House Of Lords / 09.02.2012, Zaal De Kring, Genk (B)
Support: Sandalinas und Civilian
Plakat
House Of Lords
Support: Sandalinas, Civilian
Zaal De Kring, Genk (B)
09. Februar 2012
Konzertbericht
Stil: Rock


Artikel vom 21.02.2012


Jochen v. Arnim
Wann immer mir eine Einladung zu einem Konzert aus dem belgischen Genk ins Haus flattert, weiß ich sofort, dass es mal wieder Zeit für ein Leckerli ist. Ob es die Augen des Dämon, die Maskenmänner oder die Düstermänner waren, die uns in den zurückliegenden Monaten beehrt haben, es war jedes Mal ein Erlebnis der besonderen Art. Musik, Show und vor allen Dingen die Atmosphäre stimmten immer wieder. Und nun ließ das Oberhaus bitten: Die House Of Lords sind mit ihrer Big Money European Tour 2012 unterwegs. Als Support haben sie die multinationale Truppe Sandalinas im Schlepp. Dazu kommen dann jeweils als weitere Anheizer lokale Bands, die dabei helfen, ein richtig abendfüllendes Programm zu gestalten. Für die Show in Genk war das Quintett Civilian aus dem belgischen Hasselt gebucht, eine Band, die erst unlängst bei der
2000 Tons of Metal-Cruise aufgetreten war. House of Lords hatte ich in den vergangenen Jahren nach ihrer Wiedervereinigung immer irgendwie verpasst und daher muss ich schon recht tief in meiner Vergangenheit graben, um das letzte Live-Erlebnis wieder ans Tageslicht zu holen - tippe mal auf Ende der Achtziger. Sandalinas, diese schwedisch-spanische Truppe um Namensgeber Jordi Sandalinas hatte ich live noch nie gesehen und so harrte ich der Dinge, die da kommen sollten.
Civilian

Civilian Bei einsetzendem Schnee war die Fahrt schnell überstanden, der Saal De Kring, ein Novum nicht nur für mich, sondern auch für den Veranstalter Attack-Events, war noch längst nicht voll und so blieb ausreichend Zeit für ein kleines Schwätzchen oder zwei. Recht pünktlich enterten dann die Mannen von Civilian die Bühne und legten auch direkt ohne großes Gitarren-Tuning oder weitere Verzögerungen los. Und das war dann auch sofort die erste Überraschung des Abends für mich: Kein Vergleich zum letzten Gig, den ich bei der oben genannten Cruise erlebt hatte. Es war fast so, als stünde hier eine vollkommen andere Band auf der Bühne. Klar, der Sound auf einem niedrigen Stahlschiff ist schwierig und kein Vergleich zu einem großen Saal.
Civilian Dazu kam, dass Sänger Mark van Luijk hier im Vollbesitz seiner stimmlichen Fähigkeiten war, die Erkältung erfolgreich kuriert hatte, und das riss den Gig weit nach vorne. Einige neue Songs auf der Setlist weckten zudem Appetit auf das im April (Freitag, den 13.!) erscheinende Album. Harte Riffs, gepaart mit fixen Soli, dazu eine treibende Rhythmusabteilung und der heute sehr viel moduliertere Gesang des Frontmanns boten uns eine kurzweilige und flotte Show. Mit ihrem Mix aus Metal und klassischem Hardrock, die Einflüsse von
Deep Purple, Metallica oder Iron Maiden nicht verhehlend, begeisterten sie das anwesende Publikum und verursachten allseits anerkennendes Kopfnicken und entsprechenden Applaus. Die Weichen für einen weiteren guten Verlauf des Abends waren Dank dieser Truppe bestens gestellt.
Setlist:
01:High School Loser
02:Everything Must Die
03:Hellwoman
04:Tarantula
05:Respect
06:Hallelujah Land
07:White Leather
Sandalinas

Sandalinas Die darauffolgende Pause war mehr als überschaubar, es blieb kaum Zeit für ein Bier und etwas Rauchbares. Vor der Tür gab es zudem einen kleinen Grillstand mit leckeren Spießchen in Brot - sehr umsichtig vom Veranstalter. Fast wäre der Beginn des Sets an mir vorübergegangen, denn ohne große Ankündigung standen die Jungs auf der Bühne und starteten durch. Ich gebe zu, nach dem Lesen des Reviews zur letzten Scheibe Fly To The Sun, diesen Auftritt zumindest mit verhaltener Erwartung gesehen zu haben. Aber ich wurde enttäuscht: Was die Truppe da ablieferte, war eine handwerkliche Leistung der höheren Gilde. Jordi Sandalinas bestach nicht nur durch seine imposante körperliche Anwesenheit, vor der alle Gitarren, bis auf seine kurzzeitig eingesetzte Double Neck, wie Spielzeug aussahen. Er konnte sie auch perfekt bedienen und lieferte dem Publikum so einige brillante Läufe ab.
Sandalinas Daneben gab uns Rick Altzi den versierten Sänger, der seine Sporen ja auch schon bei Combos wie At Vance verdient hatte. Die Stimme des Schweden hat durchaus etwas Markantes, um dieses abgedroschene Attribut mal zu verwenden. Er vermag es wohl, dieses sonst so kernige Organ auch mal in den höheren Tonlagen zu halten und gibt sich und der Musik der Band damit eine schön anzuhörende Bandbreite. Sie eröffneten mit dem Titeltrack der letzten CD, eine neue ist ja in der Mache, und somit nahm die ganze Chose direkt erstaunlich Fahrt auf. Von Schlagzeug und Bass unentwegt vorangetrieben, untermalte der Gitarrenmeister Jordi jeden Song mit einer fast grenzenlosen Vielfalt an technischer Finesse. Auch "Double Cross" schoss das Publikum mit fixer Double Bass und ebenso flinker Gitarre ganz schnell in den akustischen Orbit. Ab und zu kamen neben dem Shouter noch weitere Bandmitglieder gesanglich als Backings zum Einsatz. Insgesamt eine erfrischende Vorstellung, die mich nicht so schulterzuckend zurückließ, wie seinerzeit den geschätzten Kollegen Markus beim Review der Scheibe.
Setlist:
01:Fly To The Sun
02:All Along The Everglades
03:Double Cross
04:If It Wasn't For You
05:The Wrong Side Of Me
06:As The Rain Falls
07:Shadows In The Rain
08:Ring Of Fire
09:No Matter What
10:Living On The Egde
House Of Lords

