King King / Reaching For The Light
Reaching For The Light Spielzeit: 44:00
Medium: CD
Label: Manhaton Records, 2015
Stil: Rock, Blues Rock

Review vom 29.06.2015


Joachim 'Joe' Brookes
Vierundvierzig Minuten rotiert ein Schmuckstück von CD im Player. Dies schafft am Stück nicht jeder Silberling und vielleicht darf man bei King Kings Album "Reaching For The Light" auch von einem Goldling sprechen, denn was man in insgesamt neun Songs zu bieten hat, lässt die Börsendaten der britischen Band um Frontmann Alan Nimmo stark steigen.
Darüber hinaus konzentrieren sich wohl einige Blicke auf das Werk von Paul Carrack, denn mit dem Einzelgänger-Coversong der Platte "Just A Little Lie" hat man eine ziemlich überraschende Wahl getroffen. Da wäre es von Interesse, welche Motivation gerade zu dieser Nummer geführt hat.
Standing In The Shadows liegt schon eine gefühlte Ewigkeit zurück und da kommt im Jahr 2015 frische Platten-Kost geradezu zum richtigen Zeitpunkt. King King hat seit dem Vorgänger-Album bei den British Blues Awards wieder mächtig abgeräumt und stand gleich in fünf Kategorien auf dem obersten Podest. Gratulation!
"Standing In The Shadows" und die Folgen ... nach Take My Hand und besonders "Reaching For The Light" steht die Band King King wohl immer weniger im Schatten als viel mehr auf der Sonnenseite der vielen europäischen Blues-Akteure, ob Solokünstler oder Bands.
Auf der Keyboard-Position hat anstelle von Bennett Holland der niederländische Tasten-Tausendsassa Bob Fridzema (auch Dana Fuchs, John F. Klaver Band, Eric Steckel) Platz genommen und hinterlässt, wie schon bei einem King King-Konzert zu begutachten war, einen fabelhaften Eindruck. Auch wenn Bob Fridzema mit Ausnahme von "Take A Look" an allen anderen Band-Kompositionen beteiligt war, liegt es wohl nicht so ganz an ihm, dass der Song-Boden nicht mehr so viele Nährstoffe zu den Arrangements beitragen konnte.
Aber keine Sorge, die musikalische Qualität der Scheibe hat darunter definitiv nicht gelitten. Im Gegenteil, King Kings "Reaching For The Light" hat im wahrsten Sinn des Wortes mehr Volumen und den Lautstärkeregler hat der Hörer eh immer im Blick. Besonders bei dem krachend-rockenden Opener.
»[...] Hit me hard like a hurricane
[...]
Runs through me like a wrecking ball
[...]
Got to find a way to keep it alive [...]«
"Hurricane" heißt das Stück und kommt aus den Lautsprechern, als wolle die Band tatsächlich die Abrissbirne schwingen. "Crazy" ist dann noch so ein Schottenrock-Burner, bei dem Bob Fridzema sowie die Gitarre von Alan Nimmo das Rock-Feuer ohne Unterlass schüren. Dieses Stück hat wegen seiner Tracklist-Nachbarn "Rush Hour" mit seiner dynamischen Wellenlinie und der brillanten Piano-Ballade "Lay With Me" eine exponierte Position. Irgendwie kommt "Crazy" so einer Hängenbleiber-Rolle gleich. Anders ausgedrückt ist dieses Nummer ein echter Hinhörer.
Apropos Hinhörer ... "Lay With Me" muss durch weitere Worte noch etwas gewürdigt werden, denn das Stück hat es verdient. Im Line-up ist von Backing Vocals keine Rede, allerdings wird der intensive Alan Nimmo-Gesang von männlichen Chorstimmen förmlich auf Händen getragen. Überhaupt ist dieser Slow-Song ein Tsunami der Hingabe, fernab von schmelzendem Schmalz, viel näher an der ehrlichen Leidenschaft und der überzeugenden Kraft von Wort und Musik.
King Kings Version von Paul Carracks "Just A Little Lie" ist weit entfernt von einer "How Long"-Manier und gibt dem Original hier noch eine ordentliche Portion Funk mit auf den Weg zum Gefallen.
Der Fächer der "Reaching For The Light"-Auslage wurde expandiert, das Angebot umfasst nun auch so etwas wie Classic- oder Hard Rock, gewürzt mit Zutaten aus den Siebzigerjahren. Alan Nimmo, zitiert aus dem Digipak-Begleittext: »We couldn't have come out with another album that was only as good as Standing In The Shadows. We'd have got crucified for it. You're always trying to improve – but I think we've managed it.«
Etwas anders ausgedrückt, ist Stillstand auch Rückschritt und "Reaching For The Light" ist King Kings Vorstoß in etwas anders ausgestaltete musikalische Dimensionen, bei denen die typische Handschrift des Quartetts nicht verloren gegangen ist. Die Band ist weiterhin in aller Munde. Respekt!
Line-up:
Alan Nimmo (vocals, guitars)
Bob Fridzema (Hammond organ, keyboards)
Lindsay Coulson (bass guitar)
Wayne Proctor (drums, percussion)
Tracklist
01:Hurricane (3:17)
02:You Stopped The Rain (4:10)
03:Waking Up (5:32)
04:Rush Hour (5:12)
05:Crazy (4:34)
06:Lay With Me (4:14)
07:Just A Little Lie (4:16)
08:Take A Look (6:18)
09:Stranger To Love (6:14)
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