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Die
RockTimes-Redaktion gratuliert zum zwanzigjährigen Jubiläum als Solokünstler. Es dürfte keinem Leser entgangen sein, dass Ben Granfelts Band-Stationen unter anderem durch
Gringos Locos,
Leningrad Cowboys,
Los Bastardos Finlandeses oder
Wishbone Ash markiert werden. Zum Zeitpunkt seines Auftritts im blues, Rhede stand er mit dem Album
Handmade in der Liste der Aktualität ganz weit oben und man durfte gespannt sein, wie es der Musiker mit seiner Band verstand, die Songs dieses Albums auf der Bühne zu präsentieren.
Allerdings wäre es etwas schmalspurig, die Setlist nur mit Nummern von "Handmade" zu füttern. Genannte Platte ist schließlich schon das zwölfte Album unter eigenem Namen.
Die Combo spielte unter anderem auch Lieder von Veröffentlichungen wie
Kaleidoscope und
Notes From The Road. Mit seinem schon als
Ben Granfelt-Klassiker zu bezeichnenden Song "Going Home" setzte der Finne einen gewaltigen Schlusspunkt hinter ein Konzert, das wohl von allen Anwesenden nicht so schnell vergessen werden wird.
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Für den etatmäßigen Drummer
Kai Jokaiho saß
Risto Rikala am Schlagzeug. Das jüngste Bandmitglied hinterließ einen sehr überzeugenden Eindruck. Mit einem präzisen Taktgefühl sorgte er ein ums andere Mal für Aufmerksamkeit.
Der Gitarrist
Marko Karhu setzte sich während des gesamten Gigs mächtig gut in Szene und wenn
John Vihervä schon den Spitznamen
'Groovemeister' trägt, dann war seine Performance auch entsprechend. Er war einer der agilsten Musiker auf der blues-Bühne und überhaupt sieht man ziemlich selten einen Tiefton-Zupfer mit einer derartigen Lebhaftigkeit.
Bereits die Konzert-Ouvertüre war von den Markenzeichen der
Ben Granfelt Band geprägt. Klasse Gitarrenriffs machten die Runde und heizten die Stimmung in Handumdrehen an. Die Combo ging rockig-melodisch zur Sache und es gab schon zu Beginn eine Kostprobe des roten Fadens, der sich durch den gesamten Auftritt zog:
Ben Granfelt und
Marko Karhu erwiesen sich als wahre Meister des Twin-Sounds.
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Der Frontmann erwähnte natürlich das Album "Handmade" und verwies darauf, dass einige Nummern von der Scheibe gespielt werden würden. So gab das Quartett dann mit
Gerry Raffertys "Baker Street" einen Eindruck seiner Interpretationskünste preis. Zunächst hielt sich die Kapelle ziemlich am Original, brachte den Track aber mit einem sehr gut gesetzten, ruhigen Zwischenspiel auf die eigene, ideenreiche Spur der Gefühle und Sichtweisen. Klasse!
Ein Daumen hoch für
Ben Granfelts "Baker Street"-Sichtweise. Später war dann allerdings "Cocaine" von
J.J. Cale das beide Daumen in die Höhe schnellen ließ. Von dieser extrem rockenden Version ließ sich nicht nur die Fachpresse sondern das gesamte Publikum anstecken. Diese Lesung zeigte definitiv Wirkung zumal man diese Nummer mit einem schönen "Sunshine Of Your Love" von
Cream anreicherte.
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Als weiteren Coversong befand sich der Vierer irgendwie in einer Gefahrenzone, denn um sich
Pink Floyds "Breathe" vorzunehmen brauchte es Mut. Ein schönes Stück aus der Musikgeschichte spielte man sozusagen hautnah. Mit Gitarreneffekten bereichert war abermals ein Daumen oben.
Marko Karhu war nicht nur ein begnadet-kongenialer Partner von
Ben Granfelt, sondern aktivierte mehrmals erfolgreich das Wah Wah-Pedal. Bereits relativ früh begab sich die Gruppe mit wechselnden Gitarrensoli in einem ausladenden "Musicland" in die von der Band ebenfalls sehr gut ausgeleuchtete Jam-Ecke. Dieser Track ist übrigens nicht auf der Digi-Pak-Rückseite von "Handmade" erwähnt. Insofern dürften die beim Konzert reichlich verkauften Exemplare, wie der Kollege
Mike Kempf bereits in der Rezension des Album angab, Sammlerwert haben.
Der gemeinschaftliche Gesang von den Backing Vocals-Männern
Marko Karhu sowie
John 'Groovemeister' Vihervä waren wunderschön und so groovte "Bright Lights & Dreams" nicht nur durch den pumpenden Bass Richtung Magengrube. Die Power-Ballade "Dead In The Water" verführte zum Träumen und "Because We Can" brachte die Boogie-Riff-Variante auf den Plan. Treffer! Zum quirligen "Check Up From The Neck Up" wurde das Tanzbein geschwungen und der "Almighty Blues" war der herrlich groovende Schlusspunkt der Setlist.
Die Zugabe wurde durch eine Reminiszenz an
Gary Moore eingeleitet. "Gary Moore Time" sah den Protagonisten solo auf der Bühne und dann stieg seine Band mit ein. Dieses Instrumental war wirklich wunderschön und aus meiner Sicht ein toller Konzertabschluss. Vom Titel her passte dann allerdings das schon zu Beginn des Berichts erwähnte "Going Home". Die
Ben Granfelt Band servierte variantenreiche Riff-Kunstwerke, hatte den vom Southern geprägten Blues und locker eingestreute Fusionklänge dienten als Säulen der Hörfreude. In dieser Form sorgt die Combo für beste Unterhaltung. Hats off!
Noch ein Blick in die Zukunft: Im blues, Rhede werden bis zum Ende 2014 noch
Fabian Anderhub,
The Almost Three,
Jessy Martens,
Cologne Blues Club,
Morblus sowie
Fischgesichter ihre Live-Visitenkarte abgeben.