Hammer Of Doom, das Zehnte, eine runde Zahl, die zwar in diesem Fall nicht zehn Jahre bedeutet, da es in manchen Jahren zwei Events gab, dennoch ein gewisses Jubiläum, für das eine wirklich starke Bandauswahl aufgefahren wurde. Leider hat sich damit auch der Preis etwas erhöht, für das Samstag-Ticket beispielsweise von 34 auf 44 Euro (oder teurer je nach Anbieter), für beide Tage ab 65 Euro. Das sorgte für etwas Kritik im Vorfeld und für Fragestellungen in der Richtung, wer denn da so viel Geld verlangt hat. Der Name, der kursierte, war My Dying Bride. An Candlemass kann es nicht gelegen haben, denn sie waren auch auf dem NOAF, das dadurch nicht teurer wurde. Nun, das ist schon eine schwierige Sache für Veranstalter, einerseits dem Publikum tolle Bands bieten zu wollen, die aber dann hohe Forderungen haben.
Zum Glück war der Freitag nicht so interessant für uns (schon wieder Pentagram…), also nur Samstag…und der hatte es meiner Meinung nach wirklich in sich. Voller Begeisterung habe ich sofort Tickets bestellt als angekündigt wurde, dass sie erhältlich sind und tatsächlich die ersten drei erhalten. Coole Sache, auch dass das Personal an der Bändchenausgabe sich mit uns gefreut hat und deswegen eine Runde Schokoriegel springen ließ. Mal wieder ein Sympathiepunkt zu den bereits vorhandenen dazu. Denn auch wenn ich manchmal etwas kritisierte, so mag ich das Festival doch sehr gerne, weil es von Fans für Fans ist und weil es eine sehr angenehme Stimmung auch unter den Besuchern hat, von denen einige regelmäßig dabei sind und sich dann dort immer wieder sehen.
( Andrea)
Das kann man so stehen lassen. Die Posthalle und das Hammer Of Doom sind eine Klasse für sich. Und diesmal gibt es die größten Unterschiede bei der Musik. Von sehr zart bis sehr brachial. Ein Festival der Extreme.
( Jens)
Durch Starkregen auf der Autobahn kamen wir erst zum letzten Song von Doomshine an (der vierte von vier… das ist halt Doom…). Dieser machte erwartungsgemäß einen guten Eindruck, schade, dass wir nicht mehr davon mitbekommen haben. Immerhin konnten wir Black Oath ganz sehen, auf die ich mich gefreut habe, da ich ihre CD Ov Qliphoth And Darkness mag, die zweite Scheibe habe ich leider noch nicht. Die Songs sind klasse, aber live machte sich eine starke Unsicherheit bemerkbar, insbesondere beim Sänger. Hm, war die Stimme auf Konserve auch so hoch? - ich kam erst einmal ins Grübeln. Dort empfand ich es etwas weniger störend, wobei ich mich auch live nach einer Zeit daran gewöhnte und die Musik mit ihren schönen Heavy-Riffs zu schätzen wusste. Ein wenig enttäuscht war ich schon, trotzdem hat mir der Auftritt gefallen.
( Andrea)
Ja schade, dass es für uns nur ein einziger Song der deutschen Doom Götter zu bestaunen gab. Aber dieser eine hatte mehr Eier und Gefühl als manche andere Band an einem ganzen Abend. Black Oath hingegen fand ich nicht so prickelnd. Die Band machte auf mich den Eindruck von einer schlechteren Version der Schweden In Solitude. Vielleicht sollten die Jungs noch mal ein paar Auftritte mehr abreißen, denn trotz ihrem an Black Metal angelehnten Aussehen wirkte die Bühnenpräsenz doch irgendwie nervös. Nicht falsch verstehen, schlecht war das Gebotene nicht, nur eben etwas holprig.
