Endlich! Endlich hatte es wieder ein kleiner Teil der RockTimes-Redaktion geschafft, in einem unserer Lieblings-Clubs, dem Ducsaal in Freudenburg, einzulaufen. Und nach mehrjähriger Pause, die allein logistische Gründe hatte, war es einfach herrlich festzustellen, dass diese Location nach wie vor nichts von ihrer Vorbildfunktion als Live-Club verloren hat. Sehr zivile Preise, hervorragende wie flotte Bedienungen, ein vorzüglicher Sound und die unmittelbare Nähe der Musiker zum Publikum sind nur ein paar wenige der optimalen Zustände, die hier herrschen.
Und auch der Anlass stimmte, denn immerhin war die Hamburg Blues Band zu Gast und feierte an diesem Abend (wie auch an allen anderen dieser Tour) ihr dreißigjähriges Bestehen. Wie der aufmerksame Leser bereits weiß, gab es wieder einige Veränderungen im Line-up. Selbstverständlich nach wie vor im Einsatz sind 'Chef' Gert Lange, der Bassist Michael 'Bexy' Becker und Schlagzeuger Hans 'Hansi' Wallbaum. Relativ früh im ersten Set stellte Lange dann auch »...unseren neuen Gitarristen...« vor, der kein anderer als der 'Hans-Dampf-in-allen-Gassen' und nach wie vor unermüdliche Miller Anderson (Ex- Keef Hartley Band, Ex- T. Rex,
Ex- Chicken Shack, Ex- Spencer Davis Group etc. etc. etc.) war.
Mit "Rollin'" und "Stony Times" legte das bestens aufgelegte Quartett dann auch furios los und spätestens, als Anderson zu seinem ersten Solo-Ausflug abhob, war dann sehr schnell klar, dass das anwesende Publikum einen richtig guten Abend zu erwarten hatte. Michael Becker und 'Hansi' Wallbaum legten ein ums andere Mal ein ebenso grundsolides wie powervolles Fundament, auf dem sich Lange und Anderson dann nach Belieben austoben konnten. Neben anderen Tracks kamen mit "Bad To The Bone", "Weird" und "Can't Last Forever" auch drei Stücke des aktuellen (aus dem Jahr 2009 stammenden) Studioalbums Mad Dog Blues zum Einsatz.
Gert Lange hatte auch die Kommunikation, das übliche Spielchen mit den Fotografen sowie die (durch Mata Hari- und Küstennebel inspirierten Tanzeinlagen) Interaktion mit dem Publikum bestens im Griff, unterstützt von Miller Andersons (oft) witzigen Kommentaren in einer Mischung aus Deutsch und Englisch - äh, pardon - Schottisch ( Miller: »Gert hat am Anfang lange Zeit auf Englisch mit mir geredet und sich gewundert, weshalb ich ihm nicht antworte. Bis ich ihm dann irgendwann geflüstert habe, 'Hey, was immer du mir die letzte Woche sagen wolltest, ich verstehe kein Englisch, ich bin Schotte!'«). Keine Frage aber, dass es sich der Brite keinesfalls nehmen ließ, auch eine großartige Version des Keef Hartley Band-Klassikers "Just To Cry" zum Besten zu geben. Und man musste beim besten Willen auch kein Nostalgiker sein, um bei dieser Version - gepaart mit dem Gedanken, dass derselbe Mann denselben Song bereits 1969 auf dem Love and Peace Festival in Woodstock zum Besten gab - eine Gänsehaut zu bekommen. Wie immer fantastisch!
Dann war erstmal eine kleine Pause angesagt, bevor es mit Millers "High Tide & High Water" sowie einer starken Version des Fleetwood Mac-Klassikers "Rattlesnake Shake" weiter ging. Anschließend dann der Moment, auf den ganz sicher nicht wenige im Publikum gewartet hatten. Die Band stimmte den alten Free-Klassiker "Wishing Well" an und Maggie Bell hatte die ersten Stufen zur Bühne bereits erklommen, als Gert Lange die Nummer vehement abbrach, nachdem er bemerkt hatte, dass er gerade die falsche Gitarre spielt... und damit bei seinen Kollegen erstmal für Verwirrung sorgte... aber sowohl die Mitmusiker als auch der Ducsaal nahmen es gelassen, auch in dem Wissen, dass eben genau solche kleinen Pannen ein Live-Konzert zu dem machen, was es ist. Wer Perfektionismus will, sollte sich an Studioproduktionen halten... live ist dagegen viel schöner, rauer, herzlicher und echter...
Schließlich aber doch der große Auftritt von Miss Maggie Bell, die nicht nur mit dem bereits erwähnten Song, sondern auch mit Perlen wie dem Tom Waits-Cover "Down In The Hole", dem "Louisiana Blues", dem Klassiker "Penecillin Blues" oder auch dem unverwüstlichen "Respect Yourself" ganz kräftig punkten und die Menge auf ihre Seite ziehen konnte. Danach war erstmal Schicht im Schacht, wobei der Ducsaal die Musiker natürlich nicht ohne Zugabe gehen ließ. Nach dem weiteren (großartigen) "What You Got" verabschiedete sich die sichtlich geschlauchte Schottin und Ex- Stone The Crows-Sängerin dann aber endgültig und überließ es Gert Lange, die Zuhörer mit einem Gute-Nacht-Song zu verabschieden und nach Hause zu schicken. Wobei die wenigsten direkt nach Hause gingen...
Alles in allem also ein sehr gelungener Abend mit einer der – und das nicht erst seit gestern - ganz sicher besten Blues Rock-Bands aus deutschen Landen. Und noch eine Anmerkung am Rande: Wenn man den mittlerweile 67-jährigen Miller Anderson zwischen dem Abbauen seines Verstärkers minutenlang leichtfüßig zu dem gerade über die Hausanlage laufenden Song tänzeln sieht (ganz zu schweigen von seiner Bühnenpräsenz), dann wird einem erfrischend wie erneut wieder in Erinnerung gerufen, welch heilende und lebenserhaltende Wirkung gute Musik doch haben kann.
Wir danken Peter Hahn und dem Ducsaal-Team für die unkomplizierte Akkreditierung sowie die informativen Gespräche. Bis zum nächsten Mal!
Line-up:
Gert Lange (guitars, lead & background vocals)
Michael Becker (bass, background vocals)
Hans Wallbaum (drums, background vocals)
Miller Anderson (guitars, lead & background vocals)
Maggie Bell (lead vocals)
Bilder vom Konzert
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