Blues Tour Cuijk, 21.05.2009, Cuijk (NL)
Blues Tour Cuijk Blues Tour
Cuijk
21. Mai 2009
Festivalbericht
Stil: Blues, Blues Rock


Artikel vom 26.05.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Es ist schon erstaunlich, was das beschauliche niederländische Städtchen Cuijk rund um den Blues zu bieten hat.
Hier findet nicht nur alljährlich das Blues Alive-Festival statt.
Wie aus informierten Kreis zu vernehmen war, fand die Blues Tour Cuijk schon zum mindestens fünfzehnten Mal statt.
Also eine Veranstaltung mit Tradition!
Ganz so, wie es sich für den Blues gehört.
In acht sehr gemütlichen Innenstadt-Kneipen traten acht Bands beziehungsweise Künstler auf, die wieder einmal das recht breites Spektrum des Genres abdeckten.
Die zurückzulegenden Touren zwischen den Kneipen waren kurz bis nicht der Rede wert. Manchmal hieß es einfach: raus aus der Kneipe, rein in die nächste, weil mache Auftrittsorte unmittelbare Nachbaren sind.
Die beiden Eckpunkte der 'zufuß und drinnen'-Tour, der Toerist und das Kansas waren auch nur geschätzte 400 Meter voneinander entfernt. Ganz gleich, in welcher Pinte man seinen Rundgang startete, wurde der Besucher zur Kasse gebeten.
Allerdings nur einmal, denn mit schlappen 10 € bekam der zahlende Kunde ein pechschwarzes Armband und mit diesem hatte der Blues-Freund dann in allen anderen Kneipen freien Eintritt. Mit dem 'Geld-gegen-Armband-Tausch' bekam man auch gleich einen sehr informativen vierseitigen Flyer in die Hand gedrückt.
Daraus konnte man sich einige Auskünfte über die Künstler erlesen. Außerdem enthielt er einen Innenstadtplan mit den Locations und, sehr wichtig, ein Raster mit den Auftrittszeiten, die sich, mit mehreren kürzeren sowie längeren Gigs bis in die Nacht verteilten.
Respekt und sehr gut kalkuliert. Für diesen wirklich preisgünstigen Eintritt bekamen die zahlreichen Besucher viel geboten.
Crawlin' CoonsDrei Erkenntnisse brachte die Blues Tour ans Licht:
Drummer trugen Sonnenbrillen und
der Christi Himmelfahrt-Feiertag ist in den Niederlanden nicht gleichzeitig auch Vatertag. Zumindest konnte es einem aber so vorkommen... so um die Tageswende.
Jimi Hendrix als auch Stevie Ray Vaughan schienen im Heißluftballon über dem Austragungsort zu schweben.
Mein persönlicher Blues-Spaziergang begann im bereits erwähnten Toerist.
Dort waren The Crawlin' Coons zu Gast. Zum Auftakt boten sie einige Cover-Songs von Willie Dixon, John Lee Hooker, Elmore James oder auch Howlin' Wolf.
Crawlin' CoonsAuffallend war, welchen swingenden Groove der Drummer den Fremdkompositionen gab und mit den Eigengewächsen aus der Feder des Gitarristen Anthony van den Broek, der einen mit seinem Äußeren in die Siebzigerjahre beamte, stand das Quartett auch nicht auf verlorenem Posten da. Mit seiner Harp konnte René Kelleter wesentlich mehr Punkte sammeln, als durch seinen Gesang. Der war ambitioniert, allerdings nicht gerade von vielen Varianten gekrönt. Eine Stimmung-machende Eröffnung war es allemal.
Danach ging es sozusagen ins Zentrum des Geschehens. Die Cafés, wie die Pinten liebevoll genannt werden, Taurus, Spinners, Posthoorn, Boom und Goei Volluk, liegen in unmittelbarer Nachbarschaft.

Jason BuieNach einer niederländischen Eröffnugspartie sollte es jetzt international werden: Der Kanadier, genauer aus Vancouver stammende Saitenhexer Jason Buie gab sich im Taurus die Ehre.
Hatte sich die Crawlin' Coons fast mit einem Stevie Ray Vaughan-Titel verabschiedet, wurde man von Buie mit einem instrumentalen Medley, das "Pride And Joy" enthielt, empfangen.
Buie und seine Begleitmusiker brachten die Raumtemperatur mit ihrem feurigen Auftritt auf Schweiß-treibendes Niveau, auch bei den Zuschauern. Gleich beim zweiten Titel machte sich auch Buie auf eine Tour... hausintern...durch die Zuschauermenge. Sein brodelnd lauter Blues Rock, gepaart mit stampfendem Chicago-12-Takter fiel stante pede auf fruchtbaren Boden. Der normalerweise mit Keyboarder aufspielende Kanadier zog mit seiner Vorstellung im Power-Trio mächtig viel Strom aus der Steckdose. Der Sunnyboy-Drummer hatte sein abgedunkeltes Nasenfahrrad in den Haaren platziert, sorgte allerdings für einen mächtigen Groove. Der Bassist ließ die dicken Saiten schnurren und im balladesken Milieu kannten sich die Drei ebenfalls bestens aus. Jimi Hendrix durfte auch hier nicht fehlen: "Manic Depression" war OK, hatte ich aber schon besser gecovert in Erinnerung. Das Café war richtig voll und da war Frischluftzufuhr angesagt.
Eef GuitarOK, konnte man haben, weil es im Freien zum nächsten Auftritt ging.
Schon das Ambiente des Kansas war toll. Da hätten zig Fotos von der liebenswert drapierten Dekoration gemachet werden können, aber es ging ja um den Blues.
In diesem Fall war es Eef Guitar, die sich in bester Begleitung befand. Sie machte zusammen mit der Dicky Greenwood Band einen Abstecher in die Funk-/Soul-Gefilde des Genres und präsentierte sich mit einem ganz starken Auftritt. Die gebürtige Niederländerin, seit 1999 in den USA lebende Sängerin und Gitarristin stellte unter anderem Songs aus ihrer CD "Aqua" vor. Mit Dicky Greenwood hatten sich ohrenfällig zwei gesucht und gefunden.
Als einziger Gitarrist der Kneipen-Tour hatte Greenwood nicht ein Effektgerät im Einsatz. Die halbakustische Gibson pur, und wie!
Eef Guitar hatte ihr Arbeitsgerät, ebenfalls aus dem Hause Gibson, etwas schärfer eingestellt und benutzte nicht selten ein Wah Wah-Pedal. Alleine der erste Track dauerte leckere zehn Minuten, die Soli flogen zwischen den Beiden hin und her, dass es eine wahre Wonne war.
Bis zu diesem Zeitpunkt war das der Vatertags-Blues!
Eef GuitarAbwechslungsreich wurde der durch den Flyer angekündigte 12-Takter geboten: funky, soulig und mit einem tollen Sound gefühlvoll vorgetragen.
Die Songs aus ihrem Album weckten Neugierde auf mehr. Ein Slow Blues folgte, bei dem Greenwood seiner Gitarre herrlich weiche Töne entlockte und mit einer sehr bodenständig agierenden Bassistin war der Eef Guitar-Auftritt schon etwas Besonderes.
Quasi gestraft wurde die Protagonistin, als sie Dicky bat: »Play your guitar.«. So einen Satz ließ sich Greenwood nicht zweimal sagen. Wow, er lockerte alle nicht sichtbaren Zügel und legte ein Solo der Extraklasse hin.
Durch überzeugende Gigs, ich habe die Auftritte der Musiker zusammengefasst, sollte man Eef Guitar und die Dicky Greenwood Band auf dem Zettel haben.
Auf zum Posthoorn... 100 Meter.
Coen Wolters BandDort hatte sich einer der beiden Headliner, die Coen Wolters Band (CWB) für ihre Gigs einquartiert.
Um 19:00 Uhr stand ein dreiviertelstündiger Aufgalopp zum Hauptact um 21:30 Uhr an. Brachten andere bei der Blues Tour das Publikum mit Hendrix, SRV und Co. auf Touren, waren es bei der CWB eindeutig die Eigenkompositionen mit denen man das Publikum erfreute. Hendrix, vertreten durch "Spanish Castle Magic" sowie "Foxy Lady" waren, ganz am Ende des zweiten Sets, auf höherem Niveau interpretiertes Fremdmaterial, als vorher gehört.
In beiden Gigs brachte das Trio mit dem neuen Drummer Matthijs Rolleman einige frisch geschriebene Songs unter, die die Spannweite der Band-Schwingen um einiges vergrößerte. Funk und Soul waren angesagt und es fanden auch jazzige Parts Einzug in das eh schon spektrale Angebot eines Wolters.
Coen Wolters BandDer neue Schlagzeuger verfügt über bestes Timing und konnte in seinem Solo glänzen. Erwin van Gestel war ebenfalls ein, wie immer, bewährter Aktivposten und wenn der seinen Bass slappt, ist Zauber in der Hütte.
Fast passend zum Motto des Events gab es ein herrliches "Ticket To Ride" und "Ain't No Way" langte an die zwanzig Minuten-Grenze heran. Schon ein mächtiges Zeit-Pfund, bei einem eineinhalbstündigen Gig. So war es geplant und im Endeffekt waren es schließlich zwei. Mit "Time After Time" war es Zeit für einen Boogie.
