Mark Selby, 17.10.2009
'Kulturwelten'-Konzert Textilmuseum Helmbrechts
Rocktimes Konzertbericht
Mark Selby
'Kulturwelten'-Konzert Textilmuseum Helmbrechts
17. Oktober 2009
Konzertbericht
Stil: Blues Rock, Blues, Southern Soul, Southern Rock


Artikel vom 20.10.2009


Norbert Neugebauer
Mark SelbyEigentlich ist es ja fast schon eine Schande, wenn keine 35 Kilometer entfernt seit 2004 eine der interessantesten Kleinkunst-Veranstaltungsreihen in Oberfranken mit enormem Zuspruch läuft und die örtliche RockTimes-Vertretung war noch nicht vor Ort! Mit dem Konzertbesuch von Mark Selby in Helmbrechts in einer kalten Vorwinternacht ist nun jedoch diese Lücke geschlossen. Unter Leitung von Heinz König veranstaltet die Stadt in ihrem Oberfränkischen Textilmuseum, im Bürgersaal und in der Stadtkirche ein ebenso abwechslungsreiches wie hochkarätiges Programm, das in den letzten Jahren fast ausnahmslos ein eindrucksvolles »Ausverkauft« an seine Abendkasse hängen kann. Neben der Qualität sind vor allem die äußerst moderaten Preise für den Erfolg verantwortlich; für dieses Konzert wurden regulär 20 Euro (Vorverkauf 16 Euro) an Eintritt erhoben, Abonnenten zahlten sogar nur 12. Und auch die leckeren Häppchen (z.B. geräucherte Forellenfilets 4 Euro) und Getränke (Kaffee 1 Euro, alle Biere 2 Euro) im Bistro-Foyer runden diese Events auf sehr angenehme Weise ab. Der Multivisionsraum, in dem auch die Auftritte stattfinden, bietet zwar nur 250 Stehplätze (nach hinten hin mit Stufen versehen), ist aber mit hochwertigster Technik versehen und verfügt über eine gute Akustik.
Die Kontaktaufnahme unserer RockTimes-Chefin mit dem Veranstalter verlief erfreulich unkompliziert und der 'Kunstwelten'-Herrscher stellte die Akkreditierung aus, nicht ohne drauf hinzuweisen, dass auch diese Veranstaltung ausverkauft sei und Presseplätze entsprechend ausgewählt vergeben würden. Nun, wir bedanken uns für das entgegengebrachte Vertrauen …
Mark SelbyMark Selby brauchen wir unseren Lesern nicht mehr vorzustellen, gehört der Gitarrero doch zu den bevorzugten Beobachtungsobjekten der RockTimes-Redaktion und vor allem unseres Blues-Bruders Joachim 'Joe' Brookes. Dessen Live-Qualitäten sind bereits durch einschlägige Konzert-Reviews belegt, zumal der Mann aus Nashville regelmäßig im deutschsprachigen Raum tourt. Neben den beiden heuer veröffentlichten Rockpalst-Aufzeichnungen ist noch immer sein Nine Pound Hammer-Album von 2008 aktuelle Basis für das Programm anno 2009, gemischt mit älteren Songs und einigen Covers. Da auch die Eröffnung durch Mark Selby solo mit seiner roten Danelectro-Gitarre, Slide-Röhrchen und Mundharmonika im umgeschnallten Rack erfolgte, wird der Konzertablauf nicht grundlegend anders erfolgt sein, als bei seinen letzten von unseren Kollegen beschriebenen Auftritten. An seiner Seite die bewährten Nashville-Cracks Daryl 'D.B.' Burgess am Schlagzeug und Charles 'Chopper' Anderson am Bass, die auch auf den letzten Produktionen zu hören sind. »We are four weeks on the road now, this is gig No. 24 of 25 - so we know the songs now …« stellte der Boss gleich mal locker den Kontakt zu den Fans her, die fast auf Tuchfühlung mit der Band an der niedrigen Bühne standen. Erfreulich war auch, dass sich die 'Kulturwelten' mit Harry Tröger einen versierten Mixer leisten, der weiß, wie man in so einem vollgestopften Saal einen ordentlichen Sound hinbekommt.
