Charlie Starr:
Die Jahre sind wie im Flug an uns vorüber gezogen...
Charlie Starr Charlie Starr ist kein Mann der großen Worte, sondern einer, der lieber seine Songs für sich sprechen lässt. Das neue Album Blackberry Smokes, das kürzlich erschienene "Holding All The Roses" spricht dahingehend Bände...

Auch wenn der Erfolg hierzulande für eine Southern Rock-Band geradezu phänomenal ist und seit einigen Jahren kontinuierlich wächst, beweist Charlie mit seinen griffigen Antworten via Mail gleichermaßen Bescheidenheit wie völlige Bodenhaftung.

Und, man ahnte es fast: Er liebt Deutschland! Aber lest doch selbst...

Interview vom 05.03.2015


Steve Braun
RockTimes: Hi, Charlie! Erstmal herzlichen Dank, dass Du Dir die Zeit zur Beantwortung unserer Fragen nimmst. Holding All The Roses ist gerade erschienen. Seid Ihr mit dem Erfolg zufrieden und konntet Ihr die Chartserfolge von The Whippoorwill wiederholen?
Charlie: Wir sind sehr zufrieden, wie unser neues Album von allen Seiten aufgenommen wurde - es macht uns stolz.
RockTimes: In diesem Jahr feiert Blackberry Smoke sein 15-jähriges Jubiläum. Hast Du am Anfang, im Jahr 2000, gedacht, dass diese Reise so lange andauern würde?
Charlie: Für uns fühlt es sich irgendwie gar nicht so lang an. Die Jahre sind wie im Flug an uns vorüber gezogen. Ich denke, genau das passiert, wenn du etwas machst, was du wirklich liebst.
RockTimes: Wo liegen Deine musikalischen Wurzeln und welche Rolle spielt für Dich als Südstaatler dabei der Southern Rock
Charlie: Mein musikalischer Hintergrund beginnt mit Bluegrass und Gospelmusik - dann kamen Rock'n'Roll, Blues und Jazz hinzu. In jeder dieser Stilrichtungen steckt etwas Southern Rock und deshalb ist dieser sehr wichtig für uns.
RockTimes: Kannst Du uns erzählen, welches Album Dein Leben verändert hat?
Charlie: Exile On Main Street, Physical Graffiti, The Gilded Palace Of Sin,
Blood On The Tracks, Pronounced Lynyrd Skynyrd, Allman Bros At Fillmore East... die Liste ließe sich jedoch noch beliebig fortsetzen.
Blackberry Smoke RockTimes: Seit Bad Luck Ain't No Crime habt Ihr einen langen Weg zurückgelegt. Eure Alben haben sich kontinuierlich gesteigert und sind erfolgreicher geworden. "The Whippoorwill" war derart stark, dass ich hocherfreut und erstaunt bin, wie Ihr die Leistung noch einmal übertreffen konntet. Habt Ihr diese Erwartungshaltung der Fans bei "Holding All The Roses" gespürt und war diese vielleicht auch belastend?
Charlie: Es war überhaupt keine Belastung für uns und wir haben das nie auf diese Art gespürt. Wir wollen jedesmal einfach nur ein gutes Album machen. Wenn du dir den Kopf zuviel über solche Sachen zerbrichst, wird sich das in der Musik niederschlagen.
RockTimes: Du schreibst ja alle Songs - arrangiert werden sie aber von der gesamten Band gemeinsam. Wie geht Ihr da konkret vor? Entwickeln sich die Songs während der Proben oder im Studio? Probiert Ihr neue Sachen manchmal zunächst live aus?
Charlie: Ich schreibe die Songs so, wie sie zu mir kommen - egal, ob unterwegs oder zuhause. Dann nehme ich sie zur Band mit. Es handelt sich wirklich um einen ziemlich simplen Prozess...
RockTimes: Wie lange habt Ihr an dem Album gearbeitet?
Charlie: Wir haben "Holding All The Roses" innerhalb von [nur] zwei Wochen aufgenommen und gemixt.
RockTimes: Die nordamerikanische Redensart "Holding All The Roses" beschreibt, dass jemand eindeutig auf der Gewinnerseite steht. Seht Ihr Euch dort oder sind das nicht doch eher Eure Fans? Denn dieses Album ist schlichtweg erneut großartig...
Charlie: Dieser Song ist schlicht einem Underdog gewidmet. Unterschätzt niemals einen Außenseiter, in allen Bereichen des Lebens!
Blackberry Smoke RockTimes: Wie waren die Arbeitsabläufe im Studio? Habt Ihr gegenüber "The Whippoorwill" etwas an Euren Arbeitsweisen verändert?
