Rob Tognoni / 15.10.2011, Bluesgarage, Isernhagen
Bluesgarage
Rob Tognoni & Band
Bluesgarage, Isernhagen
15. Oktober 2011
Stil: Blues Rock


Artikel vom 20.10.2011


Jürgen Bauerochse
Rob Tognoni »See you next year, Rob«, mit diesen Worten beendete ich den Konzertbericht vor drei Jahren. Nun ja, Rob Tognoni hielt sich an diese Abmachung und war in den folgenden sechsunddreißig Monaten dreimal in der Bluesgarage. Nur beim viel beschäftigten RockTimes-Team, Abteilung Südniedersachsen, passte es immer wieder terminlich nicht zusammen, sodass glatte drei Jahre ins Land gingen, bis wir an diesem Samstag den sympathischen Mann aus Down Under endlich wieder live erleben durften. In der Zwischenzeit war Rob Tognoni nicht untätig gewesen und hatte mit 2010db und Rock And Roll Live zwei neue Alben auf den Markt gebracht, die beide ganz hervorragende Kritiken erhielten.
Rob Tognoni Besonders die Live-CD, die am 5. März 2011 im Spirit of 66-Club im belgischen Verviers aufgenommen wurde, schlug hohe Wellen der Begeisterung, denn der Twofer fing die ganze Energie und Power perfekt ein, die bei einem Konzert von Rob Tognoni immer wieder entsteht und seine Gigs so unwiderstehlich macht. So war es nicht verwunderlich, dass auch diese Show in Isernhagen zum größten Teil aus den bewährten Songs dieses Longplayers bestand. Es gab lediglich kleine Änderungen in der Reihenfolge der Stücke, was aber bei der hohen Qualität der Titel völlig irrelevant war.
Rob Tognoni Wie üblich waren mit Frank Lennartz am Bass und dem Schlagzeuger Mirko Kirch die eingespielten Musiker dabei, die Rob Tognoni schon seit mehreren Jahren bei seinen Deutschland-Konzerten begleiten. Auch bei der Auswahl seiner Mitspieler dürfte der 51-jährige Sänger/Gitarrist so ziemlich einmalig sein, denn ich kenne außer ihm Niemanden, der in fast jedem Land, in dem er auftritt, seine Band aus einheimischen Leuten zusammensetzt. Es fasziniert mich immer wieder, wie bei diesen ständigen Personalwechseln so ein perfektes Zusammenspiel entstehen kann, aber das scheint in der heutigen Zeit unter Profis gar kein Problem mehr zu sein. Eine hohe Flexibilität ist im Musikbusiness anscheinend inzwischen unbedingt erforderlich.
Rob Tognoni Als ein inzwischen kurzhaariger und auch Gewichts-reduzierter Rob Tognoni mit "Rock'n'Roll Business Man" loslegte, sprang der Funke sofort auf das Publikum über. Wie üblich maß er die komplette Bühne aus und war ständig in Bewegung. Genug Platz hatte er ja, denn nach wie vor wirkte der Auftrittsort mit den kleinen, fast mickrig zu nennenden Amps ziemlich spärlich bestückt, aber dafür knallten einem die Gitarrensounds nur so um die Ohren. Genau so muss der relativ harte Bluesrock des Australiers rüber kommen. Passend dazu sorgte die Rhythmus-Sektion für intensive Vibrationen des Hallenbodens. Eine ziemliche Klang-Orgie hatte begonnen.
Rob Tognoni Das setzte sich bei den weiteren Knallern nahtlos fort. "Dirty Occupation", "Jim Beam Blues" und das geniale "Dark Angel" ließen die Zuhörer begeistert mitgehen. Dabei machte Rob einen topfitten Eindruck. Immer wieder unterstrich er seine intensive Bühnenshow mit diversen Schlusssprüngen oder absolvierte seine Soloeinlagen auf den Knien, wobei er von Frank Lennartz tatkräftig unterstützt wurde. Eine perfekte Choreografie! Natürlich wurde auch der "Guitar Boogie Refried" stürmisch abgefeiert, wobei mir als eingefleischtem Canned Heat-Fan mal wieder die Tränen der Rührung in die Hose stiegen…!
Rob Tognoni Natürlich durften auch die Jimi Hendrix Tribute-Coverversionen nicht fehlen. Diesmal gab Rob "Spanish Castle Magic" zum Besten und auch "Hey Joe" war wieder dabei. Leider fehlte an diesem Abend mein persönlicher Fave, denn "Redhouse" wurde bei diesem Gig gekickt. Na ja, man kann eben nicht alles haben. Entschädigt wurde ich aber durch den Neil Young-Song "My My Hey Hey", den ich bisher noch nie von Tognoni gehört hatte. Doch auch dieses Teil brachte er prima rüber. Klasse, wie das Stück zum Gitarrenstil von Rob Tognoni passt. Die Überraschung war perfekt gelungen!
Rob Tognoni Nachdem das reguläre Set mit reichlichen Improvisationen an der Gitarre vorüber und Rob inzwischen wieder mal total durchgeschwitzt war, begann der ausgiebige Zugabenteil mit dem donnernden "Bad Girl". Beim anschließenden Medley, bestehend aus den alten Klassikern "Baby Please Don't Go", "Born To Be Wild" und "Voodoo Chile", das in einer rasanten Highspeed-Version aus den Boxen gefeuert wurde, gab es dann auch die Soloauftritte von Lennartz und Kirch, bei denen die Beiden sehr ausführlich zeigen konnten, was sie an ihren Instrumenten drauf haben - und das ist eine ganze Menge!
Rob Tognoni Und Rob Tognoni zog dabei noch einmal alle Register seines Könnens. Was vor Jahrzehnten noch als sensationell galt, als Jimi seine Gitarre vor lauter Verzerrungen zum Zerspringen brachte, das erledigte der Aussie fast im Vorbeigehen. Was dieser Mann aus seiner Klampfe herausholt, ist wirklich großartig.
Leider war dann schließlich schon nach 105 Minuten Schluss der Vorstellung. Ich kann mich nicht erinnern, jemals vorher einen Tognoni-Gig gesehen zu haben, der unter einer Länge von 2,5 Stunden beendet wurde. Trotzdem war es ein sehr gelungenes Konzert mit einer tollen Band. Daran besteht keinerlei Zweifel.
Line-up:
Rob Tognoni (guitar, vocals)
Frank Lennartz (bass)
Mirko Kirch (drums)
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