Epitaph / Benefizkonzert zugunsten von 'Pro Chance'
27.11.2012, Capitol, Hannover
Epitaph Epitaph
Benefizkonzert zugunsten von 'Pro Chance'
Capitol, Hannover
27. November 2012
Stil: Rock


Artikel vom 06.12.2012


Jürgen Bauerochse
Epitaph Schon mal etwas von der ZAG-Stiftung 'Pro Chance' gehört? - Ich muss zugeben: Ich auch nicht. Doch bin ich jetzt ein gutes Stück schlauer. Diese Institution kümmert sich um Projekte für Kinder und Jugendliche im Raum Hannover. Sicherlich eine sehr löbliche Einrichtung. Das sahen wohl auch die Mitglieder der deutschen Rocklegende Epitaph so, denn sie erklärten sich auf Anfrage sofort zu einem Benefizkonzert zugunsten dieser Einrichtung bereit. Und was lag da näher, als diesen Gig gleich bei ihrer letzten Show der diesjährigen Tour über die Bühne gehen zu lassen. Eine wahrhaft gute Entscheidung der Mannen um Cliff Jackson, aber auch nicht grundlos, denn schließlich war die niedersächsische Landeshauptstadt jahrelang die Heimat von Epitaph.
Epitaph So bildete dieser Abschluss-Gig des Jahres sicherlich den Höhepunkt anno 2012, denn es mussten die einzelnen Songs total umarrangiert werden, da inzwischen auch beschlossen worden war, in einer größeren Besetzung im Capitol aufzulaufen. Mit dabei waren der Nektar-Keyboarder Klaus Henatsch, Volker Sassenberg (Ex-Kingdom, Ex-Domain) sowie Epitaph-Urgestein Klaus Walz, der jetzt bei Peter Panka's Jane die Gitarre schwingt. Außerdem war der Violinist Tim Reese mit von der Partie. Das alles hörte sich absolut vielversprechend an, war aber garantiert auch mit jeder Menge Arbeit verbunden, um ausdrucksstarke Versionen der Epitaph-Klassiker auf die Beine zu stellen. Da zusätzlich, aufgrund des Anlasses dieses Abends, auch ein Kinderchor mit dabei sein sollte, wurde die Arbeit an den Arrangements garantiert nicht weniger.
Epitaph So stand also an diesem Dienstag musikalisch etwas ganz Besonderes auf dem Programm, das für die Produktion einer DVD auch noch mit modernster Technik aufgezeichnet wurde. Also machte sich die RockTimes-Redaktion, Abteilung Süd-Niedersachsen, gleich mal wieder in Trio-Besetzung auf den Weg, denn schließlich hatten wir mit dem Tribute-Konzert für Peter Panka schon einmal eine Veranstaltung dieser Art begleitet und dabei eines der besten Events unseres bisherigen Konzertlebens miterlebt. Als langjährige Fans von Epitaph und unzähligen Besuchen von Konzerten der Band war uns schon klar, dass sich dieser Abend von den 'normalen' Shows der Gruppe erheblich unterscheiden würde. Noch ein Grund mehr, unbedingt dabei zu sein.
Epitaph Das Konzert begann mit einleitenden Worten, die einen Kurzabriss der amerikanischen Indianerkriege mit ihren vernichtenden Schlachten für die Ureinwohner des Landes beinhalteten - und schon war das perfekte Intro zu "Dancing With Ghosts" gelegt. Epitaph rockte los, begleitet von tanzenden Indianern. Nun ja, das war noch nichts wirklich Spektakuläres, sorgte aber schon mal für sehr gute Stimmung. Von Anfang an war Volker Sassenberg mit dabei, der sich während der gesamten Show mit Klaus Henatsch an den Keyboards ablöste. Dadurch entstand schon mal ein etwas anderer Sound, der die Songs von Epitaph aber keineswegs verwässerte, wie es in den späten siebziger Jahren öfter der Fall war, als die Gruppe ihren Musikstil ziemlich veränderte und sich damit keinen Gefallen getan hatte.
Epitaph Das gesamte erste Set bestand ausschließlich aus Aufnahmen der beiden letzten Studio-Alben Remember The Daze und Dancing With Ghosts, die damit ideal promotet wurden. Doch inzwischen sind auch diese Titel schon fester Bestandteil im Programm von Epitaph, und so wurden sie textsicher von den Fans begleitet und auch sehr intensiv abgefeiert. Obwohl für mich der Sound etwas zu dumpf war, ging die Show richtig gut ab. Die Jungs waren allesamt in guter Form und hatten sichtlich Spaß an ihrer Arbeit auf der Bühne.
