RockTimes: Hallo Werner, schönen Dank, dass du dir für dieses Interview Zeit genommen hast.
Werner Nadolny: Nichts zu danken. Wir sind zur Zeit viel beschäftigt, daher hat es leider ein wenig mit dem Termin gedauert. Ich bin aber gespannt auf deine Fragen.
RockTimes: 40 Jahre Jane! In den Siebzigern warst du zwar nur für drei (allerdings für die Band sehr wichtige) Alben mit dabei, dafür aber von etwa 1982/83 bis kurz nach Peter Pankas Tod vor ein paar Jahren konstant. Was sind deine schönsten Erinnerungen aus diesen vier Jahrzehnten bei und im Umfeld von Jane?
Werner Nadolny: Es ist durchaus richtig, dass ich am Anfang zunächst einmal nur bei drei Alben beteiligt war, aber gerade diese Alben waren aus meiner Sicht entscheidend für die weitere Entwicklung von Jane. Wie du weißt, hieß die erste LP "Together". Sie gilt bis zum heutigen Tag nicht nur bei den so genannten 'Fachleuten' als die beste Jane-LP, was sicherlich auch zu einem großen Teil an dem damaligen Sänger Bernd Pulst lag. Danach kam dann "Here We Are" heraus. Die Besetzung der Band war nun nicht mehr so exzellent wie davor, sodass dort zwangsläufig nur noch einige Songs wie z. B. "Out In The Rain" hervor ragten. Dem dritten ("III") und vierten ("Lady") Album, ich war zu dieser Zeit bekanntlich nicht mehr dabei, fehlte meines Erachtens das ' Jane-Feeling'. Als ich mit dem Konzept-Album "Fire, Water, Earth & Air", dem ein großer Erfolg beschieden war, zurückkehrte, bekam die Gruppe bald darauf ein Angebot von der Plattenfirma für eine Live-LP, die dann, bestückt mit den Kompositionen der vorausgegangenen Alben, zum größten Band-Erfolg wurde. Leider war ich abermals nicht mehr dabei, sodass ich aber auch den Niedergang der Band, der sich nach Live At Home von LP zu LP bis hin zum Zusammenbruch mit dem Album "Germania" im Jahr 1982 fortsetzte, nur aus der Ferne verfolgte. Danach führten Peter und ich die Belange der Gruppe Jane bis zu seinem Ableben im Jahr 2007. Meine schönsten Erinnerungen kann ich in drei Abschnitte unterteilen: Als erstes natürlich die frühen Jahre der Band mit einer Europa-Tournee, gespickt mit Konzerten in Städten wie Stockholm, Wien, Zürich, Amsterdam usw., und Auftritte auf Festivals wie z. B. in Scheessel vor 80 000 Zuschauern, zusammen mit Gruppen wie etwa Chicago und anderen. Zweitens die Auftritte mit dem Rockballett "Warlock" in Häusern wie dem ICC Berlin, CCH Hamburg, Alte Oper in Frankfurt, Deutsches Museum in München, Opernhaus Hannover usw. Und als drittes die Neuseeland-Tour durch ein Land, das mich sehr beeindruckt hat.
RockTimes: Habt ihr zu dem runden Geburtstag etwas Besonderes geplant, in welcher Hinsicht auch immer?
Werner Nadolny: Natürlich haben wir uns zum 40-jährigen Bandjubiläum etwas Besonderes ausgedacht. Zum einen haben wir eine Live-DVD, kombiniert mit Fernseh-Aufnahmen geschaffen. Diese DVD wird voraussichtlich ab Mitte November europaweit in den Läden stehen. Darüber hinaus arbeiten wir zur Zeit an einer Studio-CD mit dem Titel "The Journey - Best Of Jane", die Highlights der klassischen und auch heute noch beliebten Kultsongs enthält, eingespielt in der jetzigen, außergewöhnlichen Besetzung. Auch diese CD wird schon im November verfügbar sein.
RockTimes: Du arbeitest auch an einem Buch, das die Geschichte der Band Jane von der Gründung bis in die Gegenwart behandeln wird. Wie weit bist du da und ist eventuell sogar schon ein Erscheinungsdatum abzusehen?
Werner Nadolny: Wie bereits erwähnt nimmt der musikalische Teil, der auf jeden Fall auch Vorrang vor allem anderen hat, derzeit breiten Raum ein. Ich habe aber auch schon seit einiger Zeit an einer abgespeckten Version der Gruppen-History für das bundesweite Musiker-Magazin geschrieben. Der erste Teil bis zum Jahr 1982 ist bereits fertig gestellt.
