Es ist ja doch noch etwas los, im Goei Volluk in Cuijk, in Erfahrung gebracht durch Gregor Hildens Tourkalender.
Wenn eine Homepage plötzlich aus dem Netz verschwindet, ist man von einem Moment zum anderen wie abgenabelt von Informationen. So geschehen mit der Seite dieser gemütlichen Kneipe.
Der Termin wurde sofort notiert. Erfahrungsgemäß spielen sonntags die Bands zur 'Teatime', also gegen 17.00 Uhr.
In Cuijk waren viele Leute unterwegs, saßen draußen vor den Kneipen oder Kaffeestuben und genossen die wärmenden Sonnenstrahlen.
Meiner einer lief dem Gregor quasi direkt in die Arme. Begrüßung und kurzer Smalltalk, bei dem sich herausstellte, dass der Drummer irgendwo in Deutschland im Stau stand.
Höhere Gewalt: Alles war vorbereitet, nur der Schlagzeuger war noch nicht da. Da hilft natürlich nur eines: Geduld bewahren.
Endlich angekommen, baute er sein Drum-Set in Windeseile auf und während er die letzte Flügelschraube eines Beckens fixierte, erfolgte nur noch ein kurzes Kopfnicken in Richtung Gregor. Sekunden später verstummte die Musik aus der Konserve und alle Musiker fanden sich auf der Bühne ein. Nach einer kurzen Ansage der Band ging es mit "Ode To Billy Joe" von der CD "I'll Play The Blues For You" direkt in die Vollen.
Jedes Bandmitglied stellte sich mit einem mehr oder weniger kurzen Solo vor:
Horst Bergmeyer (keyboards)
Sascha Oeing (bass)
und Dirk Brand (drums)
Der CD-Titel war für dieses hervorragende Konzert auch Programm, denn es gab einen herrlichen instrumentalen Querschnitt durch die zahlreichen Veröffentlichungen von Gregor Hilden.
Fehlen durften natürlich nicht einige Kostproben aus Golden Voice Blues.
Als da wären: "Shufflin'" und eine satte 10-minütige Version des Songs "Golden Voice Blues". Die Live-Ausgabe lässt einigen Raum für feinste Improvisationen, so dass sich die Nummer schon zu Beginn des Konzerts zu einem Highlight entwickelte.
Auch hier muss es angemerkt werden: Das Publikum, ansonsten nie mit Beifall sparend, konnte in den ganz leisen Passagen nicht zur nötigen Ruhe kommen. Die Mitteilungsbedürftigkeit der Leute untereinander wirkt dann nur störend. Wir hätten bestimmt mehr dieser leisen Parts gehört, wenn das Publikum so konzentriert gewesen wäre, wie in Bergkamen.
Dann war es so weit: 'Nur' die ersten drei Songs mussten wir auf Hildens musikalische Verneigung vor Peter Green warten. In Worte gefasst war es "Slabo Days", das auch auf der vor kurzem mit Bonus-Tracks wiederveröffentlichten, remasterten Guitar Deluxe vertreten ist. Sauberst, Herr Hilden, nebst Band natürlich!
Von den Anwesenden wurde der folgende Bandausflug in jazzige Gefilde mit Begeisterung aufgenommen und es gab das gesamte Konzert über Zwischenapplaus nach den Soli der Musiker. Ein ums andere Mal konnte Horst Bergmeyer an der Hammond B-3 oder an der Organ brillieren. Welche Ideen der in Töne umsetzt, ist schon erstaunlich. Ganz dicke kommt es, wenn er die Tasten mit Ellbogen und Unterarm 'bearbeitet'.
Nach einem Slow-Blues wurde der erste Set mit einer Nummer beendet, in der auch für mich etwas Neues geboten wurde: Ein 'Frage-Antwort' Part, in dem sich Gregor und Dirk am Schlagzeug unterhielten. Klasse!
Was die Soli angeht hätte ich mir doch gewünscht, dass Sascha Oeing nicht nur im ersten Stück die Gelegenheit bekam, solistisch aufzugetrumpfen.
Pause und Besuch des Keramikzimmers.
Der zweite Teil wurde mit einem herrlich relaxten Song (war es "Off Beatin'"?) eröffnet.
Dann folgte etwas Besonderes und Gregor kündigte Jan Schwarte aus Solingen an. Ein Junge, gerade mal 14 Jahre alt und seit 1 ˝ Jahren unter den Fittichen seines Lehrmeisters Peter Driessen, schulterte seine Gibson und spielte sowohl in Begleitung der höchst flexiblen Band einige Soli und er und Gregor kommunizierten auf ihren Instrumenten. Bei solchen Talenten brauchen wir uns um die Zukunft des Blues keine Gedanken machen.
Er lebt, der Blues!
Nach diesem Youngster-Blues kam die Band mit Charles Mingus' "Goodbye Pork Pie Hat" nochmals zur vorzüglich vorgetragenen Jazz-Abteilung des Konzerts. Dieser Track ist Quadratkilometer Gregors Terrain. Ein Solo nach dem anderen, er lässt die Seele baumeln, wirkt wie entrückt und abermals zeigt sich, dass Emotionen auch in einem Gitarrenton ausgedrückt werden können. Dieses Stück ist wie geschaffen für Träumereien…
Einen richtig groovigen Abschluss fand das zweite Set mit "Beale Street Strut". Nicht satt hören kann ich mich an solchen Nummern. Wäre noch ein Ding gewesen, wenn "Freeway Jam" zum Zuge gekommen wäre. Aber man kann ja nicht alles haben.
Die Zugabe gestaltete sich dann besonders. Gregor sagte, dass Blues auch mit jammen zu tun hat und bat eine im Publikum befindliche Sängerin auf die Bühne. Evelyn zierte sich zunächst, stand aber kurz danach am Mikro. Die Überraschung zweiter Teil war dann, dass für mich unbemerkt ein sehr junger Mann an den Keyboards saß.
Wo war Horst? Der hatte es sich etwas abseits mit einem Getränk an der Wand angelehnt, gemütlich gemacht.
Über einem 12-Takter improvisierend, schloss sich Evelyn der Band an und intonierte Dinge, die ihr so in den Sinn kamen…
Nachdem sie die Bühne verlassen hatte wurde mit Toine an der Organ ein Boogie gespielt, was selbstredend vom Publikum abgefeiert wurde.
Gregor Hilden tat gut daran, einem Mann, der sich wohl auch für einen 'Beitrag' bei ihm meldete, einen Korb zu geben.
So kam die Band, in angestammter Besetzung über einen weiteren gefühlvollen Slow-Blues zu einem Boogie, der richtig Fahrt aufnahm. Sascha Oeing füllte die Breaks mit geschickten Tieftöner-Intermezzi.
Sehen wir mal von Evelyns Einlage ab, lieferte das Quartett ein Instrumental-Konzert der Oberklasse. Das hat Format, ist abwechslungsreich und mit Höhepunkten nur so gespickt.
Auf ein Wiedersehen an anderem Ort…
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