Morblus / Green Side
Green Side Spielzeit: 77:14
Medium: CD
Label: Jazzhaus Records, 2013
Stil: Blues, Blues Rock

Review vom 22.09.2013


Joachim 'Joe' Brookes
"Green Side" ist ein Studioalbum und dann irgendwie doch wieder nicht. Dass die italienische Band ein Garant für tolle Konzerte ist, belegen sie stets auf ihren langen Touren. So, als könnte das Quartett sein Adrenalin nicht im Zaum halten ... »This CD was recorded live in the studio without any overdubs (except vocals) to maintain the typical „live“ sound of Morblus.« Da kann man die Hand zum Glückwunsch reichen. Wenn ein Album in der Mühle der Freundschaft (Bad Iburg) aufgenommen wurde, dann darf der Hörer auch von einem qualitativ hochwertigen Ergebnis ausgehen.
Und was ist mit der Musik? Morblus' "Green Side" ist natürlich Blues. Mit über siebenundsiebzig Minuten Gesamtspielzeit bekommt man auch noch extrem viel geboten. Wenn schon live im Studio, dann auch so viel wie möglich ist. Die Spannbreite der musikalischen Ableger ist groß und wenn der Funk in Zusammenhang mit Morblus gebracht wird, dann wird es heiß, richtig heiß. Erster Beleg dafür ist der zweite Track "Down In Memphis". Hammer, wie hier ein Funk-Feuer entfacht wird. Bei den Soli von Roberto Morbioli und Daniele Scala muss ein geeigneter Löscher griffbereit stehen. Man ist begeistert und hat das Gefühl, die Lautsprecher leuchten.
Andererseits lässt man es im Opener "Emotional Mess" vermeintlich etwas ruhiger angehen. Aber Vorsicht! Dieser Groove von Bassist Stefano Dallaporta und Schlagzeuger Diego Pozzan ist allererste Sahne. Da wird schon von Beginn an die Fußwippe aktiviert. Gitarre und Hammond aktivieren die immer vorhandenen Blues-Vitamine des Genrefans. "Emotional Mess" ist eine gelungene Album-Eröffnung.
Einer der Gäste auf "Green Side" ist der Amerikaner Gregory Barrett (auch Tommy Schneller, Albie Donnelly). Er hat zu einigen Songs die Texte geschrieben, greift bei "Midnight Ride" in die Tasten des Pianos und singt bei diesem klasse Shuffle im Duett mit dem Frontmann. Wenn es unter anderem in den Lyrics heißt:
»This morning
I got a brand new Cadillac
I wanna take you to a midnight ride
From Chicago to New Orleans«
kann man diesen Track durchaus als eine dynamische Reise auf dem Highway des Blues bezeichnen. Super! Wie versiert-abwechslungsreich Morblus den bereits erwähnten Funk auslotet, zeigt die Combo unter anderem in "Crawfish Pie". Meisterlich wird diese Sparte ausgelotet. Die Gruppe kommt erst gar nicht in die Verlegenheit, derartige Songs deckungsgleich zu servieren. Das 'Krebstier'-Gericht ist voller verlockender Genüsse. Mit "Six Strings (Do The Talkin' For Me)" macht die Band den Fans des an Jimi Hendrix angelehnten Blues Rock mit persönlicher Note eine große Freude und wenn Morblus in den Entspannungs-Modus schaltet, dann werden die Emotionen noch gedoppelt. Auch in "When I Miss It" kommt die kompositorische Klasse eines Roberto Morbioli zum Tragen. Seine Gefühle über die Gitarre zu äußern steht im vollkommenen Einklang mit seinem Gesang.
Beim einzigen Coversong ("I Believe To My Soul" von Ray Charles) werden die wunderschönen Background Vocals von Viviane Helms zu einem durchaus tragenden Element des 1959 komponierten Titels. Albert King lieferte ebenfalls eine tolle Version des Liedes, die man gewiss nicht in der Pfeife rauchen kann.
Eine Zusammenarbeit zwischen Wilson Blount aka Big Daddy Wilson und Roberto Morbioli durfte RockTimes bei einem großartigen Konzert im Frühjahr 2012 erleben. "Out On The Road" belegt, welche Klasse diese beiden Musiker in einer akustischen Auslage haben. Die Handtrommeln von Big Daddy Wilson sorgen für eine ganz besondere Rhythmik und über seine Lead Vocals braucht man auch hier keine Worte zu verlieren. So bietet die Platte einen überraschend anderen Abschluss, als man es von den vorherigen Nummern erwarten konnte. Der Titeltrack und "Blues On Top" sind zwei Instrumentals, bei denen die Gitarre sowie die schwarzen und weißen Tasten die Geschichten erzählen. Beide Stücke sind, wie alle anderen Nummern, auf gleich hohem Niveau. Letztgenannter Song verfügt über eine ganz feine Jazznote und verdeutlicht wieder einmal, wie vielseitig Morblus ist.
In unserem Magazin gehen die Rezensionen der Tonträgerveröffentlichungen zurück bis in das Jahr 2006 (I Can't Go Wrong). Gemessen an der Gründung der Band 1991 eine verdammt kurze Zeit. Morblus zeigt mit "Green Side" abermals, wie hoch ihr Standard ist und beim Kauf dieses Albums macht der Bluesfan definitiv keinen Fehler.
Line-up:
Roberto Morbioli (vocals, guitar)
Daniele Scala (Hammond, keyboards)
Stefano Dallaporta (bass)
Diego Pozzan (drums, percussions)

Special Guests: Gregory Barrett (piano - #7, vocals - #7)
Viviane Helms (background vocals - #13)
Wilson Blount (vocals, percussions - #14)
Tracklist
01:Emotional Mess (5:06)
02:Down In Memphis (6:16)
03:Blow Me Up (5:06)
04:Green Side (6:58)
05:I'm In The Blues (6:55)
06:Hard To Take (4:33)
07:Midnight Ride (4:45)
08:Crawfish Pie (6:14)
09:Blues On Top (5:18)
10:Six Strings [Do My Talkin' For Me] (3:47)
11:When I Miss It (5:29)
12:Under The Gun (4:15)
13:I Believe To My Soul (7:24)
14:Out On The Road (4:43)
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