Unsere Musik ist wie ein Synonym für das Meer:
mal ganz weich, dann wieder knallhart
Martin Stier Nach drei Jahren des Wartens, kamen Stier vor wenigen Wochen gleich mit zwei Scheiben auf einmal raus, nachdem sie zuvor einen Deal mit dem angesehenen SPV-Label abgeschlossen hatten. "Hart am Wind" war - nomen est omen - härter, "Geisterschiff" überraschte mit ruhigeren, teilweise akustischen Versionen der Songs.

Gründe und Fragen genug, um mal bei Martin Stier nachzuhaken. Der charismatische Sänger, Schauspieler und seit letztem Jahr auch Musical-Akteur plauderte dabei offen aus dem Nähkästchen: über Reaktionen auf die neuen Alben, den neuen Gitarristen, die Bandstrukturen... und natürlich über alte Zeiten.


Interview vom 17.04.2014
[Alle verwendeten Fotos durch Martin Stier für RockTimes authorisiert]


Steve Braun
Hallo, Martin! Gerade sind Eure beiden Alben Geisterschiff und Hart am Wind herausgekommen. Haben Euch schon Reaktionen erreicht - von den Fans wie der 'schreibenden Zunft'?
Martin: Jaaa, haben uns schon erreicht! Wir haben gute Kritiken für unsere Konzerte bekommen - was Hamburg [Rockcafé St. Pauli], Hamm [Hoppe Garden] und Münster [Jovel] betrifft. Morgen abend spielen wir ja in Köln im Blue Shell. Und wir haben auch positive Kritiken für beide Scheiben gekriegt, für die 'harte' wie die 'weiche'.
RockTimes: Gab es unterschiedliche Wahrnehmungen zu diesen 'beiden Seiten' von Euch oder sind die Scheiben gleichermaßen gut beurteilt worden?
Martin: Ja, so wie ich das mitbekommen habe. Beides seien in sich homogene CDs - jede auf ihre Art - und das ist genau das, was wir wollten. Diese Möglichkeit zu haben, die 'harten' Sachen dann auch unplugged und akustisch darzustellen. Diese Idee hat hingehauen und wir hoffen nun, dass sich das dann auch so im Markt niederschlägt, dass die Leute das verstehen und bisher haben wir da auch tolle Rückmeldungen bekommen. Die Leute auf den Gigs sagen uns, die weichen und die harten Songs würden gut zusammenpassen. Diese Abwechslung, diese Berg-und-Talfahrt... das finden die alle gut. Und uns macht es natürlich unheimlich Spaß, das alles so zu spielen.
RockTimes: Wie war denn die Release-Party zu den beiden Alben und vor allem die Präsentation von Deutschrocklegende Steffi Stephan im Münsteraner Szeneclub Jovel? Das Jovel kennt Ihr ja schon aus Törner Stier Crew-Zeiten...
Martin: Das war das alte Jovel. Das ist ja jetzt schon das dritte oder vierte Jovel. 'Jovel' ist ja auch so ein 'Matte-Matte-Wort'... so ein Mischmasch aus Pferdehändlersprache, die nicht verstanden werden wollen, aus Jiddisch und Zigeunersprache. 'Jovel' ist dort der Begriff für 'gut'. »Wie geht's Dir? Jovel?? Aaah gut, alles klar!«
RockTimes: War denn die Präsentation mit Steffi 'jovel'?
Martin: [lacht] Ja, klar! Steffi meinte gleich, er sei zum ersten Mal nicht der Älteste. Wir kennen den Steffi ja schon unheimlich lange. Ich war mal mit ihm - ich glaube für zwei Wochen - in einer Band, den Gebrüder Engel. Da war Bertram Engel, der jetzt bei Lindenberg trommelt, Steffi am Bass, Karl Allaut und der Bruder von 'Berte', Thomas Passmann an den Gitarren... und ich als Sänger. Das ging zwei Wochen oder so, jedenfalls nicht sehr lange. Einen Gig haben wir jedenfalls zusammen als Gebrüder Engel gemacht, das muss Silvester 1976 gewesen sein, im Odeon in Münster.