Auch das bewährte "Goin' Down" wurde durch einen Jazz-Teil umarrangiert, sodass sich viel für den Berichterstatter bekannte Stücke als Neulinge präsentierten. Neu war auch das Funk-Stück "You Me And Your Monkey".
Bei den bereits weiter oben gelisteten Hendrix-Tracks war die Tanzfläche schon gut gefüllt. Als lautstark geforderte Zugabe wurde Peter Greens "Oh Well" gespielt und noch mehr Zuschauer wurden zu Tänzern.
Wieder einmal legte die CWB einen hochenergetischen Gig, bei dem am Ende die Hemden respektive das T-Shirt des Drummers richtig nass waren.
Bas PaardekooperIm Boom, unmittelbar neben dem Posthoorn, gastierte Bas Paardekooper mit seiner Blew Crue.
Auch hier war Blues Rock angesagt. Der kleine niederländische Blueser, begleitet von einer tighten Band, spielte in einem 12-Takter-Dreieck von SRV, Hendix und Walter Trout, konnte allerdings nicht mit der Inspiration glänzen, wie ein Coen Wolters. Einer der letzten Songs, sehr am Blues Rock-Vorsteher Trout orientiert, wirkte nicht gerade Stimmungs-steigernd.
Dem gegenüber sehr wohl die Keyboard-Show-Kletterei von Wouter Hoek, der auf seinen vielen Tasten zuweilen auch mehr als rockige Töne produzierte.
Die Einflüsse waren noch zu sehr bei den oben genannten Vorbidern verwurzelt. Ein selbstgeschriebener Song, neben ein Hendrix-Cover gesetzt, brachte noch nicht die geforderte Eigenständigkeit hervor. Paardekooper braucht mehr eigene Pferde im Stall, als Züchtungskreuzungen mit anderen Musikern.
Michael Dotson & BandIm Goei Volluk hatte ich in der Vergangenheit bereits einige tolle Konzerte erleben dürfen: Gregor Hilden, die Lester Butler Tribute Band mit Matt Schofield und den Harper Mitch Kashmar.
In diesem Wirtshaus bot die Blues Tour 2009 den nächsten Headliner auf: Michael Dotson & Band. Dotson, seines Zeichens Gitarrist bei Morris Holt, besser bekannt als Magic Slim, bot eine Zelebration des Chicago-Blues par excellence.
Er wurde von niederländischen Musikern begleitet und Dotson legte Wert auf einen zweiten Gitarristen, den er, ganz großzügig, anfangs auch in den Spotlight seines Auftrittes stellte.
Dotsons Bottleneck-Einsätze erfreuten nicht nur den Berichterstatter. Die Info-Kärtchen des Blueser verwiesen auf eine anstehende Tour im Novemer 2009. Obacht, liebe Blues-Freunde!

Michael Dotson & BandDer Mann war nicht nur wegen seiner Stimme ein Hinhörer vor dem Blues-Herrn. Was er aus seinem Arbeitsgerät entließ, brachte Magie in die vier Wände der Schänke. Fantastisch!
Er war ein Vertreter der sehr guten Gitarristen auf dem Gebiet des Chicago-Blues und natürlich hatte er auch Titel aus seiner 2007 erschienen Platte "Lightnin' In My Pocket" auf der Setlist.
Sein Blues ist zeitlos gut und im brechend vollen Goei Volluk passte keine Zeitung mehr hinein. Wen wundert es, bei diesem Mann. Er hatte die Anwesenden mit seinen beiden Auftritten nicht im Entferntesten enttäuscht.
Auf meiner Blues-Tour konnte ich leider nicht im De Kwast reinschauen, um den Acoustic Blues von Ernest zu erleben.
Die Point Blue hatte ich bewusst ausgelassen, denn sie outeten sich bereits über ihre Homepage als reine Coverband. Davon gab es bei den Einzel-Konzerten ja schon genug.
Das Event war eine rundum sehr gelungene und kurzweilige Angelegenheit. In Cuijk ist mehr als nur ein Trödelmarkt zu finden.
Blues on!
Crawlin' Coons    Crawlin' Coons    Jason Buie    Jason Buie
Jason Buie      Jason Buie      Eef Guitar
Eef Guitar      Eef Guitar     Eef Guitar
Eef Guitar      Coen Wolters Band     Coen Wolters Band
Coen Wolters Band    Coen Wolters Band    Coen Wolters Band    Coen Wolters Band
Coen Wolters Band      Eef Guitar     Eef Guitar
Michael Dotson & Band    Michael Dotson & Band    Michael Dotson & Band    Michael Dotson & Band
Michael Dotson & Band    Bas Paardekooper    Bas Paardekooper
Bas Paardekooper    Bas Paardekooper    Bas Paardekooper
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