RockTimes: Wie dürfen wir uns das Konzept des Buches vorstellen? Wirst du aus persönlicher Sicht schonungslos alle Tatsachen offen legen, oder eher journalistisch neutral dabei vorgehen?
Werner Nadolny: Da ich ja kein Journalist bin und mir dieses Metier auch nicht so besonders liegt, wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als die Tatsachen aus meiner Sicht offen auf den Tisch zu legen. Ich möchte aber nicht vorgreifen und alles im Vorfeld verraten, schließlich möchte ich das Buch ja auch noch verkaufen. Auf jeden Fall werden neben mir auch noch weitere ehemalige Jane-Mitstreiter zu Wort kommen.
RockTimes: Über Langeweile kannst du dich sicher nicht beklagen. Mit Jane feat. Werner Nadolny spielst du weiterhin Konzerte und auch an einem neuen Studioalbum wird gearbeitet. Meines Wissens sind dafür zwei Songs bereits komplett im Kasten und ein dritter wird bereits bei Konzerten gespielt. Wie ist der aktuelle Stand der Dinge?
Werner Nadolny: Wir haben in diesem Jahr den Schwerpunkt darauf gelegt, aufgrund des 40-jährigen Bestehens von Jane interessante Produkte auf den Markt zu bringen. Die Live-Konzerte sind dabei aber auch nicht zu kurz gekommen. Die Live-DVD beinhaltet bereits vier Stücke vom neuen Studio-Album "Eternity". Insgesamt ist diese neue CD schon zu ca. 70 % fertig. Sie wird nach heutiger Planung Ende Januar 2011 vorgestellt und veröffentlicht.
RockTimes: Stammen die Kompositionen komplett aus deiner Feder? Wer hat die Texte übernommen?
Werner Nadolny: Die Kompositionen stammen grundsätzlich von mir. Bei einigen Stücken habe ich die Hilfe eines Freundes und ehemaligen Mitmusikers in Anspruch genommen. Die Texte wurden ausnahmslos von unserem Sänger Torsten Ilg geschrieben.
RockTimes: Werden Gäste an den Aufnahmen teilnehmen, oder arbeitest du bei den Aufnahmen ausschließlich mit der aktuellen Besetzung der Band?
Werner Nadolny: Die Songs werden zum überwiegenden Teil von mir und meinen Jane-Mitmusikern eingespielt. Als Gäste sind Jutta Weinhold bei einem Stück und der vorher erwähnte Freund mit dabei.
RockTimes: Apropos live: Ihr habt gerade eine neue Live-DVD am Start, die über deine Homepage zu erwerben ist. Darauf ist auch Jutta Weinhold über mehrere Songs zu sehen. Wird Jutta auch auf dem neuen Studioalbum zu hören sein?
Werner Nadolny: Jutta hatte ja beim vorherigen Album Proceed With Memories eine herausragende Rolle gespielt. Sie wird auf der "Eternity" einen Song beisteuern, und zwar ein Duett mit unserem Sänger Torsten.
RockTimes: Zumindest bei diesem Konzert in Hamburg habt ihr das Stück "Hangman" dahingehend umarrangiert, dass das so prägnante Gitarren-Solo etwa in der Mitte der Nummer nicht bzw. vollkommen anders gespielt wird. Was war der Grund?
Werner Nadolny: Wenn man Stücke zum x-ten Male spielt und bemerkt, dass an bestimmten Stellen das Interesse der Zuhörer ebenso nicht oder kaum noch vorhanden ist, wie die ursprüngliche Spannung bei den Musikern, ist das für mich ein klares Zeichen, etwas zu verändern. Speziell bei dem Song "Hangman" habe ich das lange, wie du sagst 'prägnante' Gitarrensolo durch einen sehr beliebten Teil von "Fire, Water, Earth & Air" ersetzt, was bis dato einen sehr großen Zuspruch gefunden hat.
RockTimes: Bleiben wir bei der Band. Da gab es Ende letzten Jahres mehrere Umbesetzungen, außer Dete Klamann an der Gitarre wurden auf allen Positionen die Musiker getauscht. Was hat dich zu diesen Entscheidungen bewegt?
