Buddy Whittington Band / Six String Svengali-Tour 2012
10.11.2012, Bluesgarage, Isernhagen
Bluesgarage
Buddy Whittington Band
Bluesgarage, Isernhagen
10. November 2012
Stil: Blues, Roots Music, Blues Rock


Artikel vom 18.11.2012


Jürgen Bauerochse
Buddy Whittington Band Der am 28. Dezember 1956 in Fort Worth, Texas, geborene Gitarrist, Sänger und Songwriter Buddy Whittington ist beileibe kein Greenhorn in Sachen Blues und Blues Rock mehr. Im Gegenteil, als er im Jahr 1993 Coco Montoya bei
John Mayall's Bluesbreakers an der Lead- und Slidegitarre ablöste, war der langjährigste Mann am Sechssaiter der Band beigetreten, den der 'Vater des weißen Blues' jemals in seinen Reihen haben sollte. Buddy blieb fünfzehn Jahre in der Band und nahm in dieser Zeit acht Alben mit den Bluesbreakers auf, bis Mayall die Formation im Jahr 2008 überraschend auflöste und das Personal komplett auswechselte, um mit neuen Leuten seine New Band an den Start zu bringen.
Buddy Whittington Band Schon als ich die Bluesbreakers im Jahr 2005 zum letzten Mal live erleben durfte, fiel mir der schwergewichtige Texaner mit seinem tollen Spiel an der Lead- und Slidegitarre sehr positiv auf. Doch schon fünfundzwanzig Jahre früher, also 1980, war er auf dem Album "Texas Boogie Blues" von Ray Sharpe zu hören. So verwunderte es auch nicht, dass schon im Jahr 2007, also noch während seiner Mitgliedschaft bei der John Mayall-Truppe, die Buddy Whittington Band aus der Taufe gehoben wurde, mit der er mit "Buddy Whittington" (2007), "Bag Full Of Blues" (2010) sowie Six String Svengali (2011) inzwischen drei Tonträger veröffentlichte. Zusätzlich spielte er mit Dr. Wu & Friends die Longplayer "Texas Blues Project Vol. 1" (2007) und "Vol. 2" (2010) ein. Der Mann ist also in der letzten Zeit ganz schön aktiv, und so war es höchste Zeit, diesem Weltklasse-Gitarristen mal im kleinen Rahmen auf die Finger zu sehen.
Buddy Whittington Band Die Buddy Whittington Band besteht auf dieser Tour aus Drummer Darby Todd und dem Bassisten Pete Stroud, der vorher die dicken Saiten bei Peter Green's Splinter Group zupfte. Die Beiden waren schon an den Aufnahmen zum Album "Bag Full Of Blues" beteiligt, bei dem auch der Keyboarder Roger Cotton (ebenfalls bei der Splinter Group) mitwirkte. Auch er war eigentlich im Line-up zur diesjährigen Tour mit angekündigt, war dann aber aus mir unbekannten Gründen doch nicht mit dabei. Vielleicht war das die Ursache, weshalb der Funke dieses Konzertes nicht unbedingt auf mich übersprang, denn durch die fehlenden Tasten waren natürlich die Interpretationsmöglichkeiten der Songs etwas eingeschränkt. Jedenfalls funzte es nicht richtig zwischen der Band und mir.
Buddy Whittington Band Irgendwie erinnerte mich das an den Gig von Sonny Landreth im letzten Jahr, als ich auch so meine Schwierigkeiten hatte, in das Konzert hinein zu finden. Doch im Gegensatz zu dieser Slide-Legende lag die Distanz zwischen Band und Publikum nicht im persönlichen Bereich, denn Whittington erwies sich als durchaus fröhlicher und sympathischer Typ, der die Kommunikation zwar nicht übertrieb, aber das Publikum auch nicht völlig ignorierte. Also auch damit konnte man die fehlende Stimmung in der Bluesgarage nicht erklären. Kollege Joe sprach in seinem Review zum letzten Album von »sehr entspannter Musik « - vielleicht zu entspannt?? Es war schon sehr gut anzuhören, wie der Dreier eine hohe Musikalität an den Tag legte und sehr gut harmonierte. Und wenn Whittington zu seinen Soli ansetzte, dann wurde ganz schnell klar, wie gut dieser Mann an der Gitarre ist.
Buddy Whittington Band Auch Buddys Stimme kam sehr gut rüber. Er verfügt über ein durchaus angenehmes Organ, das sehr gut zu seinen Songs passt. Keine absolute Bluesröhre, aber dafür klar und deutlich, gefühlvoll und trotzdem völlig unangestrengt. Auch hierbei konnte er voll punkten. Bleibt also nur die Songauswahl, um den Stimmunghemmer zu erklären. Und das könnte der Knackpunkt gewesen sein. Ähnlich wie bei Sonny Landreth gehören die Whittington-Titel nicht zu den eingängigsten im Bereich des Blues Rock. Es erfordert ein gewisses Maß an Konzentration, um die Feinheiten der Stücke zu entdecken, und dieses relativ anstrengende Hören geht eindeutig auf Kosten einer ausgelassenen Atmosphäre. So viel steht mal fest.
Buddy Whittington Band So waren es vor allem die Coverversionen, die besonders beklatscht wurden, denn bei alten Songs von ZZ Top und vor allem Freddie King wirkte die Buddy Whittington Band immer wesentlich zupackender und nicht ganz so vertrackt wie bei vielen Eigenkompositionen. Hier wurde jedes Mal die angezogene Handbremse gelöst, mit der die Gruppe über weite Strecken zu Werke ging. Klar lässt es sich bei den Boogie- und Bluesrhythmen der beiden genannten Acts auch wesentlich leichter abrocken und das Publikum animieren als bei den komplizierteren und nicht ganz so losgehenden Werken aus Buddys Feder, aber ich möchte, um keinerlei Zweifel aufkommen zu lassen, noch einmal ganz ausdrücklich betonen, dass dieser Abend ein qualitätsmäßig ganz hochklassiges Konzert bot, bei dem hervorragende Musiker auf der Bühne standen.
Buddy Whittington Band Auch an der gesamten Länge des Sets gab es absolut nichts auszusetzen. Der zweiteilige Gig zog sich über zwei Stunden hin, wobei allein der Zugabenteil fast zwanzig Minuten lang war. Und in dieser Schlussphase lagen dann auch die beiden Höhepunkte des Konzertes. Für mich völlig unerwartet stimmte Buddy Whittington den Led Zeppelin-Klassiker "Heartbreaker" vom Album "Led Zeppelin II" an und zog die Nummer genau so gnadenlos durch, wie die Briten das im Jahr 1969 getan hatten. Und das in einer Art und Weise, dass ich persönlich Jimmy Page vor meinem geistigen Auge förmlich spüren konnte. Eine echt unglaubliche Version dieses tollen Songs. Jetzt gab es auch endlich begeisterten Applaus, der sich beim nächsten Song sogar noch einmal steigerte, denn nahtlos ging es mit "Since I've Been Loving You" von "Led Zeppelin III" weiter, das für mich schon im Original einen Jahrhundertsong darstellt. Nun hatte das Konzert doch noch die verdiente Stimmung bekommen, die diese tollen Musiker auch verdienten.
Line-up:
Buddy Whittington (guitar, vocals)
Pete Stroud (bass, backing vocals)
Darby Todd (drums)
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