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Epitaph / Still Standing Strong And Back In Town
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Schon als das RockTimes-Team Bauerochse/Berking/Plaschke am 27. November 2012 das Capitol in Hannover verließ, war uns so ziemlich klar, dass wir soeben eines der beeindruckendsten Konzerte dieses Jahres erlebt hatten. Gerade hatte die deutsche Rocklegende Epitaph ihre Tour durch unsere Breitengrade beendet und sich als letzten Gig die niedersächsische Landeshauptstadt ausgesucht, die etliche Jahre lang ihre Heimat gewesen war. Und zu diesem Highlight hatten sich die Mannen um Cliff Jackson und Bernie Kolbe mit einigen befreundeten Musikern verstärkt und so ihre Songs teilweise in einem völlig neuen Gewand dargeboten.
Schon im ersten Teil des Konzertes, bei dem größtenteils Songs der letzten beiden Alben
Dancing With Ghosts und Remember The Daze gespielt wurden, zeigte sich die Band in richtig guter Form. Von Anfang an stand dabei der Keyboarder Frank Sassenberg (Ex-Kingdom, Ex-Domain) mit auf der Bühne, was den aktuellen Songs durchaus eine eigene Note verlieh, ohne die Titel in irgendeiner Form zu verwässern. Alle Songs kamen druckvoll und dicht rüber. So blieb es auch, als Tim Reese mit seiner Geige dazu stieß. Schon bei seinem Eröffnungstrack "Ride The Storm" sorgte er für ganz neue Klangbilder und wertete dieses ohnehin schon starke Stück noch einmal auf. Für mich kam der klassisch ausgebildete Violinist allerdings beim eingestreuten Acoustic-Set noch stärker zur Geltung. Klasse, wie er die Epitaph-Klassiker "Visions" vom ersten Album und "Big City" aus Outside The Law mit tollen Soloeinlagen ergänzte. Überhaupt war dieser Unplugged-Teil die eigentliche Sensation des Abends, denn so war die Band meines Wissens noch nie aufgetreten. Man darf also gespannt sein, wie das für das nächste Frühjahr angekündigte Akustik-Album ausfallen wird. Ich hoffe, auch da werden wir Tim Reese wieder hören, denn sein Spiel wäre garantiert eine Bereicherung für die stromlosen Songs.
Richtig rockig wurde es dann im zweiten Teil des Konzertes, nachdem vorher mit "Long Live The Children" vom Album Danger Man quasi der Motto-Song des Abends über die Bühne lief, denn das Konzert war ja eine Benefizveranstaltung zugunsten der ZAG-Stiftung Pro Chance, die Projekte von Kindern und Jugendlichen im Raum Hannover unterstützt. Passend dazu sang der Kinderchor I.V.O.-Kids den Refrain. Der emotionalste Moment des ganzen Abends!
Doch danach ging es also härter zur Sache. Nun saß der Nektar-Keyboarder Klaus Henatsch hinter der Orgel und Klaus Walz (Ex-Epitaph, Peter Pankas Jane) ergänzte die Gitarrenfraktion. Jeder, der sich auch nur so einigermaßen mit der Musik von Epitaph auskennt, weiß, wie es nun auf der Bühne zur Sache ging, denn jetzt waren die alten 'Schlachtrösser' "Stop, Look And Listen", "Ain't No Liar" und "Going To Chicago" angesagt. Das heißt im Klartext: Dampf aus allen Rohren und reichlich Raum für Improvisationen. Und das mit drei Gitarren - mehr muss ich dazu eigentlich nicht sagen. Das war Epitaph at its best.
Es herrschte also eine Bombenstimmung im Capitol, die beim großen Finale "Who Do You Love" ihren Siedepunkt erreichte, als alle beteiligten Akteure, incl. der Hannoveraner Rocklady Anca Graterol, noch einmal gemeinsam jammten und die unglaubliche Spielfreude ein letztes Mal demonstrierten.
Und das galt es jetzt auch auf die Tonträger rüberzubringen. Die Doppel-CD ist dabei über jeden Zweifel erhaben. Toller Sound, die Publikumsreaktionen sehr gut eingefangen und natürlich das komplette Konzert auf Silberling gepresst. Ein perfektes und absolut authentisches Live-Album, wie man es besser nicht machen kann.
Und auch die DVD ist durchaus ansehenswert. Auch hier der Abend komplett, also deckungsgleich mit der Audioversion. Der Ton ist sehr gut und die Bildqualität kommt mit vielen einfallsreichen Einstellungen gut an. Sieht man mal von ein paar Wacklern des Kameramannes auf der Bühne ab, wurde das Konzert sehr gut eingefangen, obwohl das Bühnenlicht nicht unbedingt optimal war, wie auch ich am eigenen Leib feststellen musste. Es war gar nicht so einfach, einigermaßen gute Fotos zu machen.
Für mich weist die DVD ein einziges kleines Manko auf. Wenn man selbst direkt beim Konzert dabei war, dann trugen die Vorstellungen der einzelnen Musiker, die ja zu verschiedenen Zeiten auf der Bühne erschienen und relaxt und locker angekündigt wurden, erheblich zur guten Stimmung bei und verbreiteten eine heimelige Atmosphäre. So entstand ein ganz intimes Flair im Saal - es fühlte sich an wie 'ein Abend unter Freunden'. Auf diese kleinen Einlagen wurde, wahrscheinlich aus Platzgründen, gänzlich verzichtet, sodass für mich etwas von den positiven Vibes des Abends verloren gegangen ist.
Aber das ändert natürlich absolut nichts an der Tatsache, dass mit "Still Standing Strong And Back In Town" ein ganz besonderes und denkwürdiges Konzert von Epitaph und Freunden für die Nachwelt erhalten bleibt, das es auch verdient hat, immer wieder gesehen und gehört zu werden, denn hier gibt es zeitlose und sehr gute Rockmusik pur auf die Sinnesorgane.
Besonders zu erwähnen ist auch noch das sehr liebevoll und informativ gestaltete Booklet der DVD. Im Querformat wurden hier jede Menge Impressionen des Abends in tollen Bildern festgehalten und es gibt reichhaltige Informationen zu jedem einzelnen Titel in den Linernotes von Alistair A. Tarwid und Rolf Mölder. Auch das zeugt davon, wie wichtig der Band dieses außergewöhnliche Konzertereignis war.
Line-up:
Bernd Kolbe (bass, vocals) Cliff Jackson (guitar, vocals) Heinz Glass (guitar) Achim Poret (drums, backing vocals) Special guests: Volker Sassenberg (keyboards) Klaus Henatsch (keyboards) Klaus Walz (guitar) Tim Reese (violin) Anca Graterol (vocals) I.V.O.-Kids Hannover (backing vocals)
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