RockTimes: Hat Steffi nach der Präsentation mit Euch noch eine kleine Session hingelegt?
Martin: Nee, leider nicht. Wir haben da eineinhalb Stunden gespielt - mit Session war dann leider nix mehr...
Stier RockTimes: Die Songs waren ja teilweise schon eine ganze Weile fertig und Ihr wart auf der Suche nach einem potenten Label. Mit SPV habt Ihr nun einen sicheren Hafen gefunden und SPV hat sich einen dicken Fisch geangelt. Wie kam es zu den Kontakten mit dem wohl prominentesten deutschen Label?
Martin: Ja, wir hatten mit Frank Uhle [dem neuen Geschäftsführer] gesprochen. Der hat sich für uns interessiert und so sind wir an SPV gekommen.
RockTimes: Sind die SPV-Leute auch auf die Idee gekommen, gleich zwei neue Scheiben auf einmal herauszubringen? Was ja ein eher ungewöhnlicher Schritt ist...
Martin: Wir haben uns da gegenseitig - wie sagt man da - befruchtet. Wir haben schon vor Jahren mal im Friedenssaal im Münsteraner Rathaus einen Gig gemacht, der rein akustisch war. Damals kam die Idee bei uns auf, dass wir unsere harten Songs, die wir bis dato ausschließlich hatten, auch akustisch darbieten könnten. Weitere Unplugged-Gigs kamen dazu, die wir auch aufgenommen hatten. Und mit diesem Material gingen wir zur SPV. Frank Uhle, der für uns zuständig ist, meinte zunächst, dass man quasi ein Doppelalbum machen könnte. Doch irgendwann schälte sich heraus, dass es besser wäre, wenn wir zwei getrennte Scheiben veröffentlichen würden.
RockTimes: Gab es Vorgaben und Wünsche von Seiten der Plattenfirma oder hattet Ihr künstlerisch völlig freie Hand?
Martin: Nee, das war alles 'freihändig'. Einzig die Radiokompatibilität der akustischen Sachen sollte noch etwas verbessert werden. Nicht so viele Gitarrensoli und solche Sachen.... aber das hat sich eigentlich alles von selbst entwickelt.
RockTimes: Habt Ihr das Material selbst produziert?
Martin: Die "Hart am Wind" haben wir gemeinsam mit dem Siggi Bemm vom Woodhouse Studio in Hagen, die "Geisterschiff" komplett selbst produziert.
RockTimes: Beide Albumtitel lassen sich ja mit dem Meer verbinden. Bist Du denn noch stark von Deiner Zeit als Seemann geprägt? Welche Spuren hat das bei Dir hinterlassen und wie spiegeln sich diese in den Texten wider?
Martin: Sehr! Es ist halt ein 'dankbares' Thema. Auf dem Schiff entstehen ganz viele Situation, die man im Nachhinein wiedergeben und tolle Geschichten darüber schreiben kann. Ich habe gerade wieder ein Buch über diesen "Captain Aubrey" gelesen - Patrick O'Brian heißt der Schriftsteller. Ich habe so die Idee, mal eine Lesereise zu machen, die teilweise auf meinen Tagebuchaufzeichnungen basiert, die ich 1968/69 auf meiner Ostasienreise geschrieben habe. Dazu Auszüge aus den Werken Patrick O'Brians. Ich muss mal seine zwanzig Bücher nach Abschnitten absuchen, die Seegefechte und so was beschreiben - das macht der unheimlich gut! Und dazu Songs, die man akustisch - wie sie auf "Geisterschiff" zu hören sind. Muss ich mal schauen, ob ich das hinbekomme.
RockTimes: Hört sich sehr spannend an...
Martin: Ja, genau... zwischendurch dann immer mal wieder etwas erzählen, so wie ich das auch bei unseren Gigs mache. Das kommt - habe ich letztens gehört - unheimlich gut an. Zu jedem Song kann ich eigentlich eine kleine Geschichte erzählen, ob "Übers Meer", "Jeden Tag hinaus", "Leinen los" oder "Geisterschiff" selber - aus welchen Begebenheiten sie entstanden sind. Es ist einfach so, dass dieses Seemannsthema halt am meisten hergibt. Mir würde jetzt schwer fallen, einen Text über Filmdrehen, Musicalmachen oder Theaterspielen zu schreiben.
RockTimes: Bei Seefahrt hat ja jeder sofort ein Bild im Kopf oder verbindet damit ein Gefühl oder bestimmtes Erlebnis...
Martin: Eben, genau das ist es...
Stier RockTimes: Einige der "Hart am Wind"-Sachen habt Ihr nicht für "Geisterschiff" umgearbeitet. Wie bspw. das tolle "Rauhaar"... Haben diese Songs nicht akustisch bzw. halbakustisch funktioniert?
Martin: Nee, das ging nicht...wir haben es zwar versucht... Was auf keinen Fall geht ist "Rauhaar", "Vampire" und zwei andere Sachen. Die funktionieren irgendwie einfach nicht. Carl Steinberg und Peter Koller sind ja sehr gute Akustikgitarristen, Carl war sogar in Münster auf der Musikhochschule und kann auch gut die Zwölfsaitige spielen. Warum etwas machen, wenn es Kacke klingt? Wir haben für "Geisterschiff" nur die besten Sachen genommen.
RockTimes: Das "Rauhaar" ist ja nicht der einzige Titel, bei dem man spontan an Rammstein denkt. Ist das ein despektierlicher Vergleich... und magst Du es überhaupt, wenn solche Parallelen gezogen werden?
Martin: Eigentlich ist mir das egal. Ich fühle mich nicht herabgesetzt, wenn wir mit Rammstein verglichen werden, aber auch nicht besonders belobigt. Ich finde Rammstein gut, die machen 'ne tolle Liveshow, machen gute Songs und gute Texte, ich mag die Art, wie Till Lindemann singt, aber unsere Songs sind dann schon ausgearbeiteter. Für meinen Geschmack sind sie besser komponiert und arrangiert. Ich habe da weder Respekt noch Berührungsängste - ich würde sofort mit denen zusammenspielen, sofort, überhaupt kein Problem.
RockTimes: Stichwort 'besser ausgearbeitet'. Mir ist aufgefallen, - übrigens bei beiden Alben - dass Ihr sehr ansprechend mit den Stimmungsbögen spielt. Härtere Sachen - dann eine Vollbremsung mit einer Ballade - Powerballade und dann wieder hart weiter. War diese Anordnung der Titel Absicht oder hat sich das einfach ergeben?
Martin: Ich will's mal so sagen - ich bin ja 'nur' der Sänger und Texter, letzteres auch nicht bei allen Stücken. Ich kann da aber meine Auffassung dazu darlegen, also das ist schon beabsichtigt. Die meisten hat der Peter Koller geschrieben. Der hat einfach so eine inhaltsvolle Art, Songs zu schreiben, die sehr gut komponiert sind, die schöne Spannungsbögen haben. Abgesehen davon liebe ich es unheimlich, wenn es abgeht... dann wieder runter... dann erneut losgeht. Das ist für mich auch ein Synonym für das 'Meer': mal ganz weich, dann wieder knallhart. In sich ist das für mich schon eine runde Sache.
RockTimes: Dann scheint ja der Peter Koller [war an Reden noch nicht beteiligt] wie die berüchtigte Faust aufs Auge zu passen. Wo kommt der eigentlich her, wo hat er zuvor gespielt?