( Jens)
Noch einmal Italien, dieses Mal eher Stoner Doom, das boten Caronte. Hier gefiel mir der Gesang gar nicht und auch die Musik konnte mich nicht überzeugen, womöglich hätte sie es mit einer anderen Stimme, aber so war es für mich der Schwachpunkt des Festivals, vielleicht war es auch einfach nur der falsche Moment. Da half auch das schöne okkulte Backdrop nicht viel, ich fand ihre Musik hatte nicht viel Schamanisches. Hat mich enttäuscht, dabei waren die Vorzeichen (textliche Inhalte, Label Van Records usw.) vielversprechend.
( Andrea)
Für mich die schlechteste Band des gesamten Tages. Da nützt es nichts, wenn man mit aller Gewalt einen auf Evil macht, okkulte Texte hat, der Sänger mit seinem Geknödel allerdings so viel Charme hat wie ein Autobahnbauarbeiter, den die restlichen Musiker irgendwo auf dem Brenner aufgegabelt haben…..schröcklich!!! Aber zum Glück bietet das Festival ja genügend Merch-Stände, an den sich vortrefflich die sauer verdiente Kohle ausgeben lässt. HÄHÄHÄ! Also nichts wie dort hin. Auch wenn man dann immer noch die Band hört. Gleichzeitig Vor- und Nachteil.
( Jens)
The Order Of Israfel waren dann die dritte Band mit okkulten Inhalten. (Nebenbei: Israfel ist keine falsche Schreibweise von Israel, sondern ein - hauptsächlich im Islam vorkommender - Erzengel) , kommen jedoch nicht aus Italien, sondern aus Schweden. Wobei Gitarrist/Sänger Tom Sutton in Australien geboren wurde, dann in Japan gelebt hat (und bei Church Of Misery mitgespielt), schließlich nach Schweden auswanderte. Musikalisch bieten sie traditionellen Doom, der mich teilweise an Reverend Bizarre erinnert. Auf ihrem Debüt "Wisdom" gibt es ein paar herrliche Schleicher, die live genauso gut waren wie auf Konserve. Dem stand der neue Song, der vorgestellt wurde, in nichts nach. Das weckte dann die Vorfreude auf das kommende Album, das im Januar aufgenommen werden soll. Damit es nicht zu gleichförmig ist, hat man auch schnellere Songs im Programm, doch mir gefallen die ganz langsamen am besten.
( Andrea)
Dem bleibt nichts hinzuzufügen. Hammer Band. Hammer Gig. Nur, dass ich noch sooo lange auf neues Material der Kerle warten muss ist schlicht ne Frechheit. HAHAHA
( Jens)
Skepticism aus Finnland sind mit Sicherheit eine der düstersten und langsamsten Bands, die jemals auf dem Hammer Of Doom spielen durften. Ihr finsterer Funeral Doom ist schon speziell und trifft damit bestimmt nicht alle Geschmäcker. Ich kann schon verstehen, dass vielen das zu langweilig ist. Selbst ich könnte das nicht jeden Tag hören, aber manchmal gefällt es mir richtig gut, sich von dieser schwarzen Welle überrollen zu lassen und darin zu versinken. Live kam dieser Eindruck sogar noch intensiver rüber als auf Konserve. Die Optik der Band in ihren Anzügen passt schon gut dazu, was zu Vergleichen mit Hamferð führen kann, wobei die Musik von Skepticism keine leichten und hellen Momente enthält, sondern nur Dunkelheit aus den Instrumenten zu strömen scheint. Beim Keyboarder kam mir irgendwie der Gedanke, dass er bestimmt gleich eine Maske wie im "Phantom der Oper" aufsetzt. Der 'Sänger' (Frontgrunzer) hatte oft nichts zu tun und schaute theatralisch in die Menge, einmal verteilte er weiße Rosen. Nicht nur dies, sondern sein komplettes Acting wirkte schon etwas seltsam, störte mich jedoch nicht. Spätestens wenn er seine Stimme einsetzte, die stellenweise so abgrundtief dunkel war, dass es schon unmenschlich wirkte, konnte er mich begeistern. Für mich eins der Highlights des Tages.
