Werner Nadolny's Jane / Proceed With Memories
Proceed With Memories Spielzeit: 55:57
Medium: CD
Label: Saol/D'Hart, 2009
Stil: Rock

Review vom 21.02.2009


Markus Kerren
Also, mal ganz ehrlich: Irgendwie wird die Geschichte um die Band Jane langsam etwas obskur. Konnte man die Personal-Politik im Band-Lager bereits in den siebziger Jahren als mehr oder weniger chaotisch (kaum ein Album hatte die gleiche Bandbesetzung) bezeichnen, so hätte sich wohl selbst damals noch niemand vorstellen können, dass es im Jahr 2009 gleich drei (!!!) Formationen gibt, die diesen Namen für sich beanspruchen. Da jede der drei 'Janes' ein Gründungsmitglied (Werner Nadolny, Klaus Hess sowie Charly Maucher) vorzuweisen hat, mag das Alles auch gerechtfertigt sein. Aber machen wir uns nichts vor: Es ist auch äußerst seltsam!
Wie dem auch sei, da scheint viel neue Jane-Musik auf uns zuzukommen, da jeder einzelne Ableger zur Zeit an einem neuen Album arbeitet. Die erste Studio-Veröffentlichung nach dem tragischen Tod von Peter Panka stammt jedoch von Werner Nadolny, der das Jane-Schiff seit etwa Mitte der Achtziger zusammen mit Panka auf Kurs hielt und seither durch Wind und Wetter steuerte. Wobei es sich hier tatsächlich um ein Album von Werner Nadolnys parallel geführtem Projekt
Rock-Legenden mit Jutta Weinhold und Geff Harrison handelt, das bereits vor gut einem Jahr erscheinen sollte und dann plötzlich wieder auf Tauchstation ging.
Aber lassen wir die ganzen Nebenschauplätze, die wir hoffentlich in Kürze in Form eines Interviews mit Werner klären können, jetzt erstmal bei Seite und kommen zur Musik, dem Album "Proceed With Memories". Bereits vor dem ersten Hördurchlauf der Scheibe sollte man sich davon befreien, hier einen ähnlichen Sound wie den der Peter Panka's Jane vom letzten Album Voices geboten zu bekommen. Vielmehr erinnert mich "Proceed With Memories" an Platten wie "Beautiful Lady", "Resurrection", weitere, nur auf Konzerten verkauften Aufnahmen bis hin zu "Genuine", der Rückkehr in die 1.Liga der deutschen Musik-Szene.
Passend zum Konzept sind die Tracks sehr melancholisch gehalten und werden musikalisch via einer einnehmenden Mischung aus Melodic Rock und Bombast Rock präsentiert. Bei den Drums hat man des Öfteren das Gefühl, dass sie nicht von Menschenhand eingespielt wurden und es wird im Verlaufe auch klar, dass hier keine wirkliche Band am Start ist. Aber darum sollte es bei diesem Album auch gar nicht gehen. Hier ging es Werner im Speziellen darum, seine eigenen Gefühle zu verarbeiten und ganz persönlich noch einmal Abschied von seinem 'Blutsbruder' Panka zu nehmen.
Am offensichtlichsten ist dies bei "Tribute", dessen Text sehr offen und direkt an Panka gerichtet ist. Aber auch das geradezu auf Bombast-Pop getrimmte "So So Long" (original auf dem Jane-Album "Lady" von 1975 mit anderem Text erschienen) ist eine letzte Verbeugung, Umarmung und Ehrerweisung an den alten Freund. Auch die weiteren Tracks fügen sich atmosphärisch und von der Aussage nahtlos ein. Sowohl Jutta Weinhold (u.a. Ex- Udo Lindenberg, Ex-Weinhold, Ex-Zed Yago) als auch Geff Harrison (Ex- Kin Ping Meh) liefern vor dem Mikro einen hervorragenden und beeindruckenden Job ab, während sogar Peters Stimme hier und da in den Songs immer wieder mal geisterhaft eingeblendet wird.
Song Nummer 9 ist ein Radio Edit von "Tribute" und ganz zum Schluss kommen wir in den Genuss von "Peter's Live Edit", hier als Bonus-Track deklariert. Eine Live-Aufnahme, bei der zunächst "Waiting For The Wind" von Spooky Tooth und dann übergehend "We Will Rock You" von Queen (in eher Bootleg-Qualität) gebracht wird, mit Panka an den Drums und Gesang. Die Tracks "Uncried Tears", "Sometimes", "Inside Of You" und "The One Outside" können vor allem durch Nadolnys Arrangier-Können, die Vokalisten Weinhold und Harrison sowie den Gitarristen Kai Reuter (Ex-Jane) punkten.
Es würde mich keinesfalls überraschen, wenn "Proceed With Memories" die aktuelle Jane-Fan-Gemeinde komplett spalten würde, ich persönlich kann aber nur sagen, dass mir das Album sehr gut gefällt. Werner schafft es, seine Emotionen mit melodischen und gut arrangierten Songs zu vermitteln. Keith Richards sang mal in einem seiner Tracks »…it's just another goodbye to another good friend…« über den abermaligen Verlust eines seiner viel zu früh verstorbenen Spielgefährten. Werner bezieht sich auf "Proceed With Memories" nur auf einen, seinen wohl besten Freund, Peter Panka.
"Proceed With Memories" sollte man, allen Ballast der Geschehnisse nach Peter Pankas Tod abgeworfen, einfach als das sehen, was es ist. Ein persönlicher, liebevoller Abschiedsgruß an einen Freund fürs Leben. Die Songs sprechen für sich selbst, wenn sie auch eventuell zunächst anders klingen, als man es ursprünglich erwartet hat. Selbst wenn der Bandname Werner Nadolny's Jane bei diesem Album noch einen kleinen Etikettenschwindel darstellt, so darf man bereits jetzt mit Vorfreude vermelden, dass diese (mittlerweile fest bestehende) Band mit u.a. Günter 'Gitze' Dehyle am Gesang und Dete Klamann an der Gitarre an einem komplett neuen, diesmal tatsächlichen Werner Nadolny's Jane-Album arbeiten.
Letzten Endes steht "Proceed With Memories" für ein gutklassiges Pop Rock-Album, das als persönliche Geste gesehen werden sollte, bei der man fast jeden einzelnen Track, wenn man denn will, in Verbindung zu Peter Panka sehen kann. Manchmal wirkt es gar wie der Soundtrack zu einem Musical über Pankas Leben, wenn man sich fallen und die Fantasie schweifen lässt. Entgegen vieler vorheriger Unkenrufe letztendlich eine sehr gelungene Geschichte, die mich bereits mit Vorfreude auf das neue Studio-Album der mittlerweile stabilen Werner Nadolny's Jane warten lässt.
Line-up:
Werner Nadolny (keyboards, sax, vocals)
Jutta Weinhold (lead vocals)
Geff Harrison (lead vocals)

Mit:
Kai Reuter, Anca Graterol, Ossy Pfeiffer, Gabi Neitzel, Detlef Klamann
Tracklist
01:True Romance
02:Tribute
03:Requiem
04:Uncried Tears
05:Sometimes
06:Inside Of You
07:The One Outside
08:So So Long
09:Tribute (Radio Edit)
10:Peter's Live Edit
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