Proppenvoll war es nicht gerade, aber trotzdem hatte sich eine akzeptable Ansammlung von Menschen vor der Bühne zusammengerottet. Ach was sage ich, das waren Fans. Fans, die teilweise von weit her gekommen waren, Fans, die diesen Termin seit Monaten ganz dick im Kalender angestrichen hatten. T-Shirts und Gespräche zeugten davon, dass kaum einer die letzte
Tour vor ca. einem
Jahr verpasst hatte und zudem waren auch wieder einige Neulinge in Sachen
Little Caesar mit an Bord. Gerade mal kurz nach 20 Uhr, kein Ton gespielt und trotzdem brodelte es schon im Spirit of 66, zumal es auch endlich von den Außentemperaturen her wieder richtig passte.
»It was a hot summer night and the beach was burning…«, ach nee, falsche
Baustelle. Noch ein schnelles Bierchen vor der Tür, von wegen rauchen und so, ein paar Freunde begrüßt, den beeindruckenden Terminkalender der nächsten Shows studiert, innerlich die persönliche Wunschliste aktualisiert und schon wurden wir höflich in den Laden komplimentiert. Let's start the fucking show!
Noch keine 20:30 Uhr im belgischen Verviers und die Herren
Ron Young,
Joey Brasler,
Tom Morris,
Fidel Paniagua und nicht zu vergessen
Loren 'Dog' Molinare erklommen die Bühne - ohne Supportband sollte es direkt losgehen. Drummer
Morris zählte kurz an und die ersten Töne von "Rock And Roll State Of Mind" (vom 1992er
Debütalbum) erklangen mächtig laut aus den Boxen. Das wäre an diesem Abend eigentlich ein klarer Fall für Ear Plugs gewesen, besonders in der ersten Reihe vorne rechts, aber in der Hitze des Gefechts ging es dann doch unter. Sichtlich angetan vom Applaus nach dem ersten Song legte das Quintett dann direkt noch "Hard Times" und "Supersonic" (von der großartigen
Redemption) oben drauf. Kurze Zwischenansagen oder ein kleiner Witz von
Ron Young oder
'Dog' Molinare lockerten die Abfolge etwas auf, aber im Grunde ging es hier um Rock'n'Roll - und den bekamen wir auch zu hören.
Mit "Hard Rock Hell" gab es dann auch den ersten Song vom (noch besseren) neuen Album
American Dream, das unlängst auf den Markt gekommen ist und in Rahmen der Tour natürlich auch ein wenig Promotion erfahren sollte. Und wie das unter Fans so üblich ist, kaum ist das Ding draußen, kann es auch schon jeder zweite auswendig mitsingen. Auch diese Tatsache ging nicht unbemerkt an der Band vorbei, Blicke sagen manchmal eine Menge. Gut drauf waren die fünf Kalifornier alle Mal,
Loren sprang mit wildem Blick umher, wie man es von ihm kennt,
Tom Morris vermöbelte sein Schlagzeug ohne Unterlass,
Fidel machte am Bass wie üblich einen auf coole Sau und Saitenvirtuose
Joey Brasler stand meist in seiner Ecke und entlockte der Les Paul oder der Stratocaster feinste Töne. Der Frontmann selber gab den Anschein, als wäre er gerade seinem gechoppten 1941er Buick Super mit 350i Chevy Motor entstiegen: aufgekrempelte Jeans, schwarze Stiefel, enges T-Shirt und gegelte Haare. Dazu gab es ein im Stil passendes Mikro, das er mit seinen volltätowierten und muskelbepackten Armen schwang. Seine Stimme drang bis zum Anschlag aus den Boxen und brachte uns nacheinander alle guten alten Kracher der Band.
"Rum And Coke" durfte ebenso wenig fehlen wie "Redemption" oder "I Wish It Would Rain", während uns von der neuen Scheibe neben dem Titelsong "American Dream" (auf den die Band besonders stolz ist) auch noch "Hard Rock Hell" und das tolle "Dirty Water" geboten wurden. "Chain Of Fools" gab es, im Tempo natürlich etwas zurückgenommen, leider ohne die früher üblichen hüftschwingenden Backgroundsängerinnen, in einer gefühlten Extended Version. Im direkten Anschluss ließen "Sick And Tired" und "Drive It Home" dank ihrer Power noch einmal sämtliche Pegel im Laden bis jenseits der Überlastungsgrenze ansteigen, bevor sich die Band verabschiedete und zu einer kaum erwähnenswerten Pause hinter die Bühne verzog. Das laute Klatschen und Gejohle rief sie allzu schnell wieder auf den Plan und wir bekamen noch eine geballte Ladung Rock'n'Roll um die Ohren gehauen. Drei letzte Songs, in Teilen schön 'modifiziert' mit kleinen
Brasler'schen Soloausflügen und Anflügen leichten Jammens waren als krönender Abschluss dieses Abends gedacht. Allerdings hatte die Band die Rechnung ohne das Publikum gemacht, das sich damit noch lange nicht zufrieden geben wollte und die Jungs wieder auf die Bühne klatschte. Zum ersten Mal während dieser Tour, so
Rons begeisterte Ansage, mussten sie eine weitere Zugabe spielen.
»I love it when that happens!« Auf Zuruf holten sie dann noch ein allerletztes "Down-N-Dirty" raus, das in einem wilden Finale gipfelte. High Fives in die Runde, Plektren verteilen und nach einer kurzen Pause ging es dann ab an die Bar, bzw. zum von
Carmen charmant 'befrauten' Verkaufsstand, an dem anschließend noch lange viel Gedränge herrschte. Star der Devotionalien an diesem Abend war eine coole selbst angefertigte Collage in Postergröße, die von allen Bandmitgliedern gern mit entsprechenden Sprüchen signiert wurde. Überhaupt waren die Jungs im persönlichen Gespräch wie üblich mal wieder äußerst sympathisch und angenehm.