Als ich das vorletzte Kalenderblatt des vorherigen Jahres abriss, stand auf dem letzten Blatt des Kalenders in schwarz auf weiß: 31. Dezember - letzter Tag des Jahres 2011. Und bevor ich mich in Schale schmiss, um bei irgendeiner Party bestens ins neue Jahr zu schliddern, las ich mir noch die letzten Artikel, die die RockTimes-Zentrale als Jahresabschluss hochgeladen hatte, durch. Dabei fiel mir sofort der Artikel von unserem Freien Jürgen Hauß Ein Motto mit Sinn ins Auge, der, Moment mal (!), bei uns gar kein freier Mitarbeiter ist! Dadurch, dass er immer wieder mit erstklassigen Beiträgen für unser Magazin präsent ist, ließ mich allein die Tatsache in den Irrglauben führen. Auch meine Frau las mit Begeisterung Jürgens Beitrag und fragte mich anschließend: »Weeste noch, wie dit allet mit dir anfing?«. Und ob ich das noch weiß!
Es war der 5. März 2005 als wir uns einen Hamburg-Trip gönnten, um uns im Downtown Bluesclub Bernard Allison reinzuziehen. Das Konzert war richtig klasse, die Fans gut drauf und es ergaben sich im Anschluss des Gigs viele Gelegenheiten, um sich mit den Anwesenden bestens auszutauschen. Dabei lernte ich den sympathischen Heiko kennen, der mich irgendwann fragte: »Kennst Du RockTimes?«. Nee, kannte ich nicht. Doch die Schwärmerei meines Gesprächspartners sorgte zumindest dafür, dass ich mir den Begriff RockTimes gut einprägte. Kaum wieder daheim angekommen, checkte ich erstmalig das Online-Magazin und blieb anhand der sehr ausführlichen CD-Rezensionen, Konzertberichte, Interviews, Buchvorstellungen oder den 'Zwischenrufen' ein paar Stunden hängen.
Damals war ich auf der Homepage meiner Freunde von BON The AC/DC Show aktiv, sorgte mit News und Konzertberichten, die ausschließlich die Band betrafen, für Aktuelles, und sammelte dabei erste Erfahrungen als Berichterstatter. Es vergingen fast zwei Jahre, bis ich erstmalig Kontakt zur RockTimes-Chefin Ilka aufnahm, mit der Anfrage, ob ich mich an einem Gig-Bericht fürs Magazin versuchen darf.
Als ich von ihr grünes Licht erhielt, wollte es das Schicksal, dass ich mich wieder in Hamburgs Downtown Blues Club einfand, um mein Live-Erlebnis vom Henrik Freischlader-Gig erstmalig in Wort und Bild zu fassen. Es war schon ein eigenartiges Gefühl, als ich kurz darauf den Artikel unter meinem Namen las, zumal ich bis dato, abgesehen von ersten Schreibversuchen für BON, höchstens mal 'ne Postkarte geschrieben hatte.
Es folgten weitere Konzertberichte, irgendwann meine erste CD-Rezension, meine erste Buchkritik, mein erstes Interview, usw. Schnell ergaben sich erste Kontakte zu den Stammredakteuren des Magazins und ca. zwei weitere Jahre später war es dann soweit, hatte ich mich in diesem Zeitraum zum 'Freien Mitarbeiter' empfohlen.
An einem Oktoberwochenende (18. & 19.10.2008) nahm ich zum ersten Mal am alljährlichen Redaktionstreffen in Lippoldhausen teil. Dabei wurde ich, verursacht von dem Kennenlernen der netten Kollegen, mit einem 'unheilbaren' Virus infiziert, wie ich es vorher nur einmal erlebt hatte, als ich AC/DC zum ersten Mal live sah, und bis heute nicht mehr von dem Adrenalinkick runterkomme.