Werner Nadolny: In der vorangegangenen Besetzung war es einfach nicht möglich, eine, ich will sie mal so nennen, saubere Schwingung aufzubauen, die meines Ermessens unabdingbar für eine Band mit unseren Ansprüchen ist. Das lag einerseits an Eitelkeiten, an stark egomanischen Zügen einzelner Musiker, aber auch an ungenauer Arbeit im Management. Ich habe daher großen Wert darauf gelegt, dass neben dem zweifellos wichtigen musikalischen Aspekt auch das zwischenmenschlich und moralisch einwandfreie Verhalten der beteiligten Bandmitglieder gegeben ist. Dass mir dies gelungen ist, kann man unschwer auf den Live-DVDs der alten sowie der aktuellen Besetzung sehen. Es zeigt sich aber auch tagtäglich immer wieder aufs Neue, dass ich die richtige Auswahl getroffen habe. Der einzig aus der alten Besetzung verbliebene Musiker, Dete Klamann, wird das sicher bestätigen können, da er den 'Vorher-Nachher'-Effekt sozusagen hautnah am eigenen Leib miterlebt hat.
RockTimes: Außerdem hat dich zum gleichen Zeitpunkt dein damaliger (Tour-) Manager verlassen und auch hier bei uns keine allzu schönen Worte über Jane feat. Werner Nadolny gefunden. Was wir wirklich nicht wollen, ist, die ganze Angelegenheit in die nächste Runde zu tragen, aber zumindest möchten wir dir die Gelegenheit geben, dich dazu zu äußern, wenn dir das sinnvoll erscheint.
Werner Nadolny: Wie ich höre, ist dieser Mann derzeit für die Jane-Formation tätig, mit der ein früherer Gitarrist der Band über Land zieht. Er hatte aus meiner Sicht einen nicht unmaßgeblichen Anteil daran, dass in der vorherigen Besetzung Zwietracht herrschte, Intrigen liefen etc. ... kurz gesagt, es lief äußerst unsauber bis hin zum unausweichlichen Ende. Dass durchaus noch einige Dinge zu klären, bzw. aufzuarbeiten sind, sei hier nur am Rande erwähnt. Ich möchte aus verständlichen Gründen aber auch nicht weiter ins Detail gehen, da darüber andernorts entschieden werden wird.
RockTimes: Werner, du warst ja auch in den Siebzigern immer im nahen Umfeld der Band. In unserem Forum tauchen immer wieder mal Fragen auf, was eigentlich mit Bernd Pulst damals geschehen ist. Warum hat er die Band nach dem ersten Album verlassen und wann und durch welche Umstände ist er gestorben?
Werner Nadolny: Bernd Pulst hat die Band nicht auf eigenen Wunsch hin verlassen, sondern er wurde seinerzeit von Hess rausgeekelt. Er hatte in den Medien großen Anklang gefunden, was dem selbsternannten 'Band-Boss' doch sehr zusetzte. Die ganze Arie zog sich über einen längeren Zeitraum hin, so dass Bernd, der sowieso sehr labil und leider auch dem Rauschgift zugetan war, immer depressiver wurde. Die genauen Umstände seines Todes sind nie geklärt worden, ich denke aber, dass die von mir geschilderten Umstände in der Summe sicherlich einen nicht unerheblichen Anteil daran hatten.
RockTimes: Welche mysteriöse Krankheit war es, die Charly Maucher für das Album "Here We Are" außer Gefecht setzte?
Werner Nadolny: Von einer, wie du sagst, mysteriösen Krankheit Mauchers weiß ich nichts. Ich glaube vielmehr, dass die Gründe dafür bei Hess, der sich Charly gegenüber immer sehr diktatorisch aufführte, zu suchen wären.
RockTimes: Gibt es eigentlich Live-Mitschnitte aus den ganz frühen Siebzigern, die bisher einfach noch nicht erschienen sind?
Werner Nadolny: Bedauerlicher Weise habe ich keine derartigen Aufnahmen und mir ist auch nicht bekannt, ob es überhaupt welche gibt.
RockTimes: Nochmal 40 Jahre Jane: Klaus Hess hat sich geäußert, dass ihn dieses Jubiläum nicht besonders interessiert. Was bedeutet es für dich?
Werner Nadolny: Für mich und meine Passion als kreativer Musiker bedeuten diese 40 Jahre Jane sehr, sehr viel. Vor allem natürlich die Zeit des Zusammenwirkens mit Peter. Aber auch der ungebrochene Zuspruch der Musik-Liebhaber, die zum Teil über Jahre, ja sogar Jahrzehnte der Jane-Musik die Treue halten, entschädigt mich für vieles und gibt mir entscheidende Kraft und Zuversicht für die kommenden Aufgaben.
RockTimes: Werner, was habe ich vergessen zu fragen? Gibt es noch etwas Spezielles, das du deinen Fans und allen Jane-Freunden mitteilen willst.
Werner Nadolny: Meinen Fans und allen Jane-Freunden möchte ich mitteilen, dass alle Produkte höchste Qualität beinhalten und auch preislich angepasst sind.
RockTimes: Vielen Dank für dieses Interview!
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