Die GoMusic im April 2011 hatte es wieder einmal in sich. Durch die Frankfurter Musikmesse waren einige Termine in diesem Monat nicht an ihrem Stammplatz. Trotzdem fanden sich viele Fans dieser Veranstaltungsreihe im Klever Coffee House ein.
Jedem Blues/Blues Rock-Fan dürfte der Amerikaner Todd Wolfe mittlerweile kein unbekannter Musiker mehr sein. RockTimes verfügt über ein reichhaltiges Angebot an Lesestoff und wer jetzt nicht unbedingt in Wolfes Index stöbern möchte oder den Sänger, Gitarristen und Komponisten vielleicht nicht kennt, hier einige Eckdaten: Bevor er unter eigenem Namen agierte war Wolfe Gitarrist bei Sheryl Crow und widmete sich dann dem Blues beziehungsweise Blues Rock. 1999 startet er als Debüt gleich mit dem Album Live From Manny's Carwash durch und es folgten viele tolle Platten bis hin zu seinem aktuellen Werk Live. Neben Crow hat er auch auf Alben von Phish, Carla Olson, Leslie West, Mountain, Stevie Nicks oder Deborah Coleman mitgewirkt.
Zu Delmar Browns Vita möchte ich aus den GoMusic-Bericht vom Mai 2010 zitieren: »Der Amerikaner Delmar Brown hat eine Visitenkarte, die sich wie das Who's who der Rock- beziehungsweise Jazz-Musik liest. Unter anderem spielte der Keyboarder seit Ende der Siebzigerjahre für Sting, Gil Evans, Jaco Pastorius, Miles Davis, James Blood Ulmer, Peter Gabriel oder Quincy Jones.«
Dirk Brand gehört zu den versiertesten deutschen Schlagzeugern und ist auch international ein sehr gefragter Mann. Er spielte bereits mit Gregor Hilden, Lee Z, Charlie Mariano, Jeff Richman oder The Weather Girls.
Der Konzertbeginn stand unter dem Motto des Abends: "Ostküste Meets Westküste". Damit war natürlich Amerika gemeint. Beim instrumentalen Opener lohnte es sich immer schon, einen Blick auf das Zeiteisen zu werfen. Mit den Vorstellungssoli wurde eine volle halbe Stunde bestens gefüllt. Todd Wolfe ließ seine Finger wie eine kristallklare Flüssigkeit über die Saiten seine Gibson Les Paul fliegen und sorgte auch für herrlich andächtige Momente. Delmar Brown hatte für seinen ersten Alleingang einen beeindruckenden Keytar-Breitband-Sound gewählt und der Mann mit den Dreadlocks war eine Ohren- sowie Augenweide. Dirk Brand sorgte mit seinem Trommeln für den ersten Feueralarm im Coffee House. Gigantisch melodisch ging es in flexiblem Tempo über die Felle und Becken. Klasse! Martin Engelien sorgte für einen tollen Tieftöner-Groove, den er auch dadurch erzeugte, dass er geradezu auf die dicken Saiten einschlug, obwohl die Prügelstrafe doch schon lange verboten wurde. Egal, es war sehr effektiv.
Wolfe hatte sich den nächsten Song ausgesucht. Da bedurfte es für "All Along The Watchtower" auch keiner langen Vorrede. Nach einem überraschenden Break kehrte mit dem folgenden Solo des Gitarristen Ruhe ein und dass der Amerikaner auch in langsameren Phasen ein Meister der leisen Töne war, konnte vom Publikum bestaunt werden. Wolfe hatte es verdammt schnell geschafft, die Zuschauer zu begeistern. Brown nahm den Faden auf und drückte dann das Gaspedal kontinuierlich immer weiter durch. Die Hendrix-Vorlage wurde interpretiert und nicht gecovert.
Dann bog die Band mit den letzten beiden Tracks vor der Pause mehr oder weniger heftig auf die Funk-Allee ab. Zunächst gab es eine richtig derbe Ausgabe davon: Browns "Kosmic Blue". Zu Wolfes überirdischer Wah Wah-Action hatte der New Yorker eine ganze Menge Tasten-Riffs auf seiner Keytar parat und anschließend wurde der von Wolfe komponierte Song "Ready For Love" zu einem funkenden Feuer des Blues.
" Feel The Fire Burning" kündigte Engelien als Hardcore-Funk an und so war es auch. Jede Menge Action war angesagt und Brown stellte ein echt abgedrehtes Solo zur Verfügung. Wow, was konnte der Mann auf den Tasten zaubern und er spielte sein Instrument auch noch hinter dem Kopf. Wieder an der anderen Küstenseite angekommen, war es Sache des Gitarristen, der den Funk mit "A Change Will Come" abermals in die musikalische Gesprächsrunde zurück brachte. Wolfe hatte dann auch noch über "White Room" einen schönen Abstecher in Cream-Zeiten auf der Pfanne.
Zu sphärischen Tastentönen blieb er mit seinem Slide-Solo in Browns Nummer "Don't Go Away" bodenständig. Engelien brachte das Überding, denn er ließ seinen Tieftöner klingen, wie einen Sechssaiter. Dirk Brand steckte die Stöcke in den Köcher und wurde zu einem perfekt begleitenden Handtrommler. Oh Mann, das war Live-Musik zum Jubeln. Schwups, waren alle wieder an der Ostküste und in "California" (auf Borrowed Time zu finden), einer gemeinsamen Komposition von Wolfe und Crow, setzte die Combo noch einen oben drauf. Der Gitarrist zeichnete mit der Hand einen Kreis in die elektrisierte Luft und schon rotierten die Soli in Kurzmitteilungen mehrfach von Brand über Engelien zu Brown sowie Wolfe. Gigantisch!
"Bahia" stand am Ende der Setlist und man ließ um kurz vor halb zwölf die Sonne wieder aufgehen und erwärmte die Herzen.
Mit der Zugabe wich man von der Tradition der letzen Konzerte ab, denn es gab nicht Led Zeppelins "Rock'n'Roll" auf die Ohren, sondern eine tonnenschwere Blues-Lesung des Beatles-Titels "Come Together" mit einem weiteren hochkarätigen Brand-Solo. Am Lächeln der Musiker konnte man ablesen, dass alle hochzufrieden waren und die Zuschauer zeigten ihre Begeisterung durch weitere 'Zugabe'-Rufe. Neben Rock und Blues Rock stand bei dieser GoMusic-Ausgabe der Funk sehr im Vordergrund. Auf die Geburtstagsfeier im Mai freuen wir uns jetzt schon...
Wir danken Martin Engelien für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Martin Engelien (bass, backing vocals)
Todd Wolfe (electric guitar, vocals, backing vocals)
Delmar Brown (keytar, vocals, backing vocals)
Dirk Brand (drums, percussion)
Bilder vom Konzert
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