Spielzeit: 44:58 (CD 1), 71:18 (CD 2), 41:42 (CD 3), 32:46 (CD 4) 43:13 (CD 5), 41:35 (CD 6) Medium: Do-CD Label: Atlantic/Swan Songs/Warner, 2014 (1969, 1970) Stil: Classic Rock Review vom 07.06.2014 Ilka Heiser

Led Zeppelin-Fans aufgepasst! Denn Konservator Jimmy Page hat wieder 'zugeschlagen' und vermutlich eine weitere Geldquelle entdeckt.
Seit langem schon angekündigt und vorab bereits in den allerhöchsten Tönen gelobt, startet eine Wiederveröffentlichungsreihe aller Led Zeppelin-Alben!
Diese wurden von Page persönlich einer modernen Klangbearbeitung unterzogen und mit jeder Menge zusätzlichem Audiomaterial ausgestattet, welches während der Zeit der Plattenaufnahmen entstanden sein soll. Braucht man das oder doch nicht? Schaun wir mal.

Das Licht der (schon gespannten) Welt im neuen Mix erblickten nun die ersten drei Scheiben, wovon jede mit einer sogenannten Companion Disc bestückt ist, die lt. Pressetext » bisher unveröffentlichte Live-Aufnahmen, Demo-Versionen, Backing Tracks und Studio Tracks enthält«. Und nicht nur das: Auch ein hübsches Booklet liegt bei, das mit vielen Fotos der Musiker, den Songs sowie den Credits bestückt ist.

Sich ausgiebig und detailliert über die Songs von Led Zeppelin auszulassen, hieße Eulen nach Athen tragen, denn wer gute Musik liebt, dem ist eine der größten Rockbands der Welt und deren Lieder ein Begriff. Außerdem wurden in den letzten zehn Jahren immer wieder diverse remasterte Werke, wie Mothership, noch nie veröffentlichte Audioaufnahmen, wie bei How The West Was Won, oder die, anlässlich des Todes des hochgeschätzten Atlantic Records-Gründers Ahmet Ertegün, erschienene CD/DVD-Box Celebration Day auf den Markt geworfen, die wir ausführlich besprochen haben. Die Geldquelle scheint tatsächlich nie versiegen zu wollen und die Archivschätzchen ebenfalls nicht. Interessant, was da alles so zu Tage gefördert wird.

Den Anfang macht logischerweise das am 12.01.1969 veröffentlichte Album "Led Zeppelin", damals agierte man noch als Support für Bands wie Iron Butterfly, Vanilla Fudge oder auch Country Joe And The Fish. Das Album hat einen sehr deutlichen Blueseinfluss, beinhaltet u. a. Coverversionen von
Willie Dixon ("You Shook Me", "I Can't Quit You Baby") - "Black Mountain Side" und "Babe I'm Gonna Leave You" sind dagegen sehr folkig gehalten. Die Vertreter der härtesten Nummern sind "Good Times Bad Times" und "Communication Breakdown". Die Scheibe hielt sich immerhin ganze 73 Wochen in den Billboard Charts. Ein bewundernswerter Erfolg, zumal der Prophet im eigenen Land nichts galt, die Band wurde von der dortigen, führenden Rockpresse ignoriert oder mit vernichtenden Kritiken bedacht. Kein Wunder also, dass die Mitglieder von Led Zeppelin jahrelang auf 'Kriegsfuß' mit der Presse standen.
Die Sound-Qualität dieser Deluxe-Version ist, im Vergleich zu meiner in den 90ern erschienenen Edition, erstklassig.

Auf der Companion Disc ist das Konzert "Live At The Olympia" aus Paris vom 10.10.1969 enthalten. Der Kontrast zu diversen Bootleg-Aufnahmen ist natürlich riesig und Robert Plant singt einfach zum Niederknien.

Album "II" erschien am 22.10.1969 und erreichte in den UK- und US-Charts sowie in Deutschland Platz eins. Schon am Tag des Erscheinens wurde "II" vergoldet, da bereits über eine halbe Million davon geordert worden waren - sensationell!
Die Platte enthält wiederum Blues- aber auch härtere Rocknummern und ist wesentlich zupackender als das Debüt. Zu den ursprünglichsten Bluesnummern gehören "The Lemon Song" sowie "Bring It On Home". Letztere ist Sonny Boy Williamson gewidmet. "Heartbreaker" bezeichnet Jimmy als »echte Warmlauf-Nummer bei Konzerten«.
"Thank You" ist eine romantische Ballade (Robert Plants Debüt als Songtexter der Band) und zu den Rocknummern gehören "Living Loving Maid" und natürlich der wohl bekannteste Led Zeppelin-Song, "Whole Lotta Love", der aus mehreren Effekten und Verfremdungen, wie dem Rückwärtsecho, zusammengestellt wurde. Leider führte dieses Stück zu einem Plagiatsstreit zwischen den Zep-Mitgliedern und Willie Dixon, den dieser 1987 gewann.
Die zweite CD enthält keine wirklich neuen Stücke. Ob diese nun ein 'Must have' ist, sollte jeder für sich entscheiden.
Auch hier gilt wieder: erstklassiger Hörgenuss!
Mit "II" war der Aufstieg in den Rock-Olymp geebnet...,

...mit "III" sollte der Höhenflug weitergehen, aber es hagelte auch (berechtigte oder unberechtigte?) Kritiken, aber dazu später. Als ich das Teil in den Händen hielt, war ich tatsächlich überrascht, denn dieses hat im Cover die berühmte Drehscheibe, wie man sie nur von der LP her kennt. Tolle Sache! Störend finde ich, dass man auf der Rückseite die Tracks nicht lesen kann, da die Grafiken über dem Text platziert sind. Zum Glück findet man diese noch einmal im Innenteil aufgelistet.
Erschienen ist die Platte am 05.10.1970 und erklomm sowohl im UK als auch den US Chartsplatz eins, in Deutschland war die höchste Platzierung Platz drei.
Die o. a. Kritiken begründeten sich darauf, dass die Band mit "III" eine etwas andere stilistische Ausrichtung verfolgte: weg von den ganz harten Nummern und hin zu vom Folk beeinflussten, teilweise akustischen Kompositionen, denn die Zeps wollten nicht eine Kopie ihrer selbst sein und bereits 'ausgelatschte Pfade' weiter verfolgen. Musikalische Veränderungen sollten auch in den folgenden Jahren immer wieder die Meinungen über die Band spalten.
Gehört der "Immigrant Song" noch zu den Hard Rock-Stücken, geht es mit "Friends", "Tangerine" (unter Einsatz eines Banjos) oder "That's The Way" recht ruhig im Hause Zep zu.
Ein englisches Folk-Traditional ist "Gallows Pole" und völlig einfach gestrickt "Bron-Y-Aur Stomp" - ein fröhliches Lied über Plants Hund Strider. "Hats Off To (Roy) Harper" ist eine Hommage an den exzentrischen britischen Folkie Roy Harper.

Die hier beigefügte Companion Disc ist eine interessante Ergänzung. So gibt es einige, teils unbekannte, teils selten gehörte Stücke wie "Jennings Farm Blues" oder "Keys To The Highway/Trouble In Mind", aber auch bekannte ("Gallows Pole", "That's The Way", "Since I've Been Loving You") im Rough Mix, "Bathroom Sound" und "Friends" ohne Plants Vocals sowie je einen Alternativ-Mix vom "Immigrant Song" und von "Celebration Day".
Auch für diese beiden Scheiben gilt: Der Klang ist über alle Zweifel erhaben.

Mein Fazit: alles in allem eine runde und löbliche Sache und für jeden Led Zeppelin-Fan mit Sicherheit ein Schmuckstück im Regal.
Ich lass' noch einmal den Promoter zu Wort kommen: »Jedes der Alben wird sowohl als Original-Einzel-Disc (CD oder 180g Vinyl) als auch als CD und Vinyl mit der zusätzlichen 'Companion-Disc' erhältlich sein. Natürlich wird es die verschiedenen Versionen auch als Digitalen Download geben und als Super Deluxe Box-Set, das sämtliche Formate und umfangreiches Non-Audio-Zusatzmaterial in einer Box enthält.«
Letzeres wird wohl nicht ganz billig sein, aber wer darauf warten kann, kann sich die Euronen ja schon mal zusammensparen.
Ich für meinen Teil warte ganz gespannt auf die nun folgenden Scheiben, die ebenfalls einer 'Klangwäsche' unterzogen und aufgepeppt werden sollen.

Line-up:
John Paul Jones (bass guitar, keyboards)
Jimmy Page (guitars)
Robert Plant (vocals, harmonica)
John Bonham (drums, percussion, backing vocals)