Martin: Peter ist Musiker aus Münster, der schon sein Leben lang Rockmusik macht. Der hatte zuvor 'ne AC/DC-Coverband. Nebenbei noch 'ne Band, mit der er rein akustische Sachen vorträgt. Tom Günzel, unser Schlagzeuger, kannte ihn sehr gut und hat ihn uns dann nach unserem letzten Gig mit Lee C. Pinksy (das war übrigens damals im Kulturbunker) vorgeschlagen und Peter hat den Lee wirklich gut ersetzt. Mit ihm kann man richtig gut zusammenarbeiten!
RockTimes: Wenn Peter in einer Akustikband spielt, dann kommt er ja Deiner Ausrichtung auf abwechslungsreiche Arrangements sehr entgegen...
Martin: Genau, das isses und vor allem er geht auch darauf ein, wenn er mit einem Stück ankommt. Wir haben ja einen Proberaum bei Münster und dort treffen wir uns etwa alle zwei Wochen. Karl Steinberg kommt dann aus Hamburg runter - ich aus Kölle hoch - die anderen drei wohnen alle in Münster. Dann bringt Peter ein Stück mit, spielt das auf der Gitarre vor und wir versuchen erstmal, uns das einzuverleiben. Und nehmen das dann in unserem Studio gleich auf und gucken, ob es läuft und was man eventuell ändern kann.
RockTimes: Hast Du unter den neuen Stücken einen speziellen Lieblingssong?
Martin: Unheimlich gerne mag ich "Mein Gott"... den "Rauhaar", weil er so hart ist und diese Gegensätze im Text hat. Das behandelt ja diesen Dackelclubpräsidenten, den ich früher mal gespielt [in der Kultserie "Hausmeister Krause"] habe. Dieser dominante Typ, der auf der einen Seite so hart, fast militaristisch rüberkommt und auf der anderen seinen Dackel derart abgöttisch liebt - dieses Gegensätzliche versuche ich in diesem Song auszudrücken. Ich mag solche Gegensätze! "Übers Meer" mag ich auch noch... Früher, bei der Törner Stier Crew gab es Stücke, die ich nicht so gerne gesungen habe... wo ich gedacht habe »Oh Scheiße, jetzt musst du den singen...« Das habe ich bei Stier jetzt gar nicht mehr.
Stier RockTimes: Warum 'funktioniert' Stier eigentlich nach so vielen Jahren noch so gut? Liegt es eher an den Gemeinsamkeiten oder an den gegensätzlichen Charakteren?
Martin: Gut, von Törner sind ja nur noch drei dabei. Ja, warum läuft das so gut? Hmmm... öhmmm...
RockTimes: 's iss halt wie's iss [Gelächter]
Martin: Ich für meinen Teil kann sagen, dass ich es liebe, Gigs zu machen, dort alles zu geben, mich auf den Moment zu fokussieren und dann fallen zu lassen, richtig in diesem Moment aufzugehen. Und genau das ist ein wenig zum Aushängeschild unserer Band geworden, dieses Sich-voll-drauf-einlassen und das versuche ich meinen Mitstreitern auch immer wieder zu vermitteln. Das sind die Erfahrungen, die ich aus dem Schauspielern gewonnen habe. Du musst dich - gerade beim Theaterspielen - voll auf den Moment konzentrieren und immer genau zuhören. Gerade wenn du einen Songs spielst, musst du genau zuhören, was die anderen machen... nicht einfach nur losbrettern wie die Irren. Zuhören - ganz wichtig! Das ist nur meine Meinung - ich bin nun mal kein Instrumentalist, aber das ist genau mein Ding. Ich versuche jeden Song - auch wenn wir Probe haben - immer wieder neu zu empfinden, neu zu sehen. Deshalb singe ich jeden Song immer etwas anders, immer mal andere Phrasierungen oder so... die Story leitet mich dann und gibt mir in dem Moment vor, was ich machen will.
