Symphony X
Support: Circus Maximus und Dreamscape
20.02.2008, Batschkapp, Frankfurt
Batschkapp Symphony X
Support: Circus Maximus und Dreamscape Batschkapp Frankfurt
20. Februar 2008
Konzertbericht
Stil: Prog Metal


Artikel vom 26.02.2008


Boris Theobald
Dreamscape Ein echter Progmetal-Gipfel stand in Frankfurt auf dem Programm! Symphony X hatte ich zuletzt erst vor wenigen Monaten in bestechender Form im Vorprogramm von
Dream Theater gesehen. Und dann haben sie auch noch
Circus Maximus im Gepäck - die norwegischen Senkrechtstarter, die man live in Deutschland noch nicht allzu oft bewundern konnte. Vorfreude pur! Einfach würde das nicht werden für Dreamscape, dem ewigen Geheimtipp aus München. Bestimmt mehr als 500 geschmackssichere Metalheads haben sich in der Batschkapp eingefunden, die sehr gut, wenn auch nicht prall gefüllt ist.
Dreamscape Dreamscape eröffnen den Abend mit "Déjà Vu", einem Song vom aktuellen Album 5th Season und genau dem Stoff, mit dem man hier das Eis bricht: schnell, hart, melodisch und rhythmisch 'verproggt'. Damit sammelt man ein paar sichere Punkte bei der Zielgruppe. Mit "Clockwork" vom "End Of Silence"-Album rollt dann eine gewaltige Groove-Dampfwalze durch den Saal, und Sänger Mischa Mang beweist seine Qualitäten als Anschieber, mit Stimme und Stimmung - der Mann kann screamen und Luftgitarre spielen.
Dreamscape Vier weitere Nummern stehen auf der 35-Minuten-Setlist, darunter mit "Breathing Spaces" auch ein neues Stück, das es noch nicht auf CD gibt. Alles, was Dreamscape spielen ist kurz, knackig und straight. Klar, wenn man 'Nr. 3' ist. Aber auch bei den kurzen, durchweg gutklassigen Stücken wünscht man sich hin und wieder den ein oder anderen genialen, weniger vorhersehbaren Geistesblitz. Das liegt vielleicht auch an der Erwartungshaltung für den gesamten Abend. Insgesamt ein grundsolider Auftritt, nach dem bestimmt viele der zwar noch nicht euphorisierten, aber bestens eingestimmten Zuhörer Dreamscape in ihren erweiterten Favoritenkreis aufnehmen dürften.
Dreamscape
Circus Maximus Gerade mal ein paar Minuten dauert die Pause, bis Circus Maximus die Bühne betreten. Und ein paar weitere Sekunden, bis klar ist, dass meine Begeisterung nicht auf die zwei wunderbaren Studioalben beschränkt bleiben wird. Vom ersten Ton an fackelt die Band ein sagenhaftes Feuerwerk ab. Alle vier Instrumentalisten erweisen sich als absolute Meister ihres Fachs. Auf dem Programm stehen gleich die ersten drei Songs von Isolate. Das heißt, dass es zwar übersichtlich und eingängig losgeht. Dafür gehören die zahlreichen instrumentalen Schwierigkeiten in vertrackten Rhythmen und rasantem Tempo in diesen Songs zur allerhöchsten Kategorie. Leibhaftig vor Augen geführt wird einem erst wieder richtig bewusst, was alles in diesen kompakten Stücken drinsteckt! Im Zusammenspiel zeigt die Band den seltenen Unterschied zwischen Spitzenklasse und Weltklasse.
Circus Maximus Und dann haben sie ja mit Michael Eriksens markanter Stimme noch ein echtes Markenzeichen. Eriksen singt sich fast immer problemlos auch durch die schwierigsten Tonlagen, ohne zu drücken und pressen. Er kann's einfach! Und ist dabei Profi genug, sich angesichts der ständigen Beanspruchung des Tour-Alltags auch mal hier und da vorsorglich lieber nicht alles zuzutrauen. Trotzdem sorgt sein expressiver Gesang für Gänsehautmomente am laufenden Band - nicht nur bei voller Power, sondern auch in den ruhigen Momenten beim epischen Zehnminüter "Glory Of The Empire".
