ROCKTIMES - Interview mit Colin Peterik von Lobster Newberg

RockTimes: Hi Colin, erst mal Danke, dass du dir Zeit nimmst, mit uns über deine Band Lobster Newberg zu sprechen. Als ich eure Debüt, "Vernal Equinox", das erste Mal hörte, stolperte ich über den Namen, weil das so ein lecker Gericht ist. Jede Wette, Vater des Gedankens war es, mit diesem Namen auf den ersten Blick auch klasse Musik zu assozieren, oder?
Colin: Genau so war das. Diese herrliche Speise besteht aus so vielen Schichten und auch Schritten bei der Zubereitung, das passt auch perfekt auf unsere Musik. Es ist halt so, dass man schnell merkt ob ein Bandname ankommt, wie die Leute beim ersten Hören darauf reagieren. Und noch wichtiger: Es muss leicht von den Lippen gehen. Lobster Newberg passte perfekt.

RockTimes: Mir gefällt die, eigentlich ungewöhnliche Mischung aus Prog und Jam. Schlagen da vielleicht zwei Herzen in deiner Brust und du hast mit dieser Mischung zwei Fliegen mit einer Klappe totgeschlagen?
Colin: Ich mag einiges aus beiden Stilrichtungen, vieles aber auch nicht. Prog Rock hat ja oft das Problem, dass die Texte eher nichtssagen sind, so'n New Age-Mist. Auf die Musik richtig eingehen ist schwer, wenn die Texte nichtsagend sind und nicht zum Gespielten passen. Und ich mag keine Stilgrenzen. Daher bediene ich mich aus beiden Genres. Was nun die passenden Texte angeht, bediene ich mich anderer Mittel.

RockTimes: Vernal Equinox war ja schon geil aber als ich Actress hörte, war das nochmal eine Schippe mehr. Etwas anders auch, sag ich mal. Auf eurer ersten CD ist ein nicht zu überhörender Uriah Heep-Touch - gerade durch die Orgel. Außerdem kommt die Gitarre heavier daher. "Actress" ist irgendwie gereift wie guter Wein und sicher auch zugänglicher für Prog-Neulinge. Siehst du das ähnlich?
Colin: Meine Philosophie ist es, komplexe Musik so zu bringen, dass es die Leuten nicht überfordert. Wenn das keiner versteht und keinen Zugang findet, hast du verloren. Schau, ich liebe
Van Der Graaf Generators "Pawn Hearts" und höre mir das einmal die Woche an. Aber spielen tun wir das nicht. Das dir "Actress" gereifter vorkommt, lag total in unserer Absicht und das wird sich auf den kommenden Alben forsetzen.

RockTimes: Am meisten fällt auf, dass du auf "Actress" mit einem komplett neuen Line-up spielst. Was war der Grund, gleich alle Musiker auszuwechseln?
Colin: Lobster Newberg hatte nicht für alle die gleiche Bedeutung, wie wir bemerken mussten. Das akzeptiere ich und mit Phil Miller kam nun ein starker neuer Gitarrist. Zusammen haben wir eine fantastische Rhythmus-Abteilungen rekrutiert. Das ist nun die neue Stammbesetzung.

RockTimes: Auf "Vernal Equinox" gab es einen Trompetenpart in einem Song, wogegen man auf "Actress" Trompete, Saxofone und Posaune hört und man fast von einer Blechabteilung sprechen kann. Das kommt saustark. Wird das Gebläse auch auf der nächsten Scheibe dabei sein?
Colin: Während der Arbeiten an "Actress" habe ich bemerkt, wie sehr diese Art von Musik durch Bläser profitiert. Richte dich schon mal drauf ein - auf der nächsten Platte wird das noch besser. Zusammen mit dem Komponisten Jeff Lantz arbeite ich bereits daran.

RockTimes: Einige Stücke wie z. B. "Wonderful", "Illusion" oder "Silver Cities" haben irre Harmonien und Melodien. In dieser Dimension hört man das selten. Bis auf Leon Russells "Tight Rope" sind ja alle Tracks von dir, was die Frage aufkommen lässt: Schreibst du auch für andere Bands?
Colin: Bisher widme ich mich ausschließlich Lobster Newberg. Allerdings würde es mich schon reizen, auf den kommerziellen Jingle-Zug aufzuspringen. Oder für talentierte Künstler zu schreiben. Da ich mein Haupttalent im Songwriting sehe, möchte ich daraus natürlich auch Kapital schlagen.

RockTimes: Zumindest mir war dein Name bisher nicht bekannt. Gab es ein musikalisches Leben vor Lobster Newberg?
Colin: Bereits vor meiner Highschool-Zeit spielte ich in einigen Bands mit unterschiedlichem Erfolg. Mit einigen Klassenfreunden gab es eine, die sich von den insgesamt vielleicht zehn hervorhob: Deuces Wild. Wenn du Glück hast, findest du im Internet vielleicht noch ein paar MP3s.

[Red.: In der Tat, hier kann man etwas reinhören].

RockTimes: Ich denke mal, dass du in Deutschland nicht unbedingt bekannt bist. Wie ist das in den Staaten, denn wie ich sehe, führt dein Tourplan durch einige Bundesstaaten. Gibt es bereits eine Fanbase?
Colin: Der Wettbewerb in den USA ist schon hart und der Musikindustrie geht es zurzeit nicht gut. Aber wir arbeiten daran, uns eine treue Fanschar zu schaffen. Wir haben Pläne für die Zukunft, einige gute Aussichten und vor Kurzem jemanden für die Öffentlichkeitsarbeit gefunden. Wir machen so lange weiter, bis wir es geschafft haben.

RockTimes: Werden wir euch auch mal in Deutschland sehen?
Colin: Klar! Sobald man dort nach uns ruft, sind wir da. Wenn unsere Tour hier beendet ist, werden wir uns nach internationalen Festivals umschauen.

RockTimes: In meinen Reviews höre ich Zitate von u.a. Genesis, Uriah Heep,
Allman Brothers, Phish, King Crimson und Pink Floyd Ist das auch deine bevorzugte Musik-Ecke?
Colin: Zum Teil ist das sicher so. Wie ich vorhin sagte, ist es so, dass mir einiges davon gefällt und manches aber auch nicht. Wir kreieren aus den Zutaten unseren Stil. Mein Haupteinfluss bzw. meine Inspiration ist aber Steely Dan. Gerade diese Band zeigt die Wichtigkeit von Text und Melodie.

RockTimes: Laut Wikipedia bist du der Sohn von Jim Peterik (Survivor). Da ja grundsätzlich erst mal jeder etwas in Wikipedia eintragen kann ... ist das korrekt und falls ja, wäre es in dem Fall tatsächlich so, dass der Apfel nicht weit vom Stamm fällt.
Colin: In dem Fall kannst du Wikipedia trauen. Jim ist mein Vater, was schon klasse ist. Alleine die Tatsache, dass jede Menge Instrumente bei uns zu Hause für mich zur Verfügung standen und stehen. Er führte mich auch an viel gute Musik heran. Ich nenne nur mal King Crimson. Und wir inspirieren uns gegenseitig. Ist schon lustig, wenn er kommt, und meint eine geile Passage gefunden zu haben und dann feststellt, dass er gerade etwas von Lobster Newberg 'erfunden' hat.

RockTimes: Wir RockTimes-Redakteure stellen jedes Jahr unsere persönlichen 'Best ofs' vor und "Paradox" vom "Vernal Equinox"-Album schaffte es, mein Song des Jahres zu werden. Dieses Jahr und das ist so sicher, wie das Amen in der Kirche, wird es ein Stück aus "Actress" sein. Eventuell wird die komplette Platte gar Album des Jahres. Vielleicht aber auch etwas von einer neuen Lobster Newberg-CD. Können wir bald mit einer Fortsetzung rechnen? Vielleicht sogar einem Live-Output?
Colin: Wenn du "Actress" dermaßen adeln wirst, wären wir sehr geehrt. Was die neue Platte angeht ... das Songwriting ist bereits fertig. Die Aufnahmen beginnen in den kommenden Monaten. Bis wann wir damit durch sind, kann ich noch nicht sagen, aber wir werden dich auf dem Laufenden halten.

RockTimes: Ihr seid bei keinem Label unter Vertrag. Ist das vielleicht gewollt, um unabhängig zu bleiben?
Colin: Stimmt, wir veröffentlichen unsere Alben in Eigenregie. Aber nicht aus dem von dir genannten Grund. Wenn ein Major-Label an uns herantreten sollte, kannst du einen darauf lassen, dass wir nicht nein sagen werden.

RockTimes: Colin, in der Kürze liegt die Würze und daher so spontan als möglich:
Barack Obama?
Colin: History

RockTimes: Lieblings Prog-Band?
Colin: Yes. ELP. King Crimson. Caravan. Gentle Giant. Frank Zappa. (Die Reihenfolge ist willkürlich).

