Es gibt Bands, bei denen man sich jedes Mal wieder über eine neue Veröffentlichung freut. Natürlich sind das meistens solche, die man bereits in sein Herz geschlossen hat - aber allermeistens sind es jene, von denen man weiß, dass sie einen nicht enttäuschen werden. Und ein perfektes Beispiel dafür sind Space Debris aus dem schönen Odenwald. Eine Band, die zwar immer präsent ist, sich clevererweise aber nie überpräsentiert. Böse Zungen mögen jetzt behaupten, dass dafür der Markt auch gar nicht gegeben sei, was ich aber allen Ernstes einfach mal bezweifeln möchte.
Mit "At Finkenbach 2012" liegt nun also ein weiteres Live-Album der Band vor, das allerbestens ihren Charakter widerspiegelt - nämlich den einer frei von der Seele drauflos spielenden Einheit, die sich nahezu blind zu verstehen scheint. Musik kann nur gut sein bzw. höchste Höhen erreichen, wenn sie frei improvisiert und frei von allem körperlichen wie psychischen Ballast zelebriert wird. Dass man dafür bei Space Debris an der richtigen Adresse ist, war schon öfter bei uns in RockTimes (z. B. hier, hier oder hier) nachlesbar und genau dies stellt das Quartett auch auf der neuen Scheibe wieder unter Beweis.
Um aber direkt wieder zurück zu der brandneuen Platte zu kommen, war es natürlich eine klasse Entscheidung, diesen Gig beim Finkenbach Festival 2012 aufzunehmen, weil die Atmosphäre und Gegebenheiten dort nahezu perfekt waren/sind. Und das Quartett um Christian Jäger, Tommy Gorny, Winnie Rimbach-Sator sowie Mitja Besen präsentierte sich dann auch in allerbester Spiellaune. Die Konkurrenz war stark, was den Vierer - wie man jetzt dank dieser CD nachvollziehen kann - aber noch mehr anspornte. Es war sehr heiß an diesem Tag und speziell zum Zeitpunkt des Auftritts, wie man im weltweiten Web nachlesen kann.
Wenn Space Debris loslegt - so wie beim ersten Track "Sunny Freaks" - wird das Wetter aber, wie alles andere, sowieso erstmal zur Nebensache. Relativ gemäßigt schleicht sich diese Nummer unter die Haut des geneigten Hörers. Begonnen von Rimbach-Sator an den Tasten und ganz klasse immer wieder gitarristisch gekontert von dem offensichtlichen Frontmann Tommy Gorny ziehen die ersten knapp zehn Minuten ins Land. Das Highlight an diesem Tag war allerdings die zweite Nummer, das fast zwanzigminütige "Finkimountains", das sämtliche Stärken des Quartetts in die Waagschale wirft.
Sowohl gefühlvolles, wie auch filigranes und zeitweise waghalsiges Spiel, sehr cleveres Jonglieren mit den Tempi, mit den Stimmungen, mit den Emotionen des Publikums und - nicht zuletzt - auch den eigenen. Christian Jäger und Mitja Besen sind nunmehr ein seit Jahren perfekt eingespieltes Team, was sich auch nicht überhören lässt. Zu der unglaublichen Stilvielfalt aus Rock, Blues, Fusion und weiteren gesellt sich dann immer wieder auch ein feines Stückchen Jazz (Rimbach-Sator), das die ganze Chose sogar noch interessanter macht.
Wenn man die beiden Parts des großartigen "Woodways" zusammenzählt, ist man auch schon wieder bei über 18 Minuten und "Out Of The Sun" (das witzigerweise als "Into The Sun" angekündigt wird) ist der großartige Abschluss eines Gigs, bei dem wohl jeder Freund großartiger Jam-Musik gerne dabei gewesen wäre. Selbst der Verfasser dieser Zeilen, obwohl er sich nicht unbedingt als solcher sieht. Als Bonus ist dann noch die Nummer "Demons" vertreten, die mit ihren stolzen 16 Minuten bei einem Gig in Koblenz im Jahr 2014 aufgenommen wurde.
Ja, die Musik von Space Debris ist speziell, instrumental und vielleicht nicht wirklich jedermanns Sache. Aber wenn man auch nur im Ansatz ein Faible dafür hat, vielleicht auch noch die Gabe, etwas über den Tellerrand hinauszuschauen und einfach nur großartige Musiker zu schätzen weiß, dann ist man hier an der richtigen Adresse.
"At Finkenbach 2012" ist jedenfalls ein weiteres herrliches und unbedingt lohnenswertes Werk aus dem Hause Space Debris!
Line-up:
Mitja Besen (bass)
Tommy Gorny (guitars)
Christian Jäger (drums)
Winnie Rimbach-Sator (keyboards)
Tracklist |
01:Sunny Freaks (9:24)
02:Finkimountain (19:52)
03:Woodways [Part 1] (8:16)
04:Woodways [Part 2] (9:46)
05:Out Of The Sun (7:54)
06:Demons (16:06)
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