R.E.M. / Document (25th Anniversary Deluxe Edition)
Document Deluxe Spielzeit: 39:49 (CD 1), 79:37 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: Capitol Records/EMI, 2012
Stil: Alternative Rock


Review vom 08.10.2012


Joachim 'Joe' Brookes
Seit 2011 ist R.E.M Geschichte. Aber die Geschichte geht weiter. 1987 wurde das fünfte Album der Band veröffentlicht und diese Platte sollte so etwas wie den Scheideweg der Combo um den charismatischen Michael Stipe dokumentieren. "Document" war die letzte Scheibe von insgesamt fünf Tonträgern, die R.E.M. als sogenannte Indie-Band auf den Markt brachte. Danach war man bei Warner unter Vertrag.
Alle vorherigen Alben tauchten in den Hitlisten auf, allerdings war es vorliegende Platte, die sich bei den Billboard Charts zum ersten Mal in den Top Ten festbiss. Für weitere Alben war das nicht durchgehend selbstverständlich. Auch Single-Auskopplungen war ähnlich erfolgreich und mit "It's The End Of The World As We Know It (And I Feel Fine)'" hat sich das Quartett definitiv einen Evergreen ins Tagebuch geschrieben. "The One I Love" sowie "Finest Worksong" zählen ebenfalls zu den Songs, mit denen die Gruppe nachhaltig Geschichte schrieb.
Nach nunmehr fünfundzwanzig Jahren feiert das Album eine Auferstehung und aus diesem Anlass hat man sich nicht lumpen lassen. Zum Jubiläum kommt ein gut gefülltes Paket auf den Markt. In einer Lift-Top-Box verpackt erwarten den geneigten Musikfan die aktuell remasterte Ausgabe von "Document" und der ebenfalls in einem Pappschuber befindliche Silberling mit einem Konzert, das am 14.09.1987 im Muziekzentrum Vredenburg (Utrecht) stattfand. Darüber hinaus darf man sich auf ein Booklet mit neuen, sehr informativen Linernotes von David Daley freuen. Eine echte Überraschung ist ein Bandposter, bei dem man mit den Maßen von zirka 91 x 61 Zentimetern gar nicht damit rechnet, dass ein solches Stück gefaltetes Papier überhaupt in der Box Platz hat. Ganz unten auf dem Boden befinden sich dann noch vier Autogrammkarten von Michael Stipe, Peter Buck, Mike Mills sowie Bill Berry. Schon die üppige Ausstattung macht was her.
Zum ersten Mal kam es auf der Produktionsseite zu einer Zusammenarbeit mit Scott Litt (auch Bon Jovi, Nirvana, Rolling Stones). Diese Allianz sollte noch für viele Jahre halten.
Wie immer gab man sich in den Texten politisch-kritisch und die Musik hat immer noch die Anziehungskraft eines Elektromagneten. Neben harten Buck-Gitarrenattacken findet man auch ein äußerst interessantes Stück namens "Fireplace" auf der Platte. Dieses Lied ist aus meiner Sicht so etwas wie ein Wolf im Schafspelz, wenn Los Lobos-Mann Steve Berlin der Nummer mit seiner Bläsereinlage eine ungeahnte Wendung gibt. Sein jazzig improvisiertes Saxofonsolo passt zu den Lyrics wie die Faust aufs Auge. Hammer!
Dagegen ist "Lightnin' Hopkins" eine der dramatischsten Punk-orientierten Songs, die R.E.M. auch vorher schon auf dem Schirm hatte. Bucks Gitarre sägt sich förmlich durch hartes Holz und Berry bearbeitet die Felle seines Arbeitsgerätes staubtrocken. Dennoch ist der Refrain typisch für die Gruppe.
Typisch ist auch "Welcome To The Occupation". Mit relativer Milde geht man zu Werke und der Sechssaiter wird plötzlich zu einem Vertreter der melodiösen Zunft. Die hymnischen Harmonien von "Disturbance At The Heron House" sind wie gemacht zum Mitsingen und passen perfekt ins Gesamtkonzept von "Document". Logisch... "The One I Love" schmeichelt immer noch wunderbar und die Extravaganz von "King Of Birds" geht unter die Haut. Der Buck'sche Dulcimer-Flair mit fernöstlichem Geschmack macht den Song zu einem der großen Ausrufezeichen der Scheibe.
Hat man die R.E.M.-Retrospektive mit der ersten CD begonnen, folgen nun noch ein knapp achtzigminütiges Konzert von der "Work"-Tour, mitgeschnitten im niederländischen Utrecht. Gespickt mit "Document"-Songs schiebt man auch Kompositionen von den Vorgängern wie zum Beispiel aus Fables Of The Reconstruction, Murmur oder Reckoning ein. R.E.M. sind live eine Haunummer, auch wenn man sich quasi die Gunst des Publikums erspielen muss. Aus zurückhaltendem Applaus wird Begeisterung.
Mit gleicher Begeisterung wir man sich diese zwei Scheiben wieder und wieder anhören. In der Jubiläumsausgabe ist "Document (25th Anniversary Deluxe Edition)" eine lohnenswerte Investition.
Line-up: Document
Michael Stipe (lead vocals)
Peter Buck (guitars, dulcimer - #10)
Mike Mills (bass, backing vocals)
Bill Berry (drums, backing vocals)

Additional Musicians:
Carl Marsh (synthesizer)
Steve Berlin (horns)
Tracklist
CD 1: Document
01:Finest Worksong (3:50)
02:Welcome To The Occupation (2:49)
03:Exhumaing McCarthy (3:22)
04:Disturbance At The Heron House (3:34)
05:Strange (2:33)
06:It's The End Of The World As We Know It (And I Feel Fine) (4:07)
07:The One I Love (3:18)
08:Fireplace (3:24)
09:Lightnin' Hopkins (3:21)
10:King Of Birds (4:10)
11:Oddfellows Local 151 (5:21)
(all songs written by Berry/Buck/Mills/Stipe
except #5 by Gilbert/Gotobed/Lewis/Newman)
CD 2: Live At Muziekcentrum Vredenburg, Utrecht 14.09.1987
01:Finest Worksong (4:10)
02:These Days (3:35)
03:Lightnin' Hopkins (3:43)
04:Welcome To The Occupation (2:53)
05:Driver 8 (3:35)
06:Feeling Gravitys Pull (5:31)
07:I Believe (4:33)
08:The One I Love (3:20)
09:Exhuming McCarthy (3:22)
10:Wolves, Lower (4:23)
11:Fall On Me (3:05)
12:Just A Touch (3:04)
13:Oddfellows Local 151 (5:01)
14:Little America (2:50)
15:It's The End Of The World As We Know It (And I Feel Fine) (4:01)
16:Begin The Begin (3:58)
17:Disturbance At The Heron House (3:41)
18:Moral Kiosk (3:02)
19:Life And How To Live It (6:28)
20:So. Central Rain (5:19)
(all songs by Berry/Buck/Mills/Stipe)
Externe Links: