Fast auf den Tag genau war es zwei Jahre her, dass die RockTimes-Fraktion, Abteilung Südniedersachsen, das erste Mal mit der New Yorker Sängerin Dana Fuchs und ihrer Band in Berührung kam. Auch damals war der Gig dieser Gruppe der Auftakt unserer Konzertsaison in der Bluesgarage, und auch damals war uns sehr schnell klar, dass wir einen ganz heißen Kandidaten für das 'Konzert des Jahres' erlebt hatten. In der Zwischenzeit war viel passiert. Zunächst verdrehte die amerikanische Shouterin meinem Berliner Kollegen Mike den Kopf, der nervlich vollkommen am Ende war, als er die Show in der Hauptstadt miterlebt hatte, als Dana ihn ungebremst in ihren Bann gezogen hatte. Und dann gab es das aktuelle Studio-Album Love To Beg auf die Lauscher. Also war es mal wieder allerhöchste Zeit, diesen heißen Act auf der Bühne zu sehen.
Schon bei dem damaligen Auftritt der Band war die Bluesgarage sehr gut gefüllt, sodass wir uns etwas früher als sonst üblich auf den Weg nach Isernhagen machten, denn diesmal feierte Henry auch noch das dreizehnjährige Bestehen seines Kultladens ( Dana Fuchs war das erste von drei Konzerten an drei aufeinander folgenden Tagen) mit Freibier bis zum Beginn der Show. Man konnte also davon ausgehen, dass es wieder eine brechend volle Hütte geben würde. Und so kam es auch. Schon eine knappe Stunde vor Konzertbeginn musste ich vor der Bühne in Stellung gehen, sonst hätte ich keine Chance mehr auf gute Live-Bilder gehabt. Aber der Gedanke an die bevorstehende Bühnenshow ließ mich die lange Wartezeit am Bühnenrand schnell vergessen.
Auf die Minute pünktlich enterte die Band, nach der Ansage eines sichtlich gut gelaunten Henry, die Bühne. Die Post konnte abgehen - nein, noch nicht! Die Frontfrau war noch nicht ganz so weit und fehlte. So standen drei etwas ratlos dreinblickende Musiker auf den Brettern, die die Welt bedeuten und wussten nicht so richtig, was sie machen sollten, was für viel Erheiterung bei den Zuhörern sorgte. Doch schließlich war auch Dana Fuchs einsatzbereit und die Show konnte beginnen.
Vom ersten Ton an war die Band voll da. Jon Diamond ließ sofort den Sechssaiter herzzerreißend aufheulen, und als die Rhythmus-Sektion, bei der der italienische Schlagzeuger Piero Perelli neu an der Schießbude saß, einsetzte, gab es einen richtig schönen, fetten Sound auf die Ohren. Und auch Dana Fuchs war von Anfang an voll bei der Sache. Sofort tänzelte sie im Takt der Musik über die Bühne und stimmte sich so auf den Auftritt ein. Und da war sie wieder, diese Wahnsinns-Rockröhre, die wohl zum Besten gehört, was momentan so angesagt ist. Sofort war bei mir die Erinnerung an Janis Joplin wieder da, denn diese Intensität, diese spitzen, schrillen Schreie voller Inbrunst, und auch die gesamte Bühnenshow weisen in der Tat sehr viel Ähnlichkeit mit der Legende aus Port Arthur auf. Der Vulkan Dana Fuchs war wieder voll ausgebrochen und zog das Publikum ohne Ausnahme magisch in seinen Bann.
Die Setlist der Show hatte sich natürlich etwas verändert, denn schließlich soll ja auch der aktuelle Longplayer "Love To Beg" entsprechend promotet werden. Und auch das war eine positive Erkenntnis dieses Auftritts. Wirkten die Songs in der Studio-Version doch etwas mit gebremstem Schaum eingespielt, so gab die Band den Live-Fassungen wesentlich mehr Drive und passte sie dem 'normalen' Bühnensound an. Leider wurden für die neuen Titel die sonst enthaltenen Coversongs gecancelt, die ich natürlich auch noch sehr gerne gehört hätte. Schließlich gehörten Danas Versionen von "Helter Skelter", "Whole Lotta Love" und "I'd Rather Go Blind" immer zu den Highlights eines jeden Auftrittes der Dana Fuchs Band.
Doch neben den aktuellen Songs waren natürlich die älteren Titel mit dabei, die uns alle aus dem Live-Album "Live In NYC" bestens bekannt sind. "Almost Home", "Hiding From Your Love", "Gods Song" und das großartige "Lonely For A Lifetime", alle diese Highlights wurden in ganz starken Versionen gespielt. Dana Fuchs schrie, keuchte und stöhnte sich die Seele aus dem Leib, ging ein ums andere Mal auf die Knie oder brachte, flach auf dem Boden liegend, ihr ganzes Stimmvolumen zum Ausdruck. Gänsehaut pur! Immer wieder herrlich anzusehen waren auch ihre Tanzeinlagen während der Instrumentalparts, bei denen sie, mit diversen Percussion-Instrumenten bewaffnet, wie ein Derwisch über die Bühne tobte. Gegen diese Energie geladene Bühnenshow wirken die der meisten anderen Musikerinnen dieses Genres wie ein Kindergeburtstag.
Mein persönlicher Favorit war aber einmal mehr der ruhigste und besinnlichste Song des Abends. Der herrlich gefühlvolle und tiefgehende Lovesong "Misery" ist vom Text her Danas Erinnerung an ihre ältere Schwester, in dem sie deren frühen Tod aufarbeitet und verarbeitet. Und da der Titel auch für mich persönlich eine sehr tiefe Bedeutung hat, war mir eigentlich von vornherein klar, dass dieser Titel zu meinen ganz eigenen Highlights des Abends gehören würde.
Als Zugabe gab es den Song "Drive" vom "Love To Beg"-Album. Und der wurde herrlich lang ausgedehnt, wobei sowohl der ausgezeichnete Bassmann Walter Latupeirissa als auch Drummer Piero Perelli zu ihren verdienten Soloeinlagen kamen, die auch begeistert abgefeiert wurden. Auch dieser Titel war mit der Studio-Aufnahme kaum noch zu vergleichen, sondern strotzte nur so vor Kraft und Energie, sodass das Publikum in der rappelvollen Bluesgarage noch einmal den letzten Kick bekam, der zu einem außergewöhnlichen Konzert dazu gehört. Auch für dieses Jahr bin ich mir sicher, schon jetzt einen der besten Auftritte 2012 gesehen zu haben. Die Dana Fuchs Band wird sehr schwer zu toppen sein!
Dana Fuchs (vocals)
Jon Diamond (guitar, harmonica, backing vocals)
Walter Latupeirissa (bass, backing vocals)
Piero Perelli (drums)
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