Und dann schon mal ein erster Höhepunkt. Mit Tim Reese begleitete ein richtig guter Geiger die Band durch ihr Programm und verlieh den Titeln einen ganz speziellen Klang. Hier zeigte sich die Perfektion bei den neuen Arrangements. Die Violine passte sich optimal ein, ohne den Stücken ihre Dynamik zu nehmen. Es entstand lediglich eine andere, aber auch sehr interessante Sound-Variante.
Epitaph Nach einer etwa halbstündigen Pause ging es mit "Long Live The Children" weiter, und bei diesem Song kam dann der Kinderchor I.V.O.-Kids beim Refrain zum Einsatz. Herrlich, wie sich die Kleinen bei ihrem großen Auftritt so richtig reinknieten und voller Begeisterung bei der Sache waren. Selbst nach ihrem Einsatz standen die jüngsten Epitaph-Fans noch lange direkt vor der Bühne und wollten sich gar nicht mehr losreißen. Die Zukunft der Rockmusik ist damit gerettet…!
Als kurz danach ein Instrumentenwechsel stattfand und sich die Herren Jackson, Kolbe und Glass auf Barhockern niederließen, war das nächste Highlight der Show eingeläutet. Noch nie gab es ein Akustikset von Epitaph. Jetzt also die Premiere. Man konnte das Erstaunen im Publikum förmlich spüren, als die Band nacheinander "Big City", "In Your Eyes" und "Visions" ohne Stromgitarren spielten. Und auch hier gilt wieder: Ganz starke Arrangements!
Epitaph Als dann alles wieder in geordneten Bahnen verlief, standen nun die Klassiker von Epitaph an. Mit einer Veränderung: Klaus Walz, seines Zeichens Mitbegründer der Band, verstärkte die Gitarren-Fraktion. Wer die Gruppe schon mal live erlebt hat, der weiß genau, wie druckvoll die Double-Leads schon im Normal-Format aus den Boxen knallen. Aber jetzt, das waren schon wahre Gitarrenwände, die sich da auftaten. Der Klaus kann es eben immer noch perfekt. Allein "Stop, Look And Listen" und "Going To Chicago" mit diesem Dreierpack an den sechs Saiten riss die Zuhörer förmlich mit, zumal beide Songs auch herrlich lang ausgedehnt wurden. Da waren sie mal wieder, diese Momente, bei denen nur der Wunsch auf niemals enden wollende Songs im Gehirn vorherrscht. Und diese Wünsche wurden zumindest fast erfüllt.
Epitaph Nachdem mit "Ain't No Liar" aus dem gerade wieder veröffentlichten Album Danger Man, dem genialen "Woman" und der Improvisationsnummer "Who Do You Love", bei dem Bernie Kolbes Bass-Solo die Zuhörer zu spontanem Zwischenapplaus veranlasste, noch weitere Dauerbrenner mit dem Dreier-Gitarren-Paket so richtig schön auf die Ohren gingen, war das Benefiz-Konzert von Epitaph auch schon wieder viel zu schnell beendet. Kaum zu glauben, wie fix weit über zweieinhalb Stunden voller guter Rockmusik vorbei sein können. Jetzt bin ich echt mal gespannt, wie dieses Konzert auf der geplanten DVD rüber kommen wird. Live war dieser Abend jedenfalls schon mal ein absoluter Knaller.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Dirk Osterhaus von Media 2 Promotion für die problemlose Akkreditierung. Vielleicht haben wir beim nächsten Mal mehr Zeit zum Reden.
Line-up:
Bernd Kolbe (bass, vocals)
Cliff Jackson (guitar, vocals)
Heinz Glass (guitar)
Achim Poret (drums, backing vocals)

Special guests:
Volker Sassenberg (keyboards)
Klaus Henatsch (keyboards)
Klaus Walz (guitar)
Tim Reese (violin)
I.V.O.-Kids Hannover (backing vocals)
Setlist
Dancing With Ghosts
Cold Rain
Another Bloody Day
Dead Man's Train
Remember The Daze
Ride The Storm
Sad Song
Crossroads
Hole In My Head

Long Live The Children
Woman
Can't You See
Big City
In Your Eyes
Visions
Stop, Look And Listen
Ain't No Liar
Going To Chicago
Who Do You Love
Externer Link: