46:48
Medium: CD
Label: Metal Mind Productions, 2013
Stil: Hard Rock

Review vom 13.11.2013


Steve Braun
Wie liebe ich unser östliches Nachbarland... natürlich die Landschaften und Wurstwaren, aber vor allem die dort lebenden, überaus warmherzigen Menschen. Zudem versteht wohl kein anderer unserer Nachbarn unsere »German angst« besser als diese von Selbstzweifeln und allgemeinem Weltschmerz verfolgte Nation (»noch ist Polen nicht verloren«)!
Vor allem aber liebe ich diese weltoffene Musikszene, die regelmäßig für Überraschungen sorgt. Lange Zeit beschränkten sich diese auf den Metal- und vor allem den Progressive-Bereich, mittlerweile können die Polen aber auch im Hard Rock locker punkten... und das ziemlich fett!
Als neuestes 'Überraschungsei' findet Chemia Einlass in den RockTimes-Olymp. Vor drei Jahren wurde die Band auf Betreiben des Gitarristen Wojtek Balczun in Warschau gegründet. "The One Inside" stellt bereits das dritte Album dar - ein verdammt guter Schnitt!
»Modern Rock« kündigt die Plattenfirma an und erntet damit einen um Hilfe heischenden Blick gen Himmel. Was soll das denn sein? Schnell vergessen... Chemia klingt eher wie ein gelungener Hybrid aus Nickelback und Myles Kennedys Klasse-Band Alter Bridge. Wie diese, offenbart der polnische Sechser ein traumwandlerisches Gespür für die mitreißende, nach vorne treibende Hook - man riskiere diesbezüglich mal bei "Bondage Of Love" oder "Generation Zero" ein Ohr. Ein paar Spritzerchen von den üblichen Nu Metal-Verdächtigen sind ebenfalls deutlich auszumachen, vor allem, wenn die Gitarren wie in "B 52" oder "Sweet" 'sägen'. Chemias ganz große Stärke liegt allerdings in den Powerballaden - selten habe ich hymnischere ("Hero"), 'westcoastigere' ("Everlasting Light") oder schmalzig-seelenvollere ("Stalker") gehört.
Mein persönlicher Favorit, "Happy Ending", ist aber deutlich hochoktaniger. Łukasz Drapala outet sich nicht nur hier als erstklassiger Sänger und - man möge es mir milde nachsehen - Rafal Stępieńs Hammond flirrt und gurgelt hier, dass es eine helle Freude ist.
Doch noch ist nicht alles Gold was glänzt. "Fire" klingt dann doch eher nach Dutzendware und das mit leicht punkiger Attitüde rausgerotzte "Fuckshack" will für meinen Geschmack rein gar nicht in den Kontext passen. Aber das ist, angesichts der ansonsten durchgängigen Qualität der Songs, meckern auf ziemlich hohem Niveau!
Der mir vorliegenden Digipak-Edition hat man mit der zauberhaften Pianoballade "Letter" noch einen überaus hübschen Bonustrack spendiert, der "The One Inside" gelungen abrundet.
Nicht nur die Fans von Borussia Dortmund sollten hierzulande auf Chemia aufmerksam werden. Die Freundschaft zu deren 'Knipser' Robert Lewandowski hat den Warschauern einen Platz auf dem Fan-Sampler "Borussia Dortmund - Echte Liebe" eingebracht. "Cross The Line" hat man extra für diesen Anlass geschrieben. Wenn das keine 'echte Liebe' ist...
Chemia sollten es aber auch abseits des Fußballs bei uns schaffen. Die musikalische Qualität ist vorhanden - "The One Inside" überzeugt (fast) auf ganzer Linie.
Line-up:
Łukasz Drapala (lead vocals)
Woytek Balczun (guitars)
Maciej Mąka (guitars)
Rafal Stępień (keyboards)
Krzysztof Jaworski (bass)
Adam Kram (drums)
Tracklist
01:Ego (3:29)
02:Bondage Of Love (3:24)
03:B 52 (3:34)
04:Hero (3:59)
05:Fuckshack (2:46)
06:Everlasting Light (3:15)
07:Generation Zero (3:16)
08:Stalker (3:41)
09:Happy Ending (3:00)
10:Walked Away (3:59)
11:Fire (3:47)
12:Sweet (4:07)
13:Letter [Bonus Track] (4:09)
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