Epitaph / Remember The Daze
Remember The Daze Spielzeit: 59:49
Medium: CD
Label: in-akustik, 2007
Stil: Krautrock


Review vom 16.04.2007


Jürgen Bauerochse
Als im Jahr 1982 die letzte Studio-LP "Danger Man" erschien, war das Ende der deutschen Krautrock-Band Epitaph schon abzusehen. Die alte Energie und Frische war aus ihrer Musik längst verschwunden. Schwülstige, keyboardlastige Mainstreamtöne beherrschten damals die Szene und warfen die Gruppe in die Bedeutungslosigkeit zurück.
Bis zum Jahr 2000 war Epitaph dann ein Stück Musikgeschichte. Doch dann kam es zur Reunion. Starke Konzerte, eine hervorragende Live-CD und ein DVD-Mitschnitt zeigten an, dass die Band wieder voll im Saft stand. Noch immer kamen die alten Kultsongs frisch und heftig rüber. Sie hatten nichts von ihrer Dynamik eingebüßt.
Als eingefleischter Fan von Epitaph wurde ich bei diversen Gigs aber hellhörig, als zwischendurch immer wieder Songs auftauchten, die mir bisher rein gar nichts sagten. Sollte da eine neue Studioproduktion in Arbeit sein? Meine Hoffnung bestätigte sich dann nach einem Gespräch mit Cliff Jackson im Jahr 2006. Jetzt hatte ich es aus offizieller Quelle! Epitaph waren im Studio und spielten ihr neues Album ein.
Und jetzt, fünfundzwanzig Jahre nach der letzten Aufnahme, dreht sich der Silberling "Remember The Daze" fast pausenlos in meinem Player. Zuhause, im Auto, überall eigentlich, läuft die Scheibe. Selbst ein CD-Wechsel zum Besprechen anderer Neuerscheinungen fällt mir schwer.
'The boys are back in town', und wie! Epitaph sind mit einem ungeheueren Schwung zurück. Das Gespann Kolbe/Jackson powert wieder wie vor dreißig Jahren. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. Keinerlei Ermüdungserscheinungen machen sich bemerkbar. Die beiden Masterminds scheinen wieder voller Kreativität und Spielfreude zu stecken. Nur so kann ein Hammer-Album entstehen. Unterstützt von Heinz Glass (guitar) und Achim Poret (drums), beide auch jahrelange Member von Epitaph, bilden eine perfekte Einheit und spielen wie blind aufeinander abgestimmt zusammen.
Entstanden sind die zwölf Songs in Cliffs Studio in Schleswig-Holstein. Der Einfachheit halber übernahm er dann auch gleich die Produktion des Albums. Für den perfekten Klang sorgte niemand anders als Eroc auf seiner Mastering Ranch. Auch das sagt alles über die Soundqualität der CD aus.
Musikalisch gibt es wieder den ganz typischen Epitaph-Rock auf die Ohren, den sie in ihren Anfangszeiten gespielt haben. Gitarre pur, teilweise Double-Leads, (fast) ohne verwässernde Keyboardeinlagen. Die Songs liegen größtenteils im Midtempobereich, ab und zu wird es auch mal balladesk, doch meistens gehen die Sounds ungebremst direkt in den Körper. Eingängige Rhythmen und schöne Refrains laden geradezu zum Mitsingen ein. Jede Wette, dass bei allen Feten nach den ersten drei Pils und fünf Minuten "Remember The Daze" die Stimmung brodelt.
Gleich beim Opener "East Of The Moon" kommen die Epitaph-Tugenden zum Vorschein. Sachte Gitarren leiten das Stück ein, der Drumrhythmus wird immer drängender, und dann setzen die beiden Sechssaiter ein... Dazu Kolbes typische Vocals. Der erste angehende Klassiker ist durch!
"Evermore" beginnt akustisch, hat aber schon nach ca. dreißig Sekunden richtig Fahrt aufgenommen. Wieder geht der Sound direkt in die Beine, und zum ersten Mal gibt es den Harmoniegesang von Kolbe/Jackson auf die Löffel. Erneut so ein Song, der sich sofort ins Gehirn reinfräst.
"Cold Rain" ist einer der Titel, die ich schon bei einem Konzert live erlebt habe. Und auch er kommt sehr gut rüber. Alles rockt nach vorn, und diesmal stehen die Double-Lead-Guitars im Mittelpunkt.
Der Titelsong ist für mich der Anspieltipp, obwohl es mir sehr schwer fällt, hier einen einzigen Titel hervorzuheben. Aber irgendwie ist das eine reine Entscheidung aus dem Bauch heraus, denn "Remember The Daze" versetzt mich zurück in die Zeit, als Epitaph ihre Anfangserfolge feiern konnten. Ja, ja, die guten alten siebziger Jahre...
Ich könnte jetzt noch ewig so weitermachen und die Vorzüge und Eigenschaften jedes einzelnen Songs hochleben lassen, denn es gibt keinen Schwachpunkt auf dieser CD. Mit "Remember The Daze" ist Epitaph ein kolossales Comeback gelungen. Dieses Album weist eine Qualität auf, die ich in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet hätte.
Irgendwie scheint dieses Jahr ein sehr gutes für die deutschen Krautrocker zu werden. Erst Jane mit Voices und jetzt Epitaph mit einer Super-CD. So kann es weitergehen!
Absolute Kaufempfehlung von meiner Seite! Und vergesst nicht die Konzerte der Band zu besuchen denn live sind sie ebenfalls unglaublich stark!
Line-up:
Cliff Jackson (electric and acoustic guitars, vocals)
Bernd Kolbe (bass, leadvocals)
Heinz Glass (electric guitar, dobro)
Achim Poret (drums, percussion, backing vocals)

Gastmusiker
Roger Wahlmann (keyboards)
Jim McGillivary (additional drums)
Tracklist
01:East Of The Moon (5:51)
02:Evermore (3:54)
03:Cold Rain (5:08)
04:Remember The Daze (6:31)
05:Middle Of The Night (4:56)
06:Ships (In The dark) (3:57)
07:Hole In My Head (4:54)
08:Psychedelic Eyes (5:22)
09:Lookin' For A Friend (4:40)
10:Dead Man's Train (4:54)
11:Number No Name (5:04)
12:East Of The Moon (Radio Edit) (4:19)
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