Leute, lest regelmäßig die News-Meldungen auf RockTimes
- es lohnt sich. Auf diesem Wege wurde ich nicht nur darauf aufmerksam, dass in Kürze ein neues Live-Album von Rob Tognoni erscheinen wird, sondern es gab dort auch den Hinweis, dass man dieses Album bereits vorab von Tognonis Homepage runterladen kann - und das zu einem denkbar günstigen Preis (wenn man diesen mit der Preisankündigung von amazon.de vergleicht).
Gesagt getan, das Verfahren über die Homepage einschließlich finanztechnischer Abwicklung ist total easy, und innerhalb kürzester Zeit laufen bei mir rd. 195 MB Speichervolumen voll; insgesamt 26 Songs in 192k-Qualität (für diese Musik völlig ausreichend), Spielzeit deutlich über zwei Stunden. Dateiinfos werden mitgeliefert und sogar Grafiken für Album-Cover, Inlay und CDs, so dass - wer will - sich die Musik noch problemlos als Hardcopy erstellen kann. Was dann noch fehlt ist einzig das achtseitige Booklet, und dennoch: Besseren Service gibt es kaum!
Ich nutze die Gelegenheit, ein bisschen auf der Homepage von Rob Tognoni zu stöbern. Sehr informativ übrigens: Ausführliche Biographie in vier Sprachen (einschließlich Russisch!), Tour-Termine, Bilder, Song-Samples, Videos, sogar seine Songtexte sind abgedruckt, Download-Möglichkeiten für alle seiner CDs (günstig!) und, und, und. Außerdem zahlreiche Reviews, getrennt nach Konzerten und CDs, wobei die zahlreichen deutschsprachigen Reviews auf Wunsch über 'Google Translate' im Originaldokument ins Englische übersetzt werden. Auch auf RockTimes veröffentlichte Artikel finde ich dort.
Warum ich meinen Beitrag so ausführlich einleite? Weil ich zu dem vorliegenden Album nicht viel schreiben möchte. Und das im bestverstandenen Sinne! Rob Tognoni hat nicht nur allgemein in Deutschland wohl eine große Fan-Gemeinde, sondern auch bei RockTimes, schaut man sich einmal die zahlreichen bislang erschienenen Artikel über den 'Tasmanischen Teufel' an. Insbesondere Ilka scheint ihn in ihr Herz geschlossen zu haben: Wie sie den Protagonisten und seine Musik beschreibt (insbesondere in Ihrem Review über die Ironyard-CD) - was soll ich da noch hinzufügen? Und wer könnte die Live-Atmosphäre bei Konzerten von Rob Tognoni besser beschreiben als mein Namensvetter Jürgen angesichts seiner mehrfachen Aufeinandertreffen mit ihm in der Bluesgarage (s. beispielhaft nur hier)? Schaut Euch also diese (und weitere) Reviews an, wenn Ihr mehr Informationen zum Künstler haben wollt. Was bleibt mir also übrig, außer dem beinahe uneingeschränkten Spaß an diesem Album?
Die Aufnahmen stammen angabegemäß von einem einzigen Konzert im Spirit of 66, einem kleinen Club (350 Plätze) in Verviers, Belgien, am 5. März diesen Jahres. Dabei überrascht allerdings nur den Uneingeweihten, dass die Setlist nicht überwiegend oder zumindest zu einem großen Teil aus seinem letzten Album 2010 dB aus dem Jahr 2009 zusammengestellt ist (lediglich dessen Titelsong sowie "This Is Rock'n'Roll" sind hier vertreten), denn Rob Tognoni gestaltet seine Auftritte stets als einen Querschnitt aus seinem umfangreichen Repertoire. Dies spricht für eine sorgfältige und bewusste Songauswahl. Der größte Anteil mit sechs Stücken stammt von seinem vorletzten Album Ironyard Revisited aus dem Jahr 2008 (davon waren allerdings nur vier Tracks auf dessen ursprünglicher Einspielung "Ironyard" aus dem Jahr 2006 vorhanden). Insgesamt neun Songs - also mehr als ein Drittel des Konzertmaterials - hat Rob Tognoni bereits auf seinen beiden ersten Alben "Stones And Coulours" aus dem Jahr 1995 sowie "Headstrong" aus dem Jahr 1997 erstmalig eingespielt. Dieser Rückgriff auf altes und bewährtes Material führt allerdings dazu, dass die Hälfte der vorliegenden Tracks bereits auf der letzten Live-CD von Rob Tognoni aus dem Jahr 2005 "Shakin' The Devil's Hand" vertreten waren.