House Of Lords Von der kurzen Pause zuvor noch etwas verwöhnt, wurde die Geduld dann im Anschluss ein wenig auf die Probe gestellt, denn die Herren Musiker und Tontechniker aus dem Oberhaus ließen es sich nicht nehmen, schier endlos auf die Toms zu hauen, bis die Einstellung endlich stimmte. Aber es sollte sich ja auch lohnen und ich habe lieber zu Beginn einige Minuten mehr Frickelei an den Knöpfen, als hinterher ein böses akustisches Erwachen. Schließlich und endlich bestieg dann das Quartett um James Christian die Bühnenbretter. Begleitet von Jimi Bell an der Gitarre, Chris McCarvill am Bass und B.J. Zampa an den Trommeln machte sich der Ehemann der allseits verehrten Robin Beck am Mikro breit und eröffnete den Abend direkt mit dem Klassiker "Sahara" von der gleichnamigen Scheibe von 1990. House Of Lords Wir erlebten durch den kompletten Auftritt hindurch ein wahrlich fulminantes, ständiges Wechselspiel zwischen der akzentuierten Rhythmusfraktion McCarvill und Zampa und den mitreißenden Riffs von Meister Bell. Dieser verstand es zudem auch immer wieder, mit flinken Fingern kleine, und manchmal auch ausgedehntere Soli von einer bestechenden Genauigkeit und betäubenden Schnelligkeit an den Tag zu legen. Christian selber, als einziges noch im Oberhaus musizierendes Gründungsmitglied, bestach durch seinen klaren und für meine Begriffe makellosen Gesang, der durchaus auch einem 20 Jahre Jüngeren gestanden hätte. Zwischendurch immer wieder mal ein Schlückchen Rotwein zum Schmieren und schon passte es auf den Punkt.
"I Don't Wanna Wait All Nght" trug uns nur wenig zurück ins Jahr der Come To My Kingdom-Veröffentlichung von 2008. Das folgende "Big Money" wurde dann ganz neu, unlängst erst auf gleichnamigem Album veröffentlicht und war beim Publikum offensichtlich schon bestens bekannt. Überhaupt war dieser Abend einer für Fans, alle firm in Melodie und Text und besonders in den vorderen Reihen begeistert mitgehend. Der Sound war prima, weiter hinten soll der Druck einen Tacken zu viel gewesen sein, aber in der ersten Reihe bekommt man ja nicht immer die volle Welle ab. House Of Lords Die vier Herren führten uns gekonnt durch ihre Historie, immer wieder mal ein kleines Highlight setzend, wie das fulminante Cartesian Dreams, das zwar auch eher jüngeren Datums ist, sich aber trotzdem nahtlos in die lange Reihe der wirklich guten Songs einfädelt. Besonders überzeugend war die Fertigkeit der Band, ihre gute Mischung aus Stadion- und hartem Power-Rock rüberzubringen, und das Volk dankte es ihr. Nach einem längeren Drumsolo gab es noch einen weiteren Höhepunkt in Form des neuen "One Man Down". Sanft und balladenhaft nur mit Gitarre, seichtem Schlagzeug und mehrstimmigem Gesang beginnend, haute uns dann nach mehr als einer Minute ein fettes Riff um die Ohren und die Rhythmusabteilung schaltete direkt einige Gänge hoch. So wurden wir langsam aber sicher zum Höhepunkt getrieben.
House Of Lords Über "I Wanna Be Loved" und den "Pleasure Palace" ging der Gig mit der Zugabe "Slip Of The Tongue" dem Ende zu. Mächtiger Applaus und viele glänzende Augen blieben zurück, aber nur bis sich die komplette Band sowie die Jungs von Sandalinas in der Merch-Ecke zum lockeren Mix mit den Fans einfanden. Ein wieder einmal überaus gelungener Abend im mächtig warmen Saal musste so langsam aber sicher der Eiseskälte der Nacht weichen. Herzlichen Dank an Wim van der Bij von No Nonsense Bookings sowie an das Team von Attack-Events für die Akkreditierung und für den tollen Empfang in Genk - bis zum nächsten Mal.
Bilder vom Konzert

Civilian    Civilian    Civilian
Sandalinas    Sandalinas    Sandalinas
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