Tommy Emmanuel / 02.11.2014, Christuskirche, Bochum
Live on Stage Tommy Emmanuel
Christuskirche, Bochum
02. November 2014
Stil: Acoustic Guitar
Konzertbericht


Artikel vom 09.11.2014


Joachim 'Joe' Brookes
Tommy Emmanuel Magie in der Kirche! Rock'n'Roll im Gotteshaus! Tommy Emmanuel in der Christuskirche, Bochum. Bevor der australische Gitarrenvirtuose die Bühne enterte, gab Michael Fix, ebenfalls einer der wenigen Saitenzauberer mit hohem Niveau, eine halbstündige Kostprobe seines Könnens. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, legte der aus Brisbane kommende Gitarrist gleich mit viel Korpus-Percussion auf der Überholspur des Highways los.
Mit beeindruckender Fingerfertigkeit und einer Leichtigkeit im Spiel setzte er Blitzlichter der Bewunderung. Wie man nur auf der akustischen Gitarre Grooves erzeugt, machte der sympathische Australier mit seinem Lied "Pipeline" deutlich. Was im kurzen Song-Intro als eine Art Spaghetti-Western begann entpuppte sich als eine herrlich-melodische Fahrt über die Bünde des Sechssaiters. Mit "Young Gun" blickte der Musiker auf alle jungen Fingerpicker und im folgenden "When Thuli Smiles" verzauberte Michael Fix die Kirche in eine afrikanische Landschaft mit vielerlei Facetten. Dem "Blackbird" von den Beatles gab er einen nicht von der Hand zu weisenden Blues-Touch und Scat-Gesang im Gleichklang mit seinem Instrument. "Sunrise Over Alice" war ein weiteres Highlight seines kurzen Auftritts. Dabei diente ihm unter anderem auch der Mikrofonständer als Effekterzeuger und ganz locker gab Michael Fix zum Abschluss noch Johann Sebastian Bachs "Rondo Alla Turca" zum Besten. Die Bandbreite des Gigs war beeindruckend.
Tommy EmmanuelNach einer fast halbstündigen Pause war es dann soweit. Tommy Emmanuel betrat die Bühne und zeigte gleich zu Beginn, wie meisterlich er das Fingerpicking beherrschte. Ein, wie angekündigtes, Solo-Konzert war es dann doch nicht. Aber dazu später mehr.
Der stets gut aufgelegte Protagonist kreierte sehr unterschiedliche Stimmungen. Auch sein Spiel war von einer umwerfenden Leichtigkeit geprägt. Wie selbstverständlich flogen die Finger über die Saiten und Tommy Emmanuel konnte mit einem Instrument quasi ein ganzes Orchester zum Klingen bringen. In seinen Liedern und Fremdkompositionen streifte er eine Vielzahl von Genres, aber eines war bei diesem Konzert absolut sicher ... alle Lieder, besonders natürlich die Coversongs, hatten seine Handschrift, die Gabe, bekannte Lieder (oder für manche vielleicht auch etwas weniger bekannte Nummern) auf seine ganz persönliche Art in Gitarrenkunst zu verpacken.
Tommy EmmanuelIm Herbst 2014 erschien das Doppelalbum "The Guitar Mastery Of Tommy Emmanuel". Dabei handelt es sich um eine Zusammenstellung von Songs aus den drei Veröffentlichungen Endless Road, Little By Little sowie The Mystery, enthält zwei Bonus Tracks und auch das beliebte Beatles-Medley.
Dieses Potpourri konnten die Zuschauer bei diesem Auftritt auch begeistert feiern. Von "Here Comes The Sun" über "When I'm 64" bis "Day Tripper" hatte der Gitarren-Irrwisch noch viele andere Klassiker der Fab Four auf dem Plan. Dieses Medley war der Schlusspunkt des regulären Sets.
Tommy Emmanuel gab sich zu Beginn des Auftritts ziemlich bluesig. Da war nicht nur der "Deep River Blues" angesagt, sondern auch andere, sehr feine Ausflüge in den Country Blues. Mit Gesang war der "Nine Pound Hammer" so etwas wie das großartige Ende der Reise in das Mississippi-Delta.
Tommy EmmanuelSelbstredend ehrte er auch Chet Atkins, den Künstler, der den Titel Certified Guitar Player (abgekürzt CGP) ins Leben rief und Tommy Emmanuel gehört zu den wenigen Gitarristen, die diesen Titel tragen dürfen.
Bei den Initialen seines Namens kommt man auf die Idee von taktvollen Emotionen zu sprechen. Tommy Emmanuel war in "Blood Brother" extrovertiert, bei "Somewhere Over The Rainbow" in sich gekehrt und alle möglichen Gefühlsregungen dazwischen waren ebenfalls Ausdruck seines Gitarrenspiels.
Die Ideenwelt eines Tommy Emmanuel hatte kaum Grenzen. Er spielte fast unmögliche Versionen von bekannten Songs und dabei dehnte er das elastische Band der Interpretation so weit, dass selbst der Walzerrhythmus nicht zu kurz kam. Der Korpus seines Instruments wurde phasenweise zum Schlagzeug.
Tommy EmmanuelDann kündigte Tommy Emmanuel eine besonderen Gast des Abends an: Joscho Stephan, den RockTimes bei der 6. Gitarrennacht im Gocher Castell gesehen hatte. Vom Rock'n'Roll ausgehend gab es auch einen Abstecher in die Klassik und schließlich kam man bei der Gypsy-Musik, dem Spezialgebiet des Mönchengladbachers an. Ein rasant spielendes Duo mit vielen Soli und einem Frage-Antwort-Part bekam sehr viel Beifall. Respekt, Joscho Stephan!
Für die erste Zugabe war Michael Fix mit von der Partie und nach einer George Harrison-Ehrung war Tommy Emmanuel der Meinung, das Publikum mit einer ruhigeren Nummer nach Hause zu entlassen. "Wonderful World" passt da natürlich prächtig. Aber die Anwesenden wollten noch mehr. Okay, schließlich endete der Auftritt mit ein bisschen Jimi Hendrix.
Ein Konzert von Tommy Emmanuel ist der Wahnsinn. Erst wenn man ihn live erlebt hat, kann man die volle Ausstrahlung dieses einzigartigen Gitarristen spüren.
Wir bedanken uns bei Sabine Trunzer von Kultopolis.
Bilder vom Konzert
Tommy Emmanuel    Tommy Emmanuel    Tommy Emmanuel
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