( Andrea)
Dass hier einige Besucher das Weite suchten kann ich irgendwie nachvollziehen. Man muss das schon mögen, was die Finnen da veranstalten. Ich hatte mich auf einen ihrer spärlich gesegneten Aufritte sehr gefreut. Und wurde auch nicht enttäuscht. Gut, das mit den Anzügen bzw. Fräcken find ich ehrlich gesagt auch irgendwie doof. Aber die Intensität der Musik machte das optische wieder wett. Starker Auftritt einer speziellen Band.
( Jens)
Minimalismus und Langsamkeit der anderen Art gab es danach bei 40 Watt Sun, vermutlich einer der ruhigsten Acts, der jemals auf dem Hammer Of Doom war, wobei das schon Richtung Singer-Songwriter tendierte, was Patrick Walker und seine zwei Mitstreiter boten. Seine Stimme ist zwar - wie so einiges - Geschmackssache, weil er sie recht monoton einsetzt, doch das wie ist beeindruckend und auch die Songs von der "The Inside Room" sind hörenswert, auch wenn sie wenig verzerrt gespielt werden und sich damit vom Original unterschieden. Einerseits interessant dadurch, andererseits muss ich zugeben, war das Ganze auf Dauer doch etwas unspannend, ein paar Watt mehr hätte er schon zulegen können, das kam mir nicht mal vor wie 40.
( Andrea)
Auf Patrick Walker und seine 40 Watt Sun hatte ich mich im Vorfeld am meisten gefreut. Und sollte bis auf einen gewissen Teil auch nicht enttäuscht werden. Aber, und so viel aber sei erlaubt. Das Ganze so dermaßen auf Singer/Songwriter runter zufahren machte mich doch etwas stutzig. Immerhin braten die Gitarren auf dem Album auch recht harsch. Hier durfte die Axt allerdings nur selten abbrutzeln. Es war kein schlechter Gig, aber von einer Weltklasseaufführung doch meilenweit entfernt. Schade, denn so wanderte der Blick im Laufe der Spielzeit beim einen oder anderen immer öfter auf die Uhr. In einem bestuhlten Konzertsaal wäre der Auftritt bestimmt eine Offenbarung gewesen, so war es 'nur' gut.
( Jens)
Candlemass sind für Doom-Verhältnisse sowieso schon stellenweise recht flott, was nach den vorangegangen Bands noch deutlicher auffiel. Wie gewohnt war Chopins "Marche Funebre" das Intro, dem "Dark Reflections" von der "Tales Of Creation" folgte. Einiges an der Setliste war ähnlich wie beim NOAF, teilweise lediglich in der Reihenfolge verändert und statt "A Sorcerer's Plegde" gab es "Crystal Ball". Zum Glück war mein Favorit vom Debüt "Under The Oak" wieder dabei, diese Zeilen sind einfach wunderschön und melancholisch:
»It was a time, when love was mine
now it's time to sacrifice
My heart, bleeding for my race
the traces of mankind sweeped out
by the hands of our Lord«
Genauso überzeugend war ebenfalls "At The Gallows End" von der "Nightfall" - es ist immer wieder großartig wie das Publikum bei den ruhigen Stellen mitsingt. Dennoch gab es auch einige kritische Bemerkungen, das Ganze sei nicht doomig genug und Frontmann Mats Levén würde nicht passen, auch wenn er ein sehr guter Sänger sei. Nun, er war schon recht zappelig, aber so schlimm ist das nicht. Was mich wesentlich mehr enttäuschte: Wieso gab es nur eine übliche Songauswahl, wieso nicht dieses Mal "Hammer Of Doom" von der "Death Magic Doom"? Das wäre doch wirklich passend und angebracht gewesen. Insgesamt fand ich die 'Kerzenmesse' in Würzburg etwas schwächer als in Wörrstadt, wo sie zudem zwei Tracks mehr spielen durften, was jedoch Jammern auf hohem Niveau ist.
