HeKz / Caerus
Caerus Spielzeit: 77:11
Medium: CD
Label: BMH Audio, 2014
Stil: Prog Metal


Review vom 17.02.2015


Boris Theobald
Norwegisch, US-Amerikanisch, deutsch ... wer mag, kann viele Einflüsse, Strömungen oder Ähnlichkeiten großer Namen aus verschiedenen Ländern in das hineininterpretieren, was da aus England kommt. HeKz nennt sich Gruppe, die schon seit 2005 mehrere EPs aufgenommen hatte und die seit ihrem Debütalbum "Tabula Rasa" vom Quartett zum Quintett angewachsen ist. Mit James Messenger kam ein fester Keyboarder hinzu, was der Band in der Welt des Progressiven neue Welten eröffnet. Mit "Caerus" legt man denn nun auch einen Nachfolger vor, der Türen öffnen und Seelen begeistern sollte - denn so viel vorweg: Dieses Album ist (Spitzen-)klasse! Von Heavy Metal-Legenden und Prog Rock-Koryphäen will man gleichermaßen Inspiration bezogen haben, und weiter: »HeKz seek to take the original progressive metal blueprint and rewrite it for themselves.« Das sind markige Worte! Den originalen Prog Metal-Blueprint erkennt man - immer und überall. Andauernd laufen einem Einflüsse über den Weg; und es bleibt bei deren kognitiver Verarbeitung kaum Zeit, den einen zu verdauen, bevor einen der nächste beim Hören überrascht. HeKz machen das intelligent und gut und fesselnd.
Die Band beeindruckt mit mystisch-melodischen XL-Riffs, die an Neo Progger wie Arena oder Galahad erinnern ("Progress & Failure", "The Left Hand Of God"). Sie zaubern technisch verflixt anspruchsvolle Hightech-Prog-Drives und kombinieren dabei Speed und Heaviness in bester Dream Theater-Manier ("From Obscurity To Eternity"). HeKz sind damönisch und episch wie Ivanhoe auf Lifeline ("The Black Hand", "Journey's End") und dabei trotz der Keyboards immer mal wieder 'ursprünglich' wie allerbeste Queensrÿche ("Homo Ex Machina"). Sie schaffen es, ihre Songs nicht aus Fragmenten bestehen zu lassen, sondern auf fesselnde Art und Weise 'durchzukomponieren'. Das Keyboard punktet als Melodieinstrument, wenn es nahtlos von den Gitarren übernimmt und an sie abgibt und Melodien und Themen nahtlos fortentwickelt und variiert werden. Die Bannkraft des Instrumentalparts von "Liberation" erinnert so schnell an Vanden Plas-Highlights wie The Seraphic Clockwork, in "The Black Hand" auch mal an frühe Adromeda.
Ein wahres Juwel für HeKz ist die Stimme von Sänger Matt Young. Viele Strophen, aber auch Refrains verlangen von ihm einen für Metal-Verhältnisse recht tiefen Einsatz. Aber es kommt mehr hinzu - in den entsprechenden Tonhöhen kommt bei ihm eine komplett andere Stimmfärbung zum Ausdruck als in hohen Passagen. Sofort wirkt der Gesang sehr theatralisch, wenn nicht gar ein wenig Pathos-beladen. Und dann folgt die Überraschung auf dem Fuße, so wie nach dem (genialen) rockopernhaften Refrain von "From Obscurity To Eternity" - danach hebt Matt Young in urmetallische Sphären ab und kann sich sogar ein paar waschechte Screams nicht verkneifen. Eine derart wandlungsfähige Stimme ist mir lange nicht mehr untergekommen. Auch diese gesangliche Diversität - man meint zuweilen gar, es mit mehreren Lead-Sängern zu tun zu haben - trägt angenehm dazu bei, dass die Grenzen zwischen Prog Rock und Prog Metal verwischen.
Auch die Chöre sind fantastisch arrangiert. In den wiederkehrenden Passagen von "Progress & Failure" und "Journey's End" bin ich gefesselt wie zuletzt bei Circus Maximus - und hintenraus poliert man diese Edel-Refrains harmonisch auf den Glanz von Symphony X bei
The Divine Wings Of Tragedy.
Zu viel der großen Namen? 'Eigentlich' schon. Und obwohl es das Wort 'eigentlich' eigentlich nicht gibt, ist mir das Name-Dropping gar nicht unangenehm, weil es eben diese Genre-Kollegen von HeKz sind, die mir beim Hören von "Caerus" im Kopf rumschwirren. Doch keiner der Namen bleibt nur ansatzweise während eines kompletten Songs präsent. Das ist doch wieder ein gutes Zeichen dafür, dass man aus dem Mix schließlich etwas Eigenes kreiert hat. So haben HeKz das Zeug dazu, 'the next big thing' im Prog-Bereich zu werden, sofern sie denn auch live den hervorragenen Eindruck bestätigen können. Und nicht nur klanglich, technisch und kompositorisch haben HeKz viel zu sagen. Auch die Texte hinterlassen Eindruck, handeln von zweifelhaftem Fortschritt in der modernen Welt und der Hybris der Herrschenden:

»In a world of duality contradiction wears the crown
In a world of fragility a sudden change can bring the whole thing down
In a world of diversity segregation makes the laws
In a world of transparency the least rule the most from behind closed doors
In a world of equality the alpha male prevails«

("Progress & Failure")

»An unforgotten echo through the years
A legacy of blood and angry tears
Emperors must die and kingdoms all fall to ruin
Dominion over one's a moral crime
Dominion over all is genocide
Those who do not learn from our mistakes
Are just doomed to repeat them«

("Kingdom")
Line-up:
Tom Smith (electric guitars)
Matt Young (vocals, bass guitar)
James Messenger (keyboards)
Kirk Brandham (drums)
Alastair Beveridge (electric guitars)

Guest musicians:
Audrey Riley (celllo)
Owen Hughes (violin)
Abi Murray (flute)
Tracklist
01:Progress & Failure (7:40)
02:Liberation (5:20)
03:Disconnect The World (3:43)
04:From Obscurity To Eternity (5:36)
05:The Black Hand (12:41)
06:Kingdom (7:40)
07:The Left Hand Of God (5:08)
08:Homo Ex Machina (11:53)
09:Journey's End? (17:30)
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