Mark SelbyMark Selby verfügt über genügend Bühnen-Ausstrahlung, eine gute Stimme und natürlich über hervorragende Qualitäten an der Gitarre, dass er auf übertriebene Show-Einlagen verzichten kann, die bei vielen seiner Kollegen zum üblichen Repertoire gehören. Der in Oklahoma geborene Typ weiß um seine Präsenz und setzt mehr auf ein gutes Teamplay, als auf Solo-Performance. Die Band harmonierte natürlich nach so vielen Auftritten bestens und hatte auch offensichtlich noch viel Spaß miteinander. Das Publikum blieb erstmal in der Reserve, was wohl aber daran lag, dass das Trio in diesem Teil Deutschlands bislang seltener zu Gast war und erstmal 'gecheckt' wurde. Doch die Fans, darunter eine Schar ganz junger unmittelbar vor dem Meisterslider, tauten mit dem gängigen Blues Rock schnell auf. Selby ist weder der Flinkefinger, noch der Frickler, aber was er auf seinen drei Gitarren zeigte, das ließ sich allemal hören. Meist im schnelleren Midtempo-Bereich streute er zum richtigen Zeitpunkt seine 'Ballads' ("Back Door To My Heart", "Guitar In The Rain") ein, riffte mal ordentlich durch oder zeigte, dass er auch das Zeug zur Bühnensau hätte (wenn er wollte). Seine Songs erinnern öfters an diverse berühmte Kollegen (mit entsprechendem Wiedererkennungseffekt) und sind effektvoll arrangiert. Mehrfach überließ er auch dem »Groover from Vancouver« an den Drums die Leadvocals, der ebenfalls ein guter und erfolgreicher Singer/Songwriter ist. Cockers "You Are So Beautiful" sang er mit viel Schmelz und dazu steuerte Selby eine ebenso gefühlvolle Einlage auf der Slide bei. Auffallend war auch, dass er zwar seine Gitarrenarbeit mit vielen Klangfarben schmückte, dabei jedoch erstaunlich wenig elektrische Effekte benutzte. Dass der Frontman nicht ständig seine Klampfe mit Volldampf bearbeiten musste, lag auch an der ausgezeichneten Arbeit seiner Mitspieler, die zwar zurückhaltend, aber sehr effektiv den Sound mitbestimmten.
Mark SelbyNach einer guten Stunde verabschiedete sich das Trio in eine kurze Pause, um dann bei deutlich höherer (aber immer noch angemessener) Lautstärke seine Songs in längeren Versionen zu zelebrieren. Es rockte nun wesentlich mehr aus den Lautsprechern und das Publikum zappelte im Takt, soweit es die beengten Raumverhältnisse zuließen. Nach den bekannten Selby-Hits "Moon Over My Shoulder", "Dirt", "Blue On Black", "Tell The Truth" oder "I Stole Your Love" gab es noch eine satte Runde Boogie mit "She's Like Mercury" und einer brodelnden Version von "Let's Work Together", bei der das Publikum kräftig mitmischte. Mit einer 'klassischen' Solo-Version von "A Whiter Shade Of Pale" als Zugabe verabschiedete sich Mark Selby vom begeisterten Publikum, um dann sofort am umlagerten CD-Stand für Autogramm- und Fotowünsche aufzutauchen. Nicht nur 'a hard workin' man', sondern auch 'a really nice guy', in der Tat!
Line-up:
Mark Selby (guitar, vocals)
Charles 'Chopper' Anderson (bass)
Daryl 'D.B.' Burgess (drums, vocals)
Mark Selby       Mark Selby       Mark Selby
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