Die Konzert-Reihe 'Blues in der Kirche' gehört schon seit Jahren zu den festen Einrichtungen, die die Stadt Salzgitter in der Kniestedter Kirche, Salzgitter-Bad anbietet. Im Laufe der Zeit gelang es der umtriebigen Antje Fischer immer wieder, sehr interessante, mal mehr mal weniger bekannte Acts zu verpflichten, die dann auch immer wieder gerne wiederkamen, nachdem sie den hervorragenden Sound und die heimelige Atmosphäre in dem kleinen ehemaligen Gotteshaus kennen gelernt hatten. Logisch, dass auch die RockTimes-Redaktion da nicht untätig bleiben konnte, schließlich liegt diese Location fast vor unserer Haustür. Und wenn wir jetzt schon mal zurückblicken, so haben wir mit Konzerten von Jessy Martens, Jimmy Reiter, Zed Mitchell und Schroeter und Breitfelder, um nur Einige zu nennen, schon so manchen musikalischen Leckerbissen miterlebt, bei denen wir auch immer wieder ganz eng mit den Künstlern in Berührung gekommen sind.
An diesem Samstagabend war der englische Mundharmonikaspieler Paul Lamb in der Kniki angesagt. Der 59-jährige, in Newcastle geborene Musiker war ebenfalls zum ersten Mal in diesen heiligen Mauern und zeigte sich auch ziemlich beeindruckt von den Räumlichkeiten. Lamb begeisterte sich schon in jungen Jahren für den Blues. Dabei war sein großes Vorbild Sonny Terry, der ihm auch das Harmonikaspiel beibrachte und als sein Mentor tätig war. Schon als 15-Jähriger trat er in den heimischen Clubs auf und im Laufe der Jahre spielte er mit Bluesgrößen wie Buddy Guy, Junior Wells und Brownie McGhee zusammen. 1979 gründete er seine erste eigene Band Smokestack Lightning, aus der nach mehreren Umbesetzungen The King Snakes entstanden. Inzwischen heimste die Band schon unzählige Auszeichnungen ein und wurde in die British Blues Awards Hall Of Fame aufgenommen. Seit dem Jahr 1990 spielten Paul Lamb & The King Snakes 18 Alben und zwei DVDs ein. Mit der letzten CD "Hole In The Wall" waren sie nun auf Promotion-Tour durch Deutschland.
Mit diesem letzten Gig in unserer Republik sorgte die Band für eine sehr gut besuchte Kniki. Über hundert Leute wollten den exzellenten Harpplayer und seine Mannschaft sehen und hören. So war eine gute Stimmung schon fast vorprogrammiert. Und Paul Lamb tat ein Übriges dazu. Immer wieder gab es launige Ansagen, kleine Späße mit der Band und dem Publikum. Dabei wirkte er sehr 'volksnah' und natürlich. Des Weiteren mischte er sich mehrmals unter das Publikum, spielte vor der Bühne oder auch direkt an den Stehtischen, ging auf die Knie oder spazierte, Harmonika spielend, quer durch den ganzen Saal bis hinter die Theke, wo er erstmal eine Rast einlegte. Das alles sorgte für jede Menge positive Vibes unter den Zuhörern. Die ganze Band wirkte extrem sympathisch und umgänglich. Das Wort 'Starallüren' schien in ihrem Wortschatz nicht vor zu kommen.
Und auch musikalisch hatten Paul Lamb & The King Snakes einiges zu bieten. Das Konzert begann zunächst in Duett-Besetzung nur mit Paul Lamb und dem Gitarristen Chad Strentz. Schon hier wurden die Einflüsse von Sonny Terry hörbar, denn schon jetzt gab es die wechselnden Zwiegespräche zwischen Harp und Stimme, die auch beim großen Terry so oft zu hören sind. Das sollte uns im Laufe des Abends noch öfter begegnen. Schon dieser Anfang war bärenstark. So langsam kamen nun auch die anderen Bandmitglieder, einer nach dem anderen, auf die Bühne und reihten sich in den musikalischen Reigen ein. Als letzter nahm Drummer Dino Coccia seinen Platz ein, sodass nun auch die Rhythmus-Sektion komplett war.
Stark auch die reinen Soloauftritte des Frontmannes. So begann der zweite Teil der Show mit einer Instrumentalversion des George Gershwin-Klassikers "Summertime", bei dem Paul Lamb seine Mundharmonika herrlich weinen ließ. Das Stück ging so richtig unter die Haut und verfehlte seine Wirkung nicht. Ganz großes Kino! Natürlich war auch nicht alles Gold was glänzt. Es ist natürlich reine Geschmackssache, ob man solche Gassenhauer wie den Joe South-Song "Games People Play" unbedingt bei einem Blueskonzert haben muss. Ich persönlich brauche das nicht, aber für viele Zuhörer war diese 'Mitsingaktion' durchaus angenehm und es wurde kräftig mitgemacht. Insgesamt kann man sagen, es wurde manchmal ein gewisser 'Gute-Laune-Blues' dargeboten. Die Songs kamen locker-flockig rüber, wirkten unangestrengt und leicht. Manchmal schielte sogar der Rock'n'Roll etwas um die Ecke.
Doch bei weitem am stärksten kamen Paul Lamb & The King Snakes rüber, wenn der reine 12-Takter zu hören war. Auch hier standen die Eigenkompositionen im Mittelpunkt, ab und zu von einem Titel von Muddy Waters aufgelockert. Hier konnte die Bluesharp dann richtig zuschlagen und auch Ryan Lamb, übrigens der Sohn von Paul, gab der Leadgitarre dann mal die Sporen. Jedoch hätte ich mir noch einen etwas intensiveren Einsatz der beiden Sechssaiter gewünscht. Etwas mehr Dreck unter den Fingernägeln hätte den hundertdreißig Minuten sehr gut getan.
Als erste Zugabe gab es dann eine A-cappella-Version des Traditionals "Midnight Special" auf die Ohren, wobei sich die komplette Band als recht gute Sänger erwiesen. Auch hier blieben die Publikumsreaktionen nicht aus und es wurde kräftig mitgesungen. Der Titelsong des aktuellen Albums beendete dann ein Konzert, das qualitätsmäßig auf sehr hohem Niveau stand. Paul Lamb & The King Snakes sind sehr gut anzuhören!
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Antje Fischer von der Stadt Salzgitter für die problemlose Akkreditierung und die nette Betreuung.
Line-up:
Paul Lamb (harmonica, vocals)
Chad Strentz (vocals, guitar)
Rod Demick (bass, vocals)
Ryan Lamb (lead guitar)
Dino Coccia (drums)
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