Wenn die US-amerikanische, aber in Bayern lebende, Band Simeon Soul Charger bisher eines unter Beweis gestellt hat, dann dass sie für vorgegebene Wege, ausgelatschte Pfade sowie stiere Langeweile nullkommanix übrig hat. Bereits das 2011 erschienene Debüt Meet Me In The Afterlife hinterließ in unserer Redaktion einen großartigen Eindruck, der mit dem Nachfolger Harmony Square dann sogar noch getoppt werden konnte. Auf dem Weg der im Jahr 2008 gegründeten Band liegen bereits unzählige Auftritte und der Verfasser dieser Zeilen ärgert sich immer noch darüber, die Truppe beim letztjährigen Finkenbach Festival verpasst zu haben.
Aber wie dem auch sei, seit einigen Wochen liegt nun mit "A Trick Of Light" Album Nummer drei des eigentlich aus Akron, Ohio stammenden Quartetts vor. Dafür hat die Band ihre Arbeitsweise dahingehend geändert, dass die Songs erstmals im Kollektiv entstanden und diese außerdem - wobei hier wohl die goldene Idee liegt - live im Studio eingespielt wurden. Die Magie der Konzerte sollte dieses Mal also auch ohne großes Publikum eingefangen werden. Und - selbst wenn ich die Band noch nicht auf der Bühne erlebt habe - Magie wurde tatsächlich eingefangen.
Sei es durch die unglaublich melodischen (aber niemals süßlichen) Melodien, die sehr schnell ins Mark treffenden Hooklines oder die allgegenwärtig ein bisschen unwirklich erscheinende Atmosphäre, die den Hörer in ein fremdes Land jenseits der Realität mitnimmt. Simeon Soul Charger spielen Musik, die ganz stark von den siebziger Jahren geprägt ist. Dies jedoch so gut, so frisch und innovativ, dass man gar nicht drum herum kommt, anerkennend mit dem Haupt zu wackeln. Bereits die ersten vier Tracks sind eine kleine Offenbarung und den Preis für diese Scheibe wert.
Begonnen wird das Werk mit einer 'psychedelischen' Gitarre, die sich von hawaiianischen Einflüssen nicht ganz freisprechen kann. Wenn der Gesang einsetzt, wird umgehend eine starke Verwandtschaft mit den frühen Alben von Jethro Tull deutlich. Den Songs schadet dieser Umstand jedoch überhaupt nicht. Apropos Songs: die erscheinen auf "A Trick Of Light" doch deutlich kompakter und zielgerichteter zu sein, als es beispielsweise noch beim Debüt der Fall war. "Heavy" ist die erste Single-Auskopplung der Platte und gefällt ebenso durch eingängiges wie starkes Songwriting, klasse Melodien und Ideen.
Das Herzstück und meine Favoriten sind die direkt folgenden "Evening Drag" und "How Do You Peel". Ersteres startet mit einem feinen Piano und hat dazu das Flair eines Beatles-Tracks der späten sechziger Jahre. Nebenbei sind hier auch nicht nur die Gitarren super, da wurde auch ein so höllengeiler Sound auf die Aufnahmebänder gezaubert, dass man kaum genug bekommen kann. Noch eine Spur dramatischer dann "How Do You Peel", das geradezu episch und träumerisch beginnt, sich dann aber immer intensiver entwickelt und schließlich in einem sensationellen Refrain entlädt.
Als wenn dies alleine nicht schon genug gewesen wäre, schließt sich das wunderschöne Instrumental "Where Do You Hide" an, erneut mit den starken Slides, die bereits auf der Eröffnungsnummer zu hören waren. Und sonst? Da wären noch das erneut (diesmal nicht gesanglich, dafür aber musikalisch) stark an Jethro Tull erinnernde "Workers Hymn", die im Vergleich mit den restlichen Nummern ziemlich harte bzw. rockige Nummer "The Illusionist" (das zweite Instrumental), das toll ergänzende "Jane (A Bird In Flight)", der an die Psychedelic der späten Sechziger erinnernde Rausschmeißer "Floating Castles" sowie eine richtig gute Version des Klassikers "I Put A Spell On You". Ein Song, der zwar in dieser einen speziellen, aberwitzigen und an Wahnsinn grenzenden Original-Version von Screamin' Jay Hawkins schlichtweg nicht zu übertreffen, aber der eingebayerte Vierer legt hier ebenfalls eine sehr geile Interpretation hin, die ich wirklich verdammt gerne mal live erleben würde.
"A Trick Of Light" von Simeon Soul Charger ist ein Album, das man Leuten schenken sollte, die man wirklich mag. Und für jeden Rock-Fan selbst gilt: Eine Scheibe, die man in Ehren halten sollte!
Line-up:
Aaron Brooks (guitars, keyboards, lead vocals)
Rick Phillips (guitars, mandolin, background vocals)
Spider Monkey (bass, banjo)
Joe Kidd (drums & percussion, background vocals)
Tracklist |
01:The Prince Of Wands (A Trick Of Light)
02:Heavy
03:Evening Drag
04:How Do You Peel
05:Where Do You Hide
06:Workers Hymn
07:The Illusionist
08:Jane (A Bird In Flight)
09:I Put A Spell On You
10:Floating Castles
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