Charlie: Wir nehmen unsere Songs IMMER live auf. Auf dieser Art werden Einspielungen stets zu einem faszinierenden Prozess. Wir haben schon alles mögliche ausprobiert, aber gemeinsam zu spielen ist genau der Stil, in dem wir gerne arbeiten.
RockTimes: Wie kam die Zusammenarbeit mit Brendan O'Brien, einem wahren Produzentensuperstar, zustande und wie stark war sein Einfluss auf die Songs?
Charlie: Brendan hat uns in Los Angeles gesehen. Wir kamen ins Gespräch, gemeinsam eine Platte zu machen, und er war sofort dabei. So nahm dieser Plan langsam Gestalt an. Es war großartig, mit Brendan zu arbeiten - erstklassiger Produzent, grandioser Musiker!
RockTimes: Was hat Dich zu dem sehr kritischen Text von "Payback's A Bitch" inspiriert?
Charlie: Hier handelt es sich um wahre Lebenserfahrungen... hahaha!!
RockTimes: Irre ich mich oder habe ich "Let Me Help You (Find The Door)" bereits im vergangenen Herbst in Köln live gehört?
Charlie: Mmh, das glaube ich eher nicht. Wir haben gerade erst damit begonnen, ihn auf unserer neuen Tour zu spielen.
RockTimes: Bei "Woman In The Moon" kommen (mal wieder) Erinnerungen an Pink Floyd auf. Lebt die 'Frau im Mond' auf der Dark Side Of The Moon? Hast Du diesen Song einem besonderen Menschen gewidmet?
Charlie: Nein. Das Stück handelt von jemandem, der das Gefühl hat, komplett anders als alle anderen zu ticken...
RockTimes: Gibt es einen Song auf "Holding All The Roses", der eine ganz spezielle Bedeutung für Dich persönlich hat?
Charlie: Eigentlich haben sie alle eine besondere Bedeutung für mich. Aber "Too High" ist mir besonders ans Herz gewachsen, weil er von Menschen inspiriert wurde, die mir sehr nahe stehen.
RockTimes: Dan Huff/Justin Niebank bei "Little Piece Of Dixie", Zac Brown bei "The Wippoorwill", nun Brendan O'Brien... Mit welchem Produzenten würdest Du gerne beim nächsten Album arbeiten?
Charlie: Wer weiß? Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass wir es genießen würden, erneut mit Brendan zu arbeiten.
RockTimes: Wenn Du beim nächsten Album ein Duett singen wolltest, welche Sängerin (oder Sänger) würdest Du zu den Aufnahmen bitten?
Charlie: Entweder Keith Richards, Tom Waits, Emmylou Harris oder Jack White...
RockTimes: 2009 seid Ihr in winzigen Clubs aufgetreten (ich sah Euch in Basel) und seitdem sind die Auftrittsorte kontinuierlich größer geworden. Zuletzt waren sogar kleine Hallen, wie die Kantine in Köln, ausverkauft. Worauf führst Du Euren bemerkenswerten Erfolg - speziell bei uns in Deutschland - zurück?
Charlie: Ich kann das nicht erklären, aber es ist wundervoll!
Blackberry Smoke RockTimes: Ihr tourt mittlerweile zweimal im Jahr durch Europa. Mit welchen Erwartungen kommst Du speziell nach Deutschland? Gibt es etwas Bestimmtes, das Du an Deutschland schätzt?
Charlie: Ich mag Deutschland einfach - die Kultur, die Menschen, das Essen, den Kaffee... Ich habe in meiner High School-Zeit etwas Deutsch gelernt... [Anmerk.: und fügt zur Bekräftigung in Deutsch an] Ich LIEBE Deutschland!
RockTimes: Gibt es da einen signifikanten Unterschied zwischen einer Show hierzulande - in Köln, München oder Hamburg - und einem Gig in Eurer Heimatstadt Atlanta, Georgia?
Charlie: Die Menschen sind sich überall auf der Welt ähnlich. Jedoch sind sie bei euch etwas lauter und wilder als zuhause in Atlanta. [Anmerk.: Was ja nicht anders zu erwarten war ;-)]
RockTimes: Wir fragen uns in Deutschland oft, warum gerade im Südosten der US so viele ambitionierte, junge Bands geboren werden. Auf welche Bedingungen führst Du die Kreativität der dortigen Musikergeneration zurück?
Charlie: Keine Ahnung... vielleicht ist da was Spezielles im Wasser? Hahaha!
RockTimes: Für mich ganz persönlich ist 'Southern Rock' in allererster Linie keine Musikrichtung, sondern ein Lebensgefühl: Bodenständigkeit, Ehrlichkeit, Loyalität, Freundschaft und die Konzentration auf das Wesentliche im Leben. Was verbindest Du mit dieser Stilrichtung?
Charlie: Ich kann all dem nur zustimmen... 'Freiheit' wäre noch ein weiteres gutes Beispiel.
RockTimes: Hast