( Andrea)
Cancelmass, wie die Schweden ja oft genannt werden, waren wie oben schon erwähnt auf dem NOAF nen Ticken besser. Okay, kann passieren. Nicht passieren darf allerdings, dass wenn eine Band noch Spielzeit zur Verfügung hat, diese nicht zu nutzen. Dass der Sänger nicht zur Band passt - wie manche meinen - ist schlicht Bullshit. Die gleichen Nörgler, die Mats Levén unpassend finden, fanden Ende der Achtziger auch Messiah mit seinem 'fucking Doomdance' scheiße. Jaja, nichts wird der Stimme auf dem Debüt das Wasser reichen können. Aber der Bursche macht einen verdammt guten Job. Und lässt seinen Vorgänger mit seinem Textalzheimer sofort vergessen.
( Jens)
Dieses Mal war der Headlinerposten den Briten My Dying Bride vorbehalten. Das als Opener gewählte "Your River" von der "Turn Loose The Swans" (meinem Lieblingsalbum der Briten, von 1993) fängt zunächst noch ganz harmlos an, wird dann heavier. In diesem Fall sehr mächtig heavy, Doom/Death, der anscheinend alles plattwalzen wollte. Uns kam es auch so vor, als wäre die Lautstärke hochgedreht worden (wenn das Auflagen seitens der Band waren, dass sie lauter als alle anderen sein müssen, finde ich das nicht sonderlich fair - allerdings muss ich zugeben, was da aus den Boxen gekrochen kam, war wirklich beeindruckend. Als gleich darauf "From Darkest Skies", mein Favorit von der 1995-er Scheibe "The Angel And The Dark River" kam, machte ich mir nicht weiter Gedanken, sondern genoss einfach das Dargebotene. Sehr zu meiner Freude wurde vorwiegend ein Old School-Set gespielt, das heißt Material von 92-95 stand im Vordergrund. Aber auch die kürzlich erst erschienene Studioscheibe "Feel The Misery" wurde mit drei Songs bedacht, die an diesem Abend ihre Live-Premiere hatten.
Frontmann Aaron Stainthorpe wechselte zwischen Klargesang, Keifen und Growls, wirkte dabei - wie immer - voller Seelenqualen und ausdrucksstark.
»Be mine tonight. The sight of your light
I'll breathe in you. I'm a fool, just for you
I'm in pain
And I don't know why
Under heavy rain
From darkest skies«
Die Gitarren dröhnten als gäbe es kein Morgen, die Bassistin ließ anscheinend ihren Hass an ihrem Instrument aus und zwischendurch jammerte die Geige. Schleppend düstere Parts, die von plötzlichen aggressiven Eruptionen unterbrochen werden und dazwischen sanfte, melancholische und verspielte Momente. So und nicht anders müssen My Dying Bride sein. Herrlich, oder um es mit einem Titel zu schreiben: "A Sea To Suffer In" (wurde leider nicht gespielt) - oh ja, in dieser imaginären See bade ich gerne mit. Niemand leidet (musikalisch) so schön wie die 'Sterbebräute'. Ein absolut würdiger Headliner für das zehnte Hammer Of Doom, das durch seine Vielfältigkeit und Bandauswahl zu überzeugen wusste, auch wenn manches darunter natürlich Geschmackssache ist. Ein Hammer-Festival, bei dem die anfangs erwähnten kleinen Kritikpunkte kaum ins Gewicht fielen. Klasse, weiter so, für mich gerne mehr von der finsteren Sorte.
( Andrea)
Wie Andrea es oben beschrieben hat, passt es ganz gut. Man hätte es auch mit einem Wort beschreiben können: BRACHIAL!!!! Ja leck mich doch, wie schafft man so einen brutalen Gitarrensound? Ein würdiger Headliner. Wenn auch das mit dem extra lauten Sound irgendwie einen faden Beigeschmack hat. Nötig hätten die Briten solche Sperenzchen bestimmt nicht. Bis zum nächsten Mal. Ein tolles Festival mit besonderen Bands für besondere Fans mit herrlichem Geschmack!
( Jens)
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