Der Leser dieser Zeilen wird vermuten, dass es ein Einfaches ist, über eine Tonkonserve, über ein Buch oder über eine DVD zu berichten. In der Tat ist es nichts Weltbewegendes, ein paar Zeilen zu verfassen, doch um ein Onlinemagazin von der hohen Qualität wie unseres zu präsentieren, bedarf es eines enormen Zeit- und Arbeitsaufwandes!
Dabei fährt der Gastschreiber am Besten: Er berichtet in der Regel über seine Lieblingsmusiker, fügt seine Zeilen ins 'Gastschreiber-Formular' ein und fertig. Alles weitere, soweit der Artikel RockTimes-kompatibel ist, das Korrekturlesen, das Einfügen von Bildern bis zur endgültigen Fertigstellung des Beitrags wird komplett von der Redaktion übernommen.
Der freie Mitarbeiter hat da schon wesentlich mehr zu tun, kümmert sich selbst um seine Rezensionen und ist auch bereit, Tonkonserven zu besprechen, die nicht immer unbedingt seinem Genre entsprechen. Außerdem beteiligt sich der 'Freie' an Zuarbeiten bei den News oder Tourdaten.
Wer in den Kreis der Redakteure aufgenommen wird, der hat zwar die Möglichkeit zahlreiche Tonträger zu bewerten, die anschließend als eine Art 'Lohn' in seinen Besitz übergehen, doch ist diese Art von Zubrot hart erarbeitet. Denn was niemand von unserer Leserschaft mitbekommt, sind die 'Drecksarbeiten', die meist sehr zeitaufwendig sind, und für die es weder Lob noch irgendeine andere Anerkennung gibt, außer von den eigenen KollegInnen. Darunter fällt das tägliche Hochladen von News, die Aktualisierung der Tourdatenbank, das mühsame tägliche Korrekturlesen, Bilderbearbeitung inkl. einfügen in die Artikel, tägliches Checken der internen Nachrichten, Kontaktpflege zu den Clubs, Musikern, Labels, Managern, Veranstaltern usw an. Die, die schon längerfristig bei RockTimes tätig sind, werden mir sicherlich bestätigen, dass aus dem einstigen Hobby längst ein Nebenjob mit Vollzeitcharakter entstanden ist.
Während meine Fingerkuppen diese Zeilen auf der Tastatur heraustippen, hinterfrage ich mich, warum ich immer noch dabei bin? An erster Stelle möchte ich den großen Zusammenhalt unserer Truppe hervorheben, in der so manche dauerhafte Freundschaft geschlossen wurde. Als weitere Motivation dient für mich unser Motto: Von Fans für Fans. Das heißt, dass wir als Freunde von Rockmusik ohne Werbepartner völlig unabhängig sind und der Leser sich auf objektive Bewertungen in diversen Rezensionen verlassen kann. So scheue ich mich nicht meine Lieblingstruppe hart in die Mangel zu nehmen und sprach bei meinem Review gar von einem Lückenfüller. Kritische Feedbacks von Musikern und unseren Lesern, egal ob positiv oder negativ, sind für mich eine weitere Antriebsfeder. Und GANZ wichtig!! Einen Partner, eine Familie zu haben, der/die dessen Hobby zu 100% toleriert oder, siehe unsere Grohs oder Heisers, gar zusammen aktiv dabei sind.
Um es abschließend noch einmal auf den Punkt zu bringen: So lange es so bleibt wie es zurzeit ist, werde ich, vorausgesetzt meine Gehirnzellen werden weiterhin mit genügend Sauerstoff versorgt, dabei bleiben. Selbst ein Engagement bei einem namhaften Printmagazin, sollte ich jemals ein Angebot bekommen, käme für mich nicht in Frage. Auch wenn es bei uns keine 'Kohle' zu verdienen gibt, und manchmal unter uns bei konstruktiven Diskussionen so richtig die Fetzen fliegen, was einmal mehr die Lebensfähigkeit von unserem Magazin unterstreicht und letztlich immer mit einer Friedenspfeife endet: einmal RockTimes immer RockTimes.
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