Es ist schon erstaunlich, wie schnell die Zeit vergeht. So ist es schon über ein halbes Jahr her, dass das RockTimes-Team in einer der gemütlichsten, für uns DER gemütlichsten, Musikkneipen der Region zu Gast war. Der Alte Bahnhof in Anderten war mal wieder angesagt, der mit seiner heimeligen Atmosphäre die ideale Location für Konzerte im kleinen Rahmen darstellt. Zuletzt hatten wir uns beim ersten Acoustic-Gig der deutschen Rocklegende Epitaph davon überzeugen können, wie sehr sich dieser enge Club mit seiner kleinen Bühne gerade für diese Art von Konzerten eignet. Dieses intime Flair und der unmittelbare Kontakt zu den Musikern sind einfach einmalig und nicht zu toppen.
Und das wissen wohl auch die Musiker zu schätzen. Denn wirft man mal einen Blick auf die Bands, die hier schon zu Gast waren, so entdeckt man solche Namen wie Jutta Weinhold, B.B. & The Blues Shacks, Zed Mitchell und Kai Strauss, um nur einige zu nennen. Leute also, die ansonsten in größeren Locations auf der Bühne stehen, sich aber diese Auftritte im kleinen, intimen Rahmen nicht nehmen lassen und auch gerne immer wiederkommen, wenn sie erst einmal eine Show in Anderten gespielt haben. Es hat schon was Besonderes, dass links und rechts auf gleicher Höhe Tische neben der Bühne stehen und sich die Theke so nah an den Musikern befindet, dass sie sich quasi beim Spielen mit Getränken versorgen können, ohne ihren angestammten Platz zu verlassen.
An diesem Samstagabend war nun die Jimmy Reiter Band zum ersten Mal im Bahnhof zu Gast, und schon beim Soundcheck ließ sich der Blueser aus Osnabrück von der speziellen Atmosphäre anstecken und begeistern. Die Band brannte förmlich darauf, hier zu spielen, was sie auch in den zahlreichen Gesprächen mit dem Publikum immer wieder betonten. Und auch während der Show merkte man ihnen diese Spielfreude förmlich an. Dieses direkte Kommunizieren mit den Zuhörern ist eben auch für gestandene Musiker etwas sehr Schönes. So fabrizierte das Quartett auf der engen Bühne im recht gut gefüllten Bahnhof ein zweiteiliges Set von 145 Minuten, das wieder sehr abwechslungsreich gestaltet wurde, und dass ohne viel Bewegungsfreiheit. Aber die braucht die Jimmy Reiter Band ohnehin nicht. Sie überzeugt rein musikalisch, ohne große Showeffekte.
Gespannt waren wir diesmal besonders auf den Keyboarder Fabian Fritz, der Moritz Fuhrhop vertrat, der ja bekannterweise Henrik Freischlader auf seiner Abschiedstour begleitet. Und, um es gleich vorweg zu nehmen, er machte seine Sache perfekt, ergänzte sich prima mit Jimmys Gitarre und seine Soloeinlagen waren zum Zungeschnalzen. Dazu kamen einige sehr hörenswerte Zwiegespräche zwischen Keyboard und Sechssaiter, von denen ich ohne weiteres noch mehr vertragen hätte.
Wie üblich bekam auch die Rhythmussektion, mit Schlagzeuger Björn Puls und dem holländischen Bassisten Jasper Mortier, reichlich Platz zum Improvisieren, wobei mir besonders der Alleingang an den dicken Saiten mit seiner ganzen Vielseitigkeit besonders gut gefiel. Dieses Quartett versteht sein Handwerk! Daran besteht überhaupt kein Zweifel.
Neben diesen ausgedehnten Soloeinlagen waren auch die übrigen Songs von einer gesunden Spielzeit geprägt, ohne dabei in Eintönigkeit zu verfallen. Selbst die Instrumentalstücke, wie der Opener "Surf Chipmonk" oder der wieder mal alles überragende "Boogie" ( Canned Heat ließen grüßen), der am Ende des regulären Sets stand, strotzten nur so vor Einfallsreichtum. Hier konnten Jimmy und Fabian auf ihren Instrumenten so richtig Feuer machen. Gelegentlich wurde musikalisch der Funk-Bereich gestreift, was das Publikum, das sehr gut mitging und sich auch ziemlich diszipliniert verhielt, sofort in Bewegung versetzte. Doch der Blues machte natürlich den Hauptteil des Konzertes aus. Und das war auch gut so. Und es war auch klar, dass wieder die obligatorische Aufforderung zum Mittanzen nicht ausblieb, was auch sehr gut (incl. der RockTimer) angenommen wurde.
Neben den Songs aus seinem letzten Album High Priest Of Nothing wuden auch immer wieder ältere Klassiker des 12-Takters gecovert, wobei Jimmys Vorliebe für Albert und Freddie King zutage trat. Und auch der unvergessene Louisiana Red war im Programm vertreten, mit dem Jimmy Reiter des Öfteren zusammen auf der Bühne gestanden hatte. Wie schon beim letzten Konzert beeindruckte mich erneut das Johnny Heartsman-Cover "Move On Down The Line". Ohne das Original zu kennen, strahlte der Song ein unglaubliches Feeling aus. Es wird wirklich allerhöchste Zeit, dass ich mich mal mit der Musik dieses im Jahr 1996 verstorbenen Mannes befasse.
So vergingen die über zwei Stunden wie im Fluge. Wir bedanken uns ganz herzlich bei Jimmy Reiter für das stimmungsvolle Konzert und die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Jimmy Reiter (guitar, vocals)
Fabian Fritz (keyboards)
Jasper Mortier (bass, backing vocals)
Björn Puls (drums, backing vocals)
Setlist |
Set 1:
01:Surf Chipmonk
02:Don't Burn Down The Bridge
03:Get Down To The Nitty-Gritty
04:Where Is The Music?
05:It's Too Bad
06:What Kind Of Gal Is That?
07:City Of Rain
08:I'll Take The Easy Way
Set 2:
09:Irma Lee
10:Move On Down The Line
11:Yes I Do
12:You Got To Move
13:All You'll Ever Need Is Me
14:Sitting On A Boat Dock
15:You Can Stay But The Noise Must Go
16:Boogie
Encores:
17:Lonesome
18:You Belong To Me
|
|
Externer Link:
|