So wie unser Konzertjahr 2012 endete, so begann auch 2013. 'Blues in der Kirche' war angesagt und das bedeutet natürlich einen Besuch in der Kniestedter Kirche zu Salzgitter. Und gleich als erster Act dieses Jahres war ein absoluter Knaller angesagt. Die zurzeit angesagteste Lady in Sachen deutscher Blues war zum allerersten Mal in dem kuschligen Gotteshaus mit dem guten Sound zu Gast. Seit unserer letzten Stippvisite hatte sich so einiges bei der Jessy Martens Band getan, wobei natürlich die ersten Plätze als beste Bluessängerin, beste Bluesband und bestes Bluesalbum bei den German Blues Awards ganz oben auf der Hitliste standen. Außerdem steht mit "Break Your Curse" das brandneue Studio-Album in den Startlöchern, das am 15. Februar veröffentlicht wird und zum weiteren Höhenflug der jungen Band beitragen soll. Es geht also ganz steil nach oben.
Doch an diesem Freitagabend stand das Konzert zum vorletzten Mal unter dem Motto 'Brand New Ride-Tour', denn die neue Scheibe wird erst in ein paar Tagen mit der offiziellen CD-Release-Party in Hamburg vorgestellt. Gleichzeitig war dieser Gig auch der vorletzte von Keyboarder Jan Fischer, der in Zukunft ausschließlich für das Management der Jessy Martens Band zuständig sein wird, womit er nach den ganzen eingeheimsten Preisen sicherlich auch so ziemlich ausgelastet sein dürfte. So gab es an diesem Abend noch einmal die bewährten Klänge auf die Ohren, die allesamt schon zigmal live erprobt wurden und so einen wesentlichen Anteil am Erfolg der Jessy Martens Band haben. Es war also nicht verwunderlich, dass die Kniestedter Kirche sehr gut besucht war, denn wer weiß, wie lange wir die Gruppe noch in so übersichtlichen Locations erleben dürfen.
Und, wie nicht anders zu erwarten, verbreitete sich vom ersten Ton an eine unvergleichliche Atmosphäre zwischen Jessy und ihrem Publikum. Dem Charme dieser unheimlich sympathischen, jungen Lady kann man eben kaum widerstehen. Also war, sofort nach der Begrüßung durch Antje Fischer, bei der natürlich das RockTimes-Zitat »eine Stimme zum Niederknien« nicht fehlen durfte, das sich inzwischen schon zu einem geflügelten Wort in Sachen Jessy Martens entwickelt hat, der Bann gebrochen, als die ersten Töne von "Good Morning Blues" aus den Boxen kamen. Das gesamte Publikum war sofort von diesem kleinen Derwisch aus Hamburg und seiner großartigen Stimme verzaubert.
Und genau so sollte es auch während der folgenden knapp zweieinhalb Stunden bleiben. Jessy Martens strotzte nur so vor Energie und war auf der Bühne kaum zu bremsen. Der Spaß an diesem Gig stand ihr förmlich ins Gesicht geschrieben und verbreitete sich stante pedes auch auf ihre Musikerkollegen, die vor lauter Spielfreude zu platzen schienen. Auch die Chemie unter den einzelnen Bandmitgliedern scheint optimal zu stimmen, denn immer wieder gab es launige Kommentare und Frotzeleien. Es wurde viel gelacht und dabei waren die Konzertbesucher immer mit einbezogen. Die ganze Kniestedter Kirche war zu einer Einheit mutiert, wie sie bei solchen Veranstaltungen nicht all zu oft zu erleben ist, sodass sich jeder einzelne Zuhörer glücklich schätzen darf, der an diesem Abend hier dabei war.
Wie schon erwähnt, gab es auf der Setliste nichts Neues, kein Track des aktuellen Albums, aber dafür sämtliche Highlights von Brand New Ride
und der Live-CD Live At BluesBaltica. Auffallend dabei waren die Versionen der Songs, die sich teilweise erheblich von den Fassungen auf den jeweiligen Silberlingen unterschieden. Dabei war für mich "I Don't Need No Doctor" DAS Highlight schlechthin, denn bei einem herrlich ausgedehnten A-cappella-Teil versetzte Jessy Martens den gesamten Saal in eine absolute, total ehrfurchtsvolle Stille. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Chapeau an dieses tolle Publikum. Ganz ähnlich, aber diesmal nicht gänzlich unerwartet, war die Reaktion beim Intro von dem George Gershwin-Klassiker "Summertime". Wieder herrschte absolute Ruhe und man konnte sich völlig ungestört auf die Stimme von Jessy konzentrieren. Was für herrlich intensive Momente! Bei der Rückbesinnung daran überzieht mich immer wieder eine Gänsehaut.
Weitere Höhepunkte des Abends waren die Slow Blues-Songs, die Jessy 'speziell für mich' spielte. Auch das ein Zeichen von der Kommunikation zwischen Sängerin und Publikum, denn da hatte mich die junge Dame 'abgehört' und meinen Wunsch nach dieser Musikrichtung erfüllt. Danke Jessy! - Das war ein feiner Zug von Dir. Neben der Stimme stand bei diesen Stücken natürlich auch Gitarrist Roman Werner im Mittelpunkt des Geschehens. Unglaublich, wie er bei "Touch My Blues Away" zum Solo ansetzte, sich nach und nach immer mehr steigerte und dabei mehr als einmal Gefahr lief, vom Bühnenrand zu fallen. Ganz großes Kino, von dem ich noch sehr lange zehren werde.
Aber bei diesem Konzert überhaupt von Highlights zu reden, verbietet sich eigentlich, denn es gab einfach keine Schwachstellen im Programm. Okay, die sogenannten 'Mitmachaktionen' sind nicht so mein Ding, boten sich aber an, als sich Jessy Martens auf den Gang durch das Publikum machte. Und auch dieses Entertainment beherrscht die Shouterin perfekt.
So verging die Zeit wie im Fluge, und viel zu schnell war es an der Zeit für die Zugabe, die aus meinem absoluten Favoriten der Band bestand. Noch einmal konnte man die Seele baumeln lassen und die Sounds von "Fool 4U" genießen. Ein wahrhaft krönender Abschluss eines tollen Konzertes.
Ich bin schon sehr gespannt, was meine lieben Kollegen Sabine und Markus berichten werden, wenn sie die Jessy Martens Band im kommenden Monat mit ihrem neuen Programm im Ducsaal live erleben werden. Und ich freue mich jetzt erstmal auf die neue Studio-CD der Gruppe, die hoffentlich demnächst bei mir eintrudelt.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Antje Fischer von der Stadt Salzgitter für die problemlose Akkreditierung und die nette Betreuung.
Line-up:
Jessy Martens (vocals)
Roman Werner (guitar, backing vocals)
Christian Hon Adameit (bass, backing vocals)
Jan Fischer (keyboards, backing vocals)
Christian Kolf (drums)
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