Circus Maximus Hervorragend ist der Chorgesang der Band. Jeder einzelne übernimmt Backing Vocals. Mit am meisten singt ausgerechnet Drummer Truls Haugen, der für die höheren Lagen zuständig zu sein scheint. Einmal wird das fast unfreiwillig komisch. Den allerletzten, lang gehaltenen und tierisch hohen Ton von "Alive" überlässt Michael Eriksen nämlich seinem, die Augen verdrehenden, Schlagzeuger ganz allein. Was soll man sagen - Circus Maximus machen mich als Konzertbesucher nicht nur zufrieden, sondern glückselig! Viele laut jubelnde Zuschauer scheinen ähnlich beglückt. Ich glaube, wir haben die besten Progmetal-Newcomer des neuen Jahrtausends gesehen. Jeder, der die Gelegenheit hat, die Band zu sehen, sollte unbedingt hin! Und Dream Theater müssen sich warm anziehen...
Circus Maximus   Circus Maximus   Circus Maximus
Circus Maximus   Circus Maximus
Symphony X Auweia, da werden sich doch Symphony X ausgerechnet bei der eigenen Headlinertour nicht die Butter vom Brot nehmen lassen? Nach dem klasse CM-Auftritt legen erwartungsgemäß die 'neuen' Symphony X los, mit ultrahartem Stoff vom aktuellen Album Paradise Lost. Der Opener "Set The World On Fire" lässt Haare fliegen und Wände wackeln. Die Band macht Druck ohne Ende und Frontmann Russell Allen betritt nicht die Bühne, sondern erobert sie. Bei den unheilschwangeren Shouts des anschließenden "Domination" könnte man glatt Angst vor ihm kriegen. Es ist beeindruckend, wie die Leute mitgehen. Die Band scheint mit dem harten Songmaterial wirklich einen Nerv getroffen zu haben.
Symphony X Und dann für mich die Überraschung des Abends... beim Song "Paradise Lost" singen zig Leute textsicher den balladenhaften Anfang mit. Das Publikum ist stellenweise lauter als der Gesang, der aus den Boxen kommt! Und das bei einer Band, die zwar schon eine halbe Ewigkeit lang von Prog-Insidern vergöttert wird, aber nie den kommerziellen Durchbruch schaffte. Da scheint sich grundlegend etwas geändert zu haben! Russell Allen genießt es sichtlich und hält in seiner super sympathischen Art und Weise engsten Kontakt zum Publikum, lässt auch mal einen Fan aus der ersten Reihe ein paar Töne ins Mikrofon singen.
Symphony X Die Band spielt an diesem Abend in Topform und sorgt u.a. mit dem Instrumentalstück "The Death Of Balance" vom Album "V" für Kinnladen in Brusthöhe. Auch Michael Romeos Soli ernten reihenweise Szenenapplaus und zaubern ein fettes Grinsen ins Gesicht des Meisters. Schade, dass man Michael Pinnella nicht auf die Finger schauen kann, er gehört schließlich auch zu den Besten im Geschäft. Ein Höhepunkt des Abends ist das leidenschaftlich vorgetragene "Revelation" vom aktuellen Album, an dessen Ende man nahtlos ins Finale von "The Divine Wings Of Tragedy" übergeht - das sind ganz große Momente!
Symphony X Russell Allen ist stimmlich zunächst bestens drauf. Sowohl bei den tiefer gelegenen, neuen Stücken als auch bei höherem Stoff wie "Smoke And Mirrors" und dem Überraschungsei des Abends, dem Neo-Klassiker "Masquerade" hat er keine Probleme. Leider ist er aber krank (ihm glaubt man das, wenn er das sagt) und daher gegen Ende angeschlagen. Bei der Zugabe hilft das Publikum daher energisch mit. Dem Abend tut es keinen Abbruch - der Stimmung ohnehin nicht. Ich muss immer noch darüber nachdenken, wie verrückt die Leute nach Symphony X waren. Ihren letzten Headliner-Gig hab ich um die Jahrtausendwende gesehen, vor vielleicht 50 Zuschauern. Gerade "Paradise Lost" hatte offenbar eine gewaltige Schubkraft. Auf die neuen Songs haben sie sich auch stark konzentriert. Und die kamen so stark rüber, dass auch ich mich als eingefleischter Fan der Band gar nicht über zu wenige Klassiker beschweren konnte.
Symphony X Am Ende habe ich das Gefühl, nach dem Aufwärmer Dreamscape zwei Bands gesehen zu haben, die sich, was Songs und Spielkunst angeht, auf Augenhöhe begegnen. Was für die im Vergleich relativ frischen Circus Maximus ein Riesenkompliment ist. In Sachen Bühnenpräsenz liegen SX mit ihrem Front- und Showmann Russell Allen noch einen Tick vorn. Trotzdem hätten CM es nach dem nächsten Album verdient, selbst als Headliner auf Tour zu gehen, alles andere wäre unter Wert.
Wir danken Pirate Smile Promotion für die schnelle und unkomplizierte Akkreditierung.
Symphony X   Symphony X   Symphony X
Symphony X   Symphony X
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