Todd Wolfe Band / 08.04.2009, Blues Joint, Seelze
Todd Wolfe Band Todd Wolfe Band
Blues Joint, Seelze
08. April 2009
Konzertbericht
Stil: Blues Rock


Artikel vom 12.04.2009


Jürgen Bauerochse
Todd Wolfe BandDer amerikanische Sänger/Gitarrist Todd Wolfe gehört schon seit Jahren zu den besonders intensiv beobachteten Musikern innerhalb der RockTimes-Redaktion. So nahm sich 'Bluesbrother' Joe dem letzten erschienenen Tonträger Delaware Crossing, sowie den beiden Live-Alben Live From Manny's Car Wash und Why Thank You Very Much an und bewertete die Musik dabei immer als durchweg positiv.
Auch seine Konzert-Tourneen durch unsere Republik wurden von uns immer wieder unter die Lupe genommen, wobei sich sogar die liebe Kollegin und RockTimes-Chefin Ilka besonders ins Zeug legte, was der ganzen Sache noch eine ganz spezielle Note verpasste.
Todd Wolfe BandAuch im Jahr 2009 war die Todd Wolfe Band wieder in unseren Breitengraden unterwegs, um ihr aktuelles Album "Borrowed Time" zu promoten, das im März in die Läden kam. (Warum ist bis zum heutigen Tag eigentlich noch kein Exemplar in unserer Redaktion angekommen?) Und diesmal wurde mir die Ehre zuteil, die Gruppe live auf der Bühne zu erleben. Eine Tatsache, der ich sehr gerne nachkam, denn bisher war ich noch nie in den Genuss gekommen, den ehemaligen Sheryl Crow-Begleiter bei einem Live-Auftritt zu sehen und seine Flexibilität mal persönlich in Augenschein zu nehmen.
Todd Wolfe BandTodd Wolfe war bei dieser Tour mal wieder in Trio-Besetzung unterwegs, und von Anfang an zeigte sich, dass er bei der Auswahl seiner Begleitmannschaft richtig gute Leute angeheuert hatte. Bassmann Suavek Zaniesienko legte ein unheimlich variables und aggressives Spiel am Tieftöner an den Tag, sodass er mich des Öfteren an Andy Fraser in den alten Free-Zeiten erinnerte. Unterstützt wurde er von Roger Voss am Schlagzeug, mit dem er sich hervorragend ergänzte. Der Drummer bestach durch seine sehr differenzierten Salven, die er perfekt auf den Punkt abfeuerte. Zusammen strotzten die Zwei vor purer Dynamik und erzeugten eine unglaubliche Power, über die Todd seine Gitarreneinlagen ohne Mühe drüber legen konnte.
Todd Wolfe BandIn dem zweiteiligen Set stellte die Todd Wolfe Band einige neue Songs vom aktuellen Album vor und ergänzte sie durch ältere Titel, die allesamt schon ihre Live-Feuertaufen hinter sich hatten. Ich war doch sehr erstaunt über die große Vielfalt, die Todd in seinen Stücken zum Ausdruck brachte. Mal ging es funkig zur Sache, bevor der 12-Takter angesagt war. Weiter kam der Rock'n'Roll zu Ehren, der dann wieder von losgehenden Boogie-Rhythmen abgelöst wurde. Diese Wandlungsfähigkeit hört man doch nicht oft, zumal Todd Wolfe seine Songs auch zeitlich sehr schön in die Länge zog, ohne in übertriebene Frickeleien zu verfallen.
Todd Wolfe BandEine große Stärke der Band sind nach wie vor die Coverversionen aus früheren Jahren. Obwohl diesmal kein Rory Gallagher-Song dabei war, gab es doch so einige Klassiker aus dem letzten Jahrtausend auf die Lauscher. Aus der Abteilung Fleetwood Mac war diesmal "Oh Well" angesagt, das dem Original mit seinen Lautstärke- und Tempowechseln in nichts nachstand. Selbst aus dem alten Johnny Nash-Schmuser "I Can See Clearly Now" machte die Todd Wolfe Band einen druckvollen Rocksong mit viel Tempo und Drive, der direkt in die Beine ging.
Todd Wolfe BandGanz starke Momente gab es immer, wenn Todd die Slide-Gitarre auspackte. Dann war Jam Rock der Güteklasse A angesagt, bei dem sich durchaus ein "Mountain Jam"-Gefühl der Marke Allman Brothers einstellte. Klasse, wie das Trio so einen dichten Sound hinbekam. Wie muss da das Original vor fast vierzig Jahren auf der Bühne geklungen haben, als Duane und Dickey zusammen die Gitarren traktiert haben…! So langsam war ich echt beeindruckt von dieser Truppe und ihrem Zusammenspiel.
Todd Wolfe BandEin weiteres Highlight dieses Gigs war die Coverversion von
Eric Claptons "Got To Get Better In A Little While", das vor allem durch die Fassung auf dem Live-Album von Derek & The Dominos bekannt geworden ist. Hier hielt sich Todd Wolfe sehr nah an das Original, wie er es auch schon auf "Why Thank You Very Much" getan hat. Auch bei diesem Song harmonierten die drei Musiker wieder mal prächtig.
Nicht ganz so druckvoll fiel die Homage an Jimi Hendrix aus, für die sich Todd diesmal "Manic Depression" ausgesucht hatte. Hier malträtierte er aber sehr gekonnt das Wah-Wah Pedal. Diese Zugabe machte trotzdem Lust auf mehr, doch leider waren schon knapp zwei Stunden vorüber und somit das Konzert beendet.
Todd Wolfe BandNach diesem Gig stand für mich fest, dass Todd Wolfe ein hervorragender Musiker mit einem enorm weiten künstlerischen Spektrum ist. Unterstützt durch zwei ganz starke Begleiter, die sich auch immer wieder mal solistisch in Szene setzten (ich kriege immer noch feuchte Hände, wenn ich an das Schlagzeugsolo von Roger Voss zurückdenke), ist er in der Lage unglaublich vielseitige Shows abzuliefern, wie man sie von nicht vielen Bands erlebt.
Schade ist nur, dass die Publikumsresonanz an diesem Mittwochabend nicht all zu hoch war, denn die Todd Wolfe Band hätte mehr Zuspruch verdient!
Line-up:
Todd Wolfe (guitar, vocals)
Suavek Zaniesienko (bass, backing vocals)
Roger Voss (drums)
Externer Link: