Helloween / Stratovarius / Pink Cream 69
Garage, Saarbrücken, 12. April 2011
Helloween Helloween / Stratovarius / Pink Cream 69
Garage, Saarbrücken
12. April 2011
Stil: Heavy Metal
Konzertbericht

Artikel vom 21.04.2011


Boris Theobald
Pink Cream 69
Pink Cream 69Dreierpack im zweiten Anlauf! Den eigentlichen Termin am 1. Februar hatte hohes Fieber von Frontkürbis Andi Deris noch aus dem Veranstaltungsplan der Saarbrücker Garage ge-x-t. Fast zehn Wochen später erfreuten sich einige Hundert saarländische Headbanger an der verspäteten Stippvisite der drei Gruppen, die gerade noch so in den Plan gepasst hat, einen Tag bevor es ins Flugzeug ging, um die Welttournee Richtung Mexiko fortzusetzen.
Mittelamerika-Generalprobe in Saarbrücken - Auftakt: Pink Cream 69, also ausgerechnet Deris' 'alte' Band. Einen Gastauftritt ihres Ur-Fronters, womöglich mit Uralt-Klassiker-Material als Zugabe, den gab es allerdings nicht. Haben die 'Pinkies' auch nicht nötig; schließlich ist David Readman ja seit Jahren als charismatischer Frontmann bekannt und bewährt.
Pink Cream 69In Saarbrücken zeigte er sich von Anfang an bestens gelaunt. Und bei aller stilistischen Diversität der drei Bands muss man sagen: Auch wenn schätzungsweise ein Drittel der Leute noch am Eintrudeln waren, kam der lupenreine Melodic Rock bei vielen gut an. Ihre acht Songs hatten sich die Karlsruher sehr gut zusammengesucht, von treibenden Mitgeh-Hymnen wie "Children Of The Dawn" und "Lost In Illusions" bis zu richtig geil pumpenden Mid-Tempo-Rockern wie "Do You Like It Like That", "No Way Out" und vor allem dem prachtvoll pulsierenden "Talk To The Moon".
Auf dem Programm stand mit "Shame" auch einer meiner persönlichen Favoriten. Und neben solchen Super-Melodikern mit viel, viel positiver Energie machten Schwermetall-lastige Brecher wie "Seas Of Madness" und die starke Rausschmeißer-Hymne "Keep Your Eye On The Twisted" mit klasse Background-Chören das Gesamtbild unheimlich rund. Pink Cream 69 hatten sympathisch gute Laune und verströmten ebensolche - ein gelungener Einstieg in einen vielseitigen Abend!
Setlist Pink Cream 69
Children Of The Dawn
Do You Like It Like That
No Way Out
Talk To The Moon
Shame
Lost In Illusions
Seas Of Madness
Keep Your Eye On The Twisted
Stratovarius
StratovariusFür Stratovarius muss der Sandwich-Auftritt zwischen Opener und Headliner irgendwie komisch gewesen sein ... vor gut einem Jahr waren die Finnen selbst Headliner in der Garage, hatten damals aber (auch Glatteis-bedingt) wesentlich weniger Zuschauer! Und die, die jetzt da waren, hatten glücklicherweise nicht nur Ohren für Helloween - Stratovarius wurden prächtig gefeiert!
Die Jungs kosteten die gute Stimmung voll aus - immer, wenn es Frontblondchen Timo Kotipelto danach war, hatte er in der Halle extrem viele Metallerhände oben. Ein Highlight war natürlich der absolute Mitsing-Fanfavorit "Hunting High And Low", bei dem Kotipelto sich viel Zeit nahm, um den Saarbrücker Chor in Sachen Tightness und Lautstärke zu perfektionieren. Das machte richtig Spaß!
StratovariusAuch die drei Songs vom aktuellen Album Elysium kamen gut - der hymnische Eisbrecher "Darkest Hours" gleich zu Beginn, "Infernal Maze", bei dessen Klavier-Intro zum ersten Mal ein Gang zurückgeschaltet wurde, und das großartige "Under Flaming Skies", das alles vereint, was Stratovarius ausmacht, einschließlich rhythmische Abwechslung.
Kotipelto sang typisch quietschend hell, hoch und stark, Lauri Porras Bass kam bei megaflotten Nummern wie "Speed Of Light" in tighter Lichtgeschwindigkeit, Kupiainen (Gitarre) und Tastengott Jens Johansson (Zitat Kotipelto: »our Swedish froind on the keyboards ...«) lieferten sich ein paar gewohnt hochklassige Düellchen. Besonderen Applaus bekam auch Drummer Jörg Michael, der ja nach schwerer Erkrankung mit Zwangspause inzwischen wieder voll im Saft steht.
StratovariusFür das einzige Manko an dem Auftritt konnte die Band selbst reichlich wenig: Der Sound war vor allem zu Beginn richtig mies. Das verwundert um so mehr, als dass man auch für Helloween doch bestens auf speediges Hymnen-Metall eingestellt gewesen sein musste. Sei's drum, der Stimmung schadete es nicht. Und es wurde besser! Spätestens bei der epischen, magischen Muss-Nummer "Black Diamond" zum Schluss war alles wieder im akustischen Lot.

Setlistlist Stratovarius
Darkest Hours
Legions
Eagleheart
Infernal Maze
Paradise
Speed Of Light
Kiss Of Judas
Under Flaming Skies
Hunting High And Low
Black Diamond
Helloween
HelloweenDie Stimmung war also bereitet für die Kürbisköpfe, die erwartungsgemäß mit einem der Brecher vom neuen Album loslegten: "Are You Metal?" fragte Andi Deris in die große Runde und sorgte dank gewohnt ausschweifender Heavy Metal-Giftzwerg-Gestik dafür, dass auch der neue Stoff gleich mit großem Jubel quittiert wurde. Naja, und wenn man dann mit "Eagle Fly Free" weitermacht, ist die Stimmungs-Steigerung praktisch schon vorprogrammiert - taktisch sehr geschickt gemacht!
HelloweenÜberhaupt stand bei Helloween viel aus legendären "Keeper ..."-Zeiten auf dem Zettel. Denn auch wenn die nagelneuen "Where The Sinners Go" (das düstere Heavy-Riff donnerte echt gut!) und "World Of Fantasy" prima ins Programm passten - bei "March Of Time" und "I'm Alive" gingen die Leute erst so richtig ab. Klar, das kennt halt jeder. Einen epischen "Keeper"-Höhepunkt gab es in Form eines Medleys mit Stoff aus allen drei Parts. Los ging es mit dem getragenen Titelsong, dann rein in die druckvolle Up-Tempo-Nummer "The King For A 1000 Years" (vom 2005er Album
Keeper Of The Seven Keys - The Legacy), und dann die legendäre Kreischerei in der Bandhymne "Halloween", klasse gemacht!
HelloweenDamit waren die "Keeper"-Festspiele freilich noch lange nicht beendet; nach "I Want Out" standen zwei Zugaben an: "Future World" und das ulkig-kultige "Dr. Stein", bei dem einige 'Dr. Steins' aus dem Fan-Kreis auf der Bühne auftauchten und das Finale der Show mitfeierten. Es war dennoch ein Auftritt mit Höhen und Tiefen. Hatte man mit dem Akustik-Song "Forever And One (Neverland)" zwischendurch gekonnt ein paar Gänge zurückgeschaltet, passierte das mit der trägen "Better Than Raw"-Nummer "A Handful Of Pain" leider eher unfreiwillig. Und auch die nervigen Soli von Sascha Gerstner (Gitarre) und Dani Löble (Drums) hätte man sich sehr gut sparen können.
HelloweenAnsonsten aber ein unterhaltsamer Gig, der vor allem von der großen Routine der Band geprägt war. Das ist auf der einen Seite ungeheuer souverän, auf der anderen Seite wirkt es aber manchmal schon zu eingeübt. Andi Deris hatte die Lacher zwar klar auf seiner Seite, als er seinen Drummer tierisch damit aufzog, dass der dank Ohrstöpseln nicht mitkriegt, was er über ihn (vulgär, aber erklärtermaßen höchst freundschaftlich) schimpft. Aber ein bisschen lang hat er sich schon damit aufgehalten. Ganz zu schweigen von der Show bei "I Want Out", dem letzten Stück vor den Zugaben. Mit dem Publikum spielen ist toll, aber das Ganze sollte auch eine Dramaturgie und ein Ende haben. Geschmackssache, ganz sicher - unterm Strich auf jeden Fall ein gelungener Metal-Abend, gerade auch mit Blick auf die drei verschiedenen Spezialrichtungen der Bands.
Setlist Helloween
Are You Metal?
Eagle Fly Free
March Of Time
Guitar Solo
Where The Sinners Go
World Of Fantasy
Drum Solo
I'm Alive
Forever And One (Neverland)
A Handful Of Pain
Medley (Keeper Of The Seven Keys, The King For A 1000 Years, Halloween)
I Want Out

Encore 1:
Future World

Encore 2:
Dr. Stein
Danke schön an Heiko Renno von der Garage für die Akkreditierung!
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