Epitaph goes acoustic! - Was sich schon bei der Still Standing Strong-Tour abzeichnete, als mit "Big City", "Visions" und "In Your Eyes" drei Songs in rein akustischen Versionen gespielt wurden und beim Publikum sehr gut ankamen, setzt die deutsche Rock-Legende nun mit einem kompletten Album fort. Und wie schon bei der letzten Tour waren auch bei "The Acoustic Sessions" wieder einige Gastmusiker bei den Aufnahmen mit dabei, die mit ihren Instrumenten das Arrangement der fünfzehn Titel ganz erheblich beeinflussten.
Allen voran sei hierbei Tim Reese an der Violine erwähnt, der auf fast allen Songs vertreten ist und sich dabei perfekt in das Gruppengefüge einpasste. Auch Nektar-Keyboarder Klaus Henatsch, sowie die junge Pianistin Agnes Hapsari Retno drückten den Stücken ihren ganz eigenen Stempel auf. Wie gut sich diese Gemeinschaft auch live auf der Bühne präsentiert, konnte ich beim ersten Gig der Acoustic Sessions-Tour im Alten Bahnhof zu Anderten erleben. Da passte wirklich alles zusammen, sodass man wirklich von einem sehr gelungenen Projekt sprechen kann.
Und nun also das dazugehörige Full-Length-Album ganz ohne elektrische Gitarren. Schon beim ersten Anhören fällt der glasklare Sound des Silberlings auf. Da ist wirklich jede Feinheit herauszuhören, was ja gerade bei Unplugged-Aufnahmen sehr wichtig ist. So ist das Anhören per Kopfhörer besonders zu empfehlen, das sich zu einem wahren Klangerlebnis entwickelt.
Welche Kreativität Epitaph bei ihren akustischen Songs an den Tag legten, zeigt sich allein schon daran, dass man auf "Visions" und "Big City", die beide schon als Unplugged-Versionen getestet und für gut befunden wurden, verzichtet hat. Und auch "In Your Eyes" ist nur in der Live-Fassung aus dem Hannoveraner Capitol dabei. Es gab also mehr als genug Material, das sich für diesen Longplayer eignete. Schon nach dem ersten Anhören der gut fünfundsechzig Minuten ist klar: Die Songauswahl hätte nicht besser sein können.
Und auch die Reihenfolge der Titel stimmt. Gleich der Opener "Early Morning", ursprünglich vom Debüt-Album, zeigt, wo es langgehen soll. Schon das Geigen-Intro von Tim Reese lässt aufhorchen und man taucht gleich ganz tief in die akustischen Klänge des Albums ein. Das folgende "Another Bloody Day" zieht uns dann in die Gegenwart, denn es stammt vom letzten Studio-Album Dancing With Ghosts. Dabei bewegt sich der Song auf dem gleichen hohen Niveau wie die alten Klassiker von Epitaph, von denen mit "Outside The Law" und "Woman", sowie "Little Maggie" noch drei weitere auf dem Album enthalten sind.
Mit "Summer Sky" vom Album "Return To Reality" und "On Your Knees" sind auch zwei sonst eher selten zu hörende Stücke dabei. Und alle diese kleinen Meisterwerke bestechen durch sehr eindringliche Gitarren und die tollen Harmony-Vocals, die ja schon immer zu den Markenzeichen von Epitaph gehören, in diesen Versionen aber besonders intensiv zum Tragen kommen.
Die erstaunlichste Wandlung nahm "Moving To The City". Ursprünglich als "Moving To The Country" als straighter Boogie-Rocker geschrieben, ist das Stück nun zu einem Country Blues mutiert. Und dieses neue 'Gesicht' bekommt dem Song ausgesprochen gut. Auch zwei Coverversionen gibt es auf "The Acoustic Sessions" mit dem Dylan-Klassiker "All Along The Watchtower" und Jimis Instrumentalstück "Villanova Junction". Doch auch bei diesen Titeln behält die Band ihre totale Eigenständigkeit.
Meine persönlichen Highlights dieses ohnehin ganz starken Albums sind "Looking For A Friend" und das sehr melancholische "Ships In The Dark". Beide boten sich schon in der Originalversion mit ihren gefühlvollen Vocals und den fast zarten Instrumentalklängen für eine Unplugged-Fassung förmlich an. Weiterhin darf auch "Ride The Storm" nicht fehlen, das sich schon jetzt als 'Überflieger' unter den neueren Songs der Band entwickelt hat. Schon das herrlich sanfte Piano-Intro von Agnes Hapsari Retno versetzt den Zuhörer fast in Trance. Die IVO Kids als Background Chor tun ein Übriges dazu, um diesen Klasse-Song nicht mehr aus dem Kopf zu bekommen. Die Repeat-Taste sollte bei dieser traumhaften Ballade immer in Reichweite sein.
Mit "The Acoustic Sessions" ist Epitaph ein wirklich großartiges Unplugged-Album gelungen, das die Band von einer ganz anderen Seite zeigt, als bisher gewohnt. Acoustic Rock at his best - und auch noch in Vollendung dargeboten. Daher gibt es von mir eine absolute Kaufempfehlung und zusätzlich die Tipp-Grafik.
Line-up:
Cliff Jackson (vocals, 6 and 12 string guitar, mandola)
Bernd Kolbe (vocals, acoustic bass)
Heinz Glass (guitar, Dobro, classic guitar, additional vocals)
Achim Poret (drums, percussion, additional vocals)
Guests:
Tim Reese (violin - #1,3,5,8,10)
Kai Stemmler (double bass - #1,3,9,12,13)
Agnes Hapsari Retno (Grand piano - #8)
Klaus Henatsch (piano - #6,7,12,15)
Mario Weissman (additional percussion - #1,2,3,7,9,10,12)
Roger Wahlmann (Fender Rhodes - #4)
Lisa Ohm (backing vocals - #3,4,5,8,13)
IVO Kids (backing vocals - #8)
Tracklist |
01:Early Morning (4:25)
02:Another Bloody Day (4:42)
03:All Along The Watchtower (4:04)
04:Outside The Law (4:53)
05:Looking For A Friend (4:27)
06:Woman (3:13)
07:Little Maggie (5:05)
08:Ride The Storm (5:36)
09:Villanova Junction (3:57)
10:Summer Sky (3:32)
11:Ships In The Dark (3:55)
12:Moving To The City (4:34)
13:On Your Knees (4:05)
Bonus Tracks:
14:In Your Eyes (5:11), [Live at Capitol, Hannover]
15:Looking For A Friend (3:20), [Radio Edit]
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Externe Links:
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