RockTimes: Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang die beiden 'Neuen', die ja deutlich jünger sind? Sind das die 'Arschtreter' oder profitieren die eher von der Weisheit der alten Hasen
Martin: [lacht] Jetzt rieselt's hier aber... jetzt kommt der Putz runter... Ich würde ja sagen, dass Musik kein Alter kennt. Auch wenn sich bei unseren Konzerten vielleicht erstmal etwas ältere Leute angesprochen fühlen, aber - wenn da junge Leute dabei sind - merkst du sofort, dass die genauso auf die Musik abfahren wie die älteren. Musik kennt kein Alter - wenn man sich öffnen kann ist jeder willkommen!
RockTimes: Genau diese Erfahrungen habt Ihr sicherlich 2011 in Wacken sammeln können?
Stier Martin: Ja, das war wirklich eine heiße Kiste! Das war der erste Gig mit unserem neuen Gitarristen Peter Koller. Wir haben da eine sehr gute, 45-minütige Aufzeichnung von Wacken. Die hatten da sechs oder sieben Kameras. Das ganze Material haben wir erstanden und Karl hat daraus 'ne sehr schöne Blu-ray gemacht. Die Erfahrung dort war natürlich toll. Hauptsächlich junge Metaller, aber die stehen eben nicht nur auf hart und heavy. Wir hatten bereits damals schon einige der 'weicheren' Versionen im Programm - das kam bei denen genauso gut an wie die harten Sachen.
RockTimes: Wacken ist ohnehin ein Phänomen... Dort eröffnet alljährlich die örtliche Feuerwehrkapelle die Veranstaltung und wird stets unheimlich abgefeiert. Auch so schräge Typen wie Mambo Kurt...
Martin: Ja, und es ist total irre, wie das ganze Dorf da mitzieht. Das ist da ja nördlich von Hamburg und dort ist ziemlich 'tote Hose', arbeitsmäßig passiert da nicht viel. Alle sind da irgendwie mit dem Festival verbandelt, haben da einen Job... das finde ich toll, dass das so läuft. Wirklich sehr nette Menschen!!
RockTimes: Können wir denn mit einer Veröffentlichung dieser DVD/Blu-ray rechnen? Ist da irgendwas in Planung?
Martin: Ja, das muss man mal sehen. Wir kommen ja momentan im Zwei/drei-Wochentakt mit neuen Musikclips raus, die wir bereits gedreht haben. Videos mit "Rauhaar", "Wonderworld" und wahrscheinlich noch "Mein Gott" werden bald veröffentlicht. Die Blu-ray von Wacken sicherlich auch...
RockTimes: Nach der Veröffentlichung von "Hart am Wind" und "Geisterschiff" soll's nun sicherlich 'auf die Straße' gehen?
Martin: Genau - spielen, spielen, spielen! Ich würde unheimlich gerne mehr in Süddeutschland auftreten. Vor allen Dingen auch im Osten, weil ich gemerkt haben, dass die Leute von dort noch einen anderen Bezug zur deutschen Sprache haben, diese noch etwas ernster nehmen. Ich will da niemanden jetzt herabsetzen, aber ich hab so den Eindruck, als wenn die Menschen im Osten die deutsche Sprache noch etwas mehr würdigen.
Es gibt gerade auf dem Land immer noch tolle Veranstalter. Mit Törner waren wir seinerzeit irgendwo nördlich von Hamburg im Auenland - ganz bekannter Laden. Da haben wir damals - 1978 - zum ersten Mal die Erste Allgemeine Verunsicherung kennengelernt. Das war mitten auf einer Kreuzung in Hamburg - die hatten wie wir so einen riesengroßen Bus, ganz schwarz, da stand Erste Allgemeine Verunsicherung drauf. Und wir haben dann angehalten und uns mitten auf der Kreuzung umarmt. Das war noch in der Zeit mit ihrem ersten Sänger, Walter Hammerl...
RockTimes: Ich hatte die 1979 erstmals in unserem Jugendzentrum mit ihrem Weihnachtsprogramm gesehen - völlig irre! Walter kam damals als Nikolaus auf die Bühne, hat "Ich bin der geile Weihnachtsmann" gesungen und sich dabei nackig gemacht... total durchgeknallt!
Martin: Aaach, das war toll [lacht schallend]!! Ja, und dann ist der irgendwie abgedreht, hat Selbstmord gemacht und dann kam der Gitarrist, Thomas Spitzer, dran. Das war nicht so ein eigenartiger Mensch wie der Walter, sondern ein 'Hüpfer' - der dann mit diesem ganzen 'Schmäh' angefangen hat, diesem ganzen humoristischen Kram. Wodurch sie dann allerdings durchgestartet sind... früher mit dem Walter war das schwer, der war derart konsequent, der hätte sich auf sowas nicht eingelassen...
RockTimes: Wo wir gerade bei den alten Zeiten sind - Törner Stier Crew... Sind da Wiederveröffentlichungen der drei alten Scheiben gemeinsam mit SPV geplant? Ich denke da speziell an die seinerzeit hoch dekorierte Ausbruch...
Martin: Ja, da waren wir auch gerade mit der SPV im Gespräch, aber konkret ist da bisher noch nix realisiert worden.
RockTimes: Die Leute warten da drauf...
Martin: Ja, genau - das habe ich schon gehört, haben wir auch so registriert, da wird auch etwas passieren. Ich weiß nicht, ob sich das schon in diesem Jahr realisieren lässt, aber da WIRD ganz sicher was passieren!!
Stier RockTimes: Zielgerade - Was steht schauspielerisch bei Dir in der nächsten Zeit an?
Martin: Da bin ich jetzt kurz davor, in eine norddeutsche Serie einzusteigen. Dann dreh ich gerade in Berlin einen Fernsehfilm mit dem Axel Prahl. Demnächst steht ein Dreh im Ruhrpott an. Kann ich aber noch nix dazu sagen, weil der Vertrag noch nicht unterschrieben ist. Ich habe gestern das Drehbuch bekommen - schöne Rolle, sehr prominent besetzt - auch fürs Erste, nachdem meine Filme in den letzten Jahren komischerweise meist in ZDF liefen. In den letzten Jahren hatte sich ja die Szene etwas beruhigt, aber jetzt - so mein Eindruck - kommt das wieder. Ich dreh gerne, habe aber auch im letzten Jahr in der Kölner Oper in "My Fair Lady" den Doolittle gespielt - auch bei zwei Liedern gesungen. Das hat voll Spaß gemacht - haben wir dreißig Mal aufgeführt. Im kommenden Jahr, wenn die Oper wieder ins Haupthaus umgezogen ist, wird das Stück bestimmt wieder ins Programm genommen.
RockTimes: Wie sieht's mit Theater aus?
Martin: Im Moment kommt da leider keiner auf die Idee, mich zu besetzen. Aber das liegt daran, wenn du nicht auf der Bühne bist, dann sieht dich auch keiner. In Berlin habe ich von 1983 bis 1993 fast jeden Tag Theater gespielt. Die Regisseure und Intendanten schauen sich ja auch die ganzen Inszenierungen an und dann hat sich ein Stück an das andere angeschlossen. Ich hab dann quasi bis zum letzten Jahr - also zwanzig Jahre lang - nicht mehr Theater gespielt. Das war für mich zunächst dann doch schon etwas schwer, weil Theater ist anders. Auch anders als ein Gig, weil du dich total an die Verabredungen halten musst. Du hast da keine Klappe, aber andererseits ist das natürlich sehr viel schöner für die Figur, die du spielst.
RockTimes: Und da ist ja noch der direkte Kontakt mit dem Publikum - für Dich als Sänger...
Martin: Ja, natürlich - ganz wichtig für mich!
RockTimes: Na, dann drücken wir Euch für Euren Gig in Köln die Daumen und hoffen, dass für Stier nun die "Leinen los" sind und es "Jeden Tag hinaus" geht. Besten Dank für das angenehme und sehr informative Interview, Martin.
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