Tja, irgendwie sollte es dieses Jahr für die beiden RockTimes-Rezensenten nichts werden mit schönem Festival-Wetter. War bereits das Finkenbach Festival etwas feuchter als gewünscht ausgefallen, so wurde an diesem späten Augusttag auch das PSI Rock Open Air vom geräumigen Innenhof des Mannheimer 7er Clubs aufgrund der Witterung kurzfristig in den Veranstaltungsraum umquartiert. Eine gute Entscheidung, wie sich schon sehr bald herausstellen sollte. Denn nicht nur war es ein eher feuchter, ungemütlicher Tag, es kam auch immer wieder zu (leichten) Regenschauern, die der allgemeinen Stimmung wahrscheinlich nicht besonders förderlich gewesen wären. Zumindest nicht, um diese in die Pluszahlen zu treiben...
Soviel also zum Thema Open Air... Aber wie gesagt, war es eine gute Entscheidung, die ganze Chose im Trockenen stattfinden zu lassen. Das dachten sich wahrscheinlich auch die Bands, denn die legten los, als gäbe es kein Morgen mehr. Den Anfang machten Sonic Man mit knackigem Stoner Rock, der direkt schon mal kräftig einheizte. Früher Nachmittag? Was solls, die Tracks des Quartetts waren eine klasse Einstimmung, die dann von den Frankfurtern Glasgow Coma Scale sogar noch ein Stückchen weitergeführt wurde. Das Trio war eindeutig im psychedelischen Umfeld zuhause und neben der powervollen Gitarre, dem Bass und Schlagzeug waren immer auch noch spacige Sounds (als Samples?) mit im Spiel. Sehr cool!
Anschließend standen Love Machine aus Düsseldorf auf der Bühne, die wieder einen ganz anderen Sound machten. Zwei Gitarren, Bass und Drums sorgten für eine deutlich rockigere Ausrichtung, erinnerten aber immer wieder auch etwas an die Psychedelic der späten sechziger Jahre. Neben der Musik (bei einem Stück, meinem Favoriten, auch mit feinen Twin Guitar Licks) war daran auch der nebenbei auf Handtrommeln agierende Sänger nicht ganz unschuldig. War die Veranstaltung bis dahin schon erfreulich gut besucht, so füllte sich die Halle doch sehr deutlich vor dem Gig der Lokalmatadoren
Sophie's Earthquake. Und der Dreier (mit Veranstalter Mitja Besen am Bass, auch bei Space Debris) hatte einen hammerstarken Tag erwischt. Nicht nur die Tracks brachten die begeisterten Zuschauer reichlich ins Schwitzen, auch die Leistungen der Musiker (besonders auch die des Solisten/Gitarristen Jan Dewald) begeisterten.
Und es blieb weiterhin hochinteressant, denn als nächstes stand niemand Geringeres als Ax Genrich (u. a. Ex- Guru Guru), dieses Mal solo ohne Band, auf der Bühne. Was dieser Mann wieder mal mit seiner Gitarre, Effektgeräten und ein paar Samples aus dem Ärmel zauberte, war nicht nur musikalisch erstaunlich, sondern dürfte auch sehr spannend für jeden anwesenden Gitarristen gewesen sein. Ein Trip der ganz eigenen Art. Im Anschluss rockten Suns Of Thyme, eine weitere sehr geile Band, den 7er Club. Sehr geile Songs paarten sich mit abwechslungsreichen Arrangements und es kam nicht von ungefähr, dass nach dem Abschluss des regulären Sets lautstark nach einer Zugabe gerufen wurde, die natürlich auch kam.
Mit The Atomic Bitchwax hielt dann auch noch internationales, sprich amerikanisches, Flair Einzug in den Club. Der Dreier, bei dem mein sehr geschätzter Kollege Steve mal das Vergnügen hatte, eine über vierzigminütige Scheibe, die nur einen einzigen Song enthielt, zu reviewen, präsentierte sich an diesem Abend wesentlich songorientierter und auch melodisch, nichtsdestotrotz sehr heavy. Auf der einen Seite konnte man beim letzten (der 24. in 25 Tagen) Gig vor dem Heimflug in die Staaten eine gewisse Müdigkeit erkennen, auf der anderen war die Combo aber auch sehr gelöst und locker und rockte ein letztes Mal, was das Zeug (bzw. der Körper) noch hergab. Sehr heavy und vielleicht nicht jedermanns Sache, dafür aber sehr intensiv.
Der Abend bzw. die Nacht neigte sich so langsam ihrem Ende entgegen, als The Radar Men From The Moon ihre sehr spacige und gute Show abzogen. Der 7er Club war immer noch prächtig gefüllt, was aufgrund der starken Bands auch kein wirkliches Wunder war. Speziell, weil dazu auch noch die Verpflegung an der Bar und an den Essensständen sehr schnell sowie reibungslos verlief. So einfach kann es sein: Starke Musik, gute Getränke und gutes Essen, dazu ausreichende Möglichkeiten, sich die Beine zu vertreten oder (je nach Gusto) auch mal dem Nikotin zu frönen. Zum krönenden Abschluss war die schwedische Band Siena Root angesagt, ein Headliner, den das anwesende RockTimes-Team gebrochenen Herzens aus logistischen Gründen leider nicht mehr erleben durfte.
Das PSI Rock Open Air war eine klasse Veranstaltung, bei der es aufgrund der Wetterverhältnisse auch niemanden wirklich störte, dass sie im geschlossenen Raum stattfand. Auf jeden Fall hat sie viel Lust auf mehr gemacht. Also, am besten die Augen offen halten, denn der Veranstalter hat bereits ein ganz feines Programm (Einzelkonzerte und ein weiteres Festival) bis zum Ende des Jahres zusammengestellt.
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