Auch die Tatsache, dass er wieder nur mit 'kleiner Besetzung' antritt, stellt eine Konstante im Auftreten von Rob Tognoni dar. Dass allerdings mit den beiden Deutschen Frank Lennartz am Bass sowie Mirko Kirch am Schlagwerk dieselben Begleiter wie schon bei der Tour 2008 mit dabei sind, spricht ebenfalls für den Musiker von 'down under'. Diese Konstanz würdigt er, indem er die beiden bereits vor dem zweiten Song dem Publikum vorstellt. Apropos: Offenbar ist sich Tognoni bewusst, dass seine Fans aus Deutschland bis nach Belgien zu seinen Konzerten reisen, denn zahlreiche der kurzen Ansagen zwischen den Nummern sind in Deutsch (wie auch in Französisch, Flämisch und natürlich Englisch).
Musikalisch bekommt man das geboten, was man erwartet: Blues Rock der härteren Gangart, rau und unverfälscht eingespielt, wie das nur eine Drei-Mann-Combo hinkriegt. Aber auch reinster Rock oder Boogie ("Drink Jack Boogie", erinnert sehr an das gute alte "On The Road Again") sind angesagt. Eines ist dabei sicher: Ein Mann der leisen Töne ist Rob Tognoni ganz sicher nicht!
Überwiegend klingen die Songs allerdings so, wie man sie von den Studioalben her kennt; teilweise sind die Spielzeiten nahezu identisch, was einen die gewisse Spontaneität, die man bei Live-Auftritten ja erwartet, vermissen lässt. Aber es gibt auch Ausnahmen: Zumindest der alte Muddy Waters-Song "Baby Please Don't Go" knackt die 10-Minuten-Schwelle deutlich (und gibt zumindest dem Drummer - neben Rob himself natürlich - die Möglichkeit eines ausgiebigen Solos), und auch "Dark Angel" sowie "Itty Bitty Mama" (neben einem kurzen Zitat aus "Mercedes Benz" von Janis Joplin darf hier der Bassist solistisch in den Vordergrund treten) bleiben nur knapp darunter. Mit "Product Of A Southern Land" sowie der Jimi Hendrix-Komposition "Red House" gibt es noch zwei weitere erfreulich lange Songs.
Dagegen sind mit "Guitar Boogie Refried" und "My Detonation" zwei Stücke vertreten, die sogar unter 3:00 min bleiben. Doch was Rob Tognoni da hinein packt, ist schon klasse. Der erste ein Boogie, in dem die Drums den Gitarristen hart antreiben, ohne ihn jedoch zu überholen. Der zweite ein klassischer Rock'n'Roll, der nichts vermissen lässt.
CD 1 neigt sich dem Ende zu, und endlich bekomme ich mit diesem Album mal wieder eine Version von Hey Joe auf die Ohren, die mir eine wahre Freude bereitet. Doch diese währt zunächst nur sehr kurz, denn es ist wie bei den elendigen Soap-Operas im Fernsehen: Die Story ist eigentlich zu Ende, doch eine letzte Szene soll schon einmal Spannung auf die nächste Folge aufbauen, denn nach wenigen Sekunden wird der Track ausgeblendet. So muss ich schnell die Scheiben wechseln, denn glücklicherweise fängt CD 2 ihrerseits mit "Hey Joe" an (nachdem zunächst noch die letzten Fetzen von dem Schlusssong der ersten CD zu hören sind). Hier hätte man die Trennung sicherlich wesentlich sauberer und besser hinkriegen können; das erinnert fast an den guten alten, zweigeteilten Refried Boogie. Doch - wenn man nicht der zahllosen unterschiedlichen "Hey Joe"-Covers überdrüssig ist - meine Vorfreude wird nicht enttäuscht. Merkte man der auf "Ironyard Revisited" veröffentlichten Live-Version aus dem Jahre 2005 noch an, dass die Musiker - wie von Rob Tognoni seinerzeit einleitend erläutert - den Song damals zum ersten Mal gemeinsam gespielt hatten, wird er vorliegend routiniert, dennoch aber niemals langweilig interpretiert. Ruhig beginnend, steigert sich die Intensität - unterbrochen von etlichen Klangexperimenten - zu einem lauten und scheppernden Ende. That's it!
Und sonst? Eine bunte Mischung toller Stücke und deren Interpretation, krachender Blues Rock wechselt mit (etwas) ruhigeren Elementen ab. Doch richtig ruhig werden der 'Tasmanische Teufel' und seine Mannen zu keinem Zeitpunkt. Selbst ein Slow-Blues wie "Product Of A Southern Land" endet in einem regelrechten Klanggewitter. Die inhaltlichen Themen sind vielfältig: Politischen Songs ("God Bless America") folgt die Darstellung von Alkoholproblemen ("Jim Beam Blues"; im instrumentellen Zwischenteil ein wenig an "Highway Star" erinnernd), der Liebe zum lauten Rock'n'Roll ("This Is Rock And Roll"; "2010 dB"), und selbst bei seinem Monolog zu Gott ("Words Of A Desperate Man") lässt es die Band an besinnlicher Ruhe vermissen.
Oftmals gehen die Nummern übergangslos ineinander über. Übergangslos? Leider nicht immer. Die tontechnische Trennung erfolgt - wie bereits beschrieben - nicht immer an der besten Stelle. Das fällt natürlich nur dann auf, wenn man diese einzeln anwählt. Hört man die CD über einen mp3-Player, kommt zudem die übliche zweisekündige Unterbrechung hinzu, was bei einem Live-Konzert natürlich unpassend ist. Wenn man wie ich die heruntergeladenen Dateien auf CD brennt, umgeht man diesen Makel, doch leider 'springen' die einzelnen Übergänge dennoch. Wenn man davon ausgeht, dass diese auf den Original-Scheiben nicht zu hören sind, sollte man sich doch den Kauf des CD-Albums überlegen.
Klangtechnisch klingt es manchmal ein wenig dumpf; doch es sind halt nicht die Wiener Sängerknaben, die glockenhellen Sopran zwitschern, sondern hier geht es um 'dreckigen Blues Rock', und dann ist das so auch in Ordnung!
Auch wenn ich nicht so weit gehen möchte wie Ilka, wenn sie auffordert: »Vergesst alle Bonamassas, Listers, Spinners, Sas'«, so muss ich ihr doch insoweit uneingeschränkt folgen in ihrer Bewertung: »Da wo Tognoni draufsteht, ist auch Tognoni drin«, der sich auch »mit einem Rory Gallagher, Peter Green
oder Stevie Ray Vaughan locker messen lassen kann«. Und deren Messlatte liegt bekanntlich sehr hoch!
Wer bereits die letzte Live-CD von Rob Tognoni besitzt, wird sich vielleicht überlegen, ob er sich für den Rest auch diese Doppel-CD zulegt; die anderen Rob Tognoni-Fans können bedenkenlos zugreifen. Und wem sich die Gelegenheit bietet, einem Konzert rund um Robs 50. Geburtstag am 30. Oktober 2010 beiwohnen zu können, der wird sicherlich musikalisch reich beschenkt nach Hause gehen können. Für die anderen gilt: Play it loud - am Besten mit "2010 dB"!
Line-up:
Rob Tognoni (guitar, vocals)
Frank Lennartz (bass)
Mirko Kirch (drums)
Tracklist |
CD 1:
01:Rock'n'Roll Business Man (3:38)
02:Black Chair (3:21)
03:Dirty Occupation (4:41)
04:Dark Angel (9:38)
05:Drink Jack Boogie (4:23)
06:Bad Girl (4:30)
07:Roosevelt And Ira Lee (4:53)
08:Guitar Boogie Refried (2:54)
09:My Detonation (2:59)
10:Product Of A Southern Land (8:05)
11:Itty Bitty Mama (9:13)
12:Lands Of Cirrus (3:11)
13:My Acid Is Kickin' In (5:07)
|
CD 2:
01:Hey Joe (6:20)
02:Keep Your Head Above Water (3:39)
03:The Real Thing (4:37)
04:Mr. John Lee (4:03)
05:God Bless America (3:32)
06:Jim Beam Blues (5:45)
07:This Is Rock'n'Roll (3:32)
08:2010 dB (3:48)
09:Words Of A Desperate Man (4:29)
10:Shoot To Kill (4:58)
11:Redhouse (7:29)
12:Baby Please Don't Go (13:14)
13:Shoot, Hoot, Electrocute (5:15)
|
|
Externe Links:
|