RockTimes: Lieblings Jam-Band?
Colin: Phish

RockTimes: Lieblingsspeise?
Colin: Mmmmm... Jetzt bin ich gerade so hungrig und muss schreiben:... Steak … Krabbenschenkel … Pasta … Perfekt.

RockTimes: Lieblingsmusik - was hörst du zu Hause?
Colin: Steely Dan/Donald Fagen - rauf und runter.

RockTimes: Was ist besser: Singen oder Keyboard spielen?
Colin: Der Gesang. Obwohl, noch lieber schreibe ich Songs. Aber die Tasten machen auch einen Höllenspaß.

RockTimes: Dein größter musikalischer Einfluss, quasi dein 'Held'?
Colin: Einer, ja eigentlich DER, welcher mein Verhältnis zur Musik absolut beeinflusst hat, ist Donald Fagen. Kein anderer schafft es, Musik in dieser Qualität so zu präsentieren, dass sie für jeden zugänglich ist.

RockTimes: So, nun bist du 'erlöst', aber ich sag es gleich - ich möchte mir die Option offenhalten, wieder mit dir zu sprechen und zwar dann, wenn das neue Album in meinem Player liegt. RockTimes wird euren Weg beobachten und den deutschen Musikfans eure Musik vorstellen.
Colin: Vielen Dank für dieses Interview und wir halten euch auf dem Laufenden. Es ist gut zu wissen, in RockTimes ein Sprachrohr für Deutschland zu haben.!!!

RockTimes: Hi Colin, thanks for taking the time to talk with us about your Band Lobster Newberg. When I received your first output, "Vernal Equinox", I tripped over the band name. Usually it stands for a delicious dish. I bet father to the thought has been to show right from the start via name that there is delicious music, hasn't it?
Colin: That's exactly the idea. There are so many layers to such a spectacular dish, that it seems to fit well with the music. We also just liked the way it rolled off the tongue. I found out that the best way to discover if a band name is right or not is to see how people react to it at first, and more importantly to make sure it feels right coming out of your mouth. Lobster Newberg felt right.

RockTimes: I love the mixture of Jam and Prog, which I think is not very common. Are there two hearts in your chest and you killed two birds with one stone?
Colin: I love certain elements of Prog Rock, and certain elements of Jam Band music. That being said, there is also a lot I don't like about the two genres. With prog rock, the lyrics tend to be vague, 'new-age hooey'. I find it hard to connect with music on a deep level if I can't relate to the lyrics, so for me, lyrics are everything. I love the free form, 'no walls' approach to progressive rock and jam band music, and that's what I borrow heavily from. When it comes to lyrics, I choose other means.

RockTimes: Vernal Equinox is a great album and when I heard Actress for the first time I could not believe it. To me it is even better. Little different I guess. When I compare them, the first CD has a kind of Uriah Heep-style, expecially through the organ parts. And the guitar seems to be more powerful, heavier than it is on "Actress". The new CD sounds matured in the bottle. And the record is more accessible to the untrained Prog-ears. Do you see it the same way?
Colin: My mission statement is generally as follows: Make people listen to extremely complex musical compositions without them even realizing it. Because accessibility is everything. Good example: I may absolutely love Van Der Graaf Generators "Pawn Hearts" and listen to it once a week, but I'm not about to play it for someone on a roadtrip. The mature sound you are hearing on "Actress" is entirely intentionally, and will only be on the rise on albums to follow.

RockTimes: The biggest change is that the "Actress" line-up is completely different. What are the reasons for new musicians?
Colin: We realized that I was more passionately devoted to the project, and the other band members had other goals and ambitions which I fully respect. I found a great new guitar player, and together, we found a fantastic rhythm section, and those are the core members that make up Lobster Newberg today.

RockTimes: "Vernal Equinox" has one trumpet on one song. On "Actress" we almost can name it brass-section. Trumpet, Saxes, Trombone… That's smashing. What can we expect on Lobster Newbergs next CD? I hope, the brass will stay.
Colin: I realized half way through the creation of "Actress" how positively brass and woodwinds can augment this style of music. Be prepared for full on horn arrangements on the next album. Composer Jeff Lantz and I are already working on charts for the next album.

RockTimes: Some tracks, for instance "Wonderful", "Illusion" or Silver Cities" to name just three, have awesome harmonies and melodies. Definitley outstanding. Except Leon Russells "Tight Rrope" all songs are penned by you. Do you also write for other bands?
Colin: As of right now, my time is devoted to Lobster Newberg solely. I would absolutely love to get into the commercial jingle business and song writing/co-writing for talented artists. I really think my knack is in song writing, so I would definitely want to take advantage of that.

RockTimes: What have you done before Lobster Newberg since your name (at least to me) was unknown before?
Colin: I've been in several bands starting from before highschool. Each band had varying degrees of success and ambition. All together probably about 10 different highschool bands. The most notable is a band I was in with some classmates called Deuces Wild. If you scower internet, you might be able to find some MP3s from that band. Good luck!

[Red.: Indeed, some tunes to get an idea of Deuces Wild].

RockTimes: I think you are not well known in Germany (by now). How is it in the States? Your tour schedules more than one state, so are you probably having a big fan base what I wish?
Colin: We are working very hard to generate a respectable fan base here in the the states. There is so much competition, and the music industry is really bad right now, but we're getting some really cool opportunities thrown our way in the near future, and we recently hired a publicist, so we're hoping for the best. We all know, however, that we're not going to give up until we make it.

RockTimes: Any chance to see you in Germany?
Colin: Yes! If the demand is high enough, we would love to come to Germany. We're going to look into festivals overseas when we get back into town from our tour.

RockTimes: I 'see' some influences in your music. I named Genesis, Uriah Heep,
Allman Brothers, Phish, King Crimson, Pink Floyd. Are those bands matching with your personal taste?
Colin: To a certain extent, yes, all of those bands make up a little bit of what we are all about. Like I stated earlier, there are elements I don't like in a lot of these bands, which is what challenges me to try to write at a different level. A lot of my influence and my main source of inspiration and listening comes from the music of Steely Dan, a band that will show you just how important lyrics and melody are.

RockTimes: Wikipedia tells me that your father is Survivor-Jim. Is that true since everybody can write kind of uncontrolled in wiki? If it's true, than it is the evidence that the apple doesn't fall far from the tree.
Colin: That is true! (Try to give Wikipedia some credit...). It's great because of the abundance of musical instruments around the house, plus he introduces me to so much great music. (IE: King Crimson). We are constantly working off each other's ideas as well. He'll come up to me and say, »I was writing this great hook in the chorus, and I got so mad when I relaized I ripped off a Newberg song«! It's a lot of fun.

RockTimes: In our last years annual editors charts "Paradox" was my song of the year. This year, that is as sure as eggs is eggs, one of the new tracks will be my song of the year again. And "Actress" probably the album of the year. Or mabye one of the new Lobster Newberg-CD? When can we expect to hear more from you? Perhaps even a live album?
Colin: We would be honored of course if you gave "Actress" such accolades. The songwriting for the next Lobster Newberg album is complete, with sessions set to take place in the upcoming months. We have no idea as of yet when it might be released, but when it comes close, you will be the first to know!

RockTimes: Your CDs do not have a label. Is that on purpose to stay independent?
Colin: As of now, we are releasing our records independently, but not by choice. If we get a major label offering, believe me, we would jump on that.

RockTimes: Colin, brevity is the soul of wit. Let's go with on-the-fly replies:
Barack Obama?
Colin: History

RockTimes: Favourite Progband?
Colin: Yes. ELP. King Crimson. Caravan. Gentle Giant. Frank Zappa. (In no particular order).

RockTimes: Favourite Jamband?
Colin: Phish

RockTimes: Favourite dish?
Colin: Mmmmm... I wish I wasn't typing this while I was so hungry... Steak... Crab Legs... Pasta... Perfect.

RockTimes: Favourite music - what do you listen to at home?
Colin: Steely Dan/Donald Fagen discography

RockTimes: What makes more fun: Singing or playing keyboard?
Colin: Singing. Although my real love is songwriting. Piano is fun as hell too, though.

RockTimes: Your biggest musically influence. Your 'Hero'?
Colin: Without sounding too zealous, I'd have to say the person that made me turn around and change the way I feel about music completely would deserve that title, Donald Fagen. No one can force so much high quality music into the general public's ears and maintain their songwriting dignity as well as that man.

RockTimes: Now you are released but I would like to have the option for another interview when the follower of "Actress" is present. RockTimes will be 'your magazine' in Germany. We stay tuned!
Colin: You will be the first to know of any new Lobster Newberg releases! Thank you so much for the interview. Great to know we have such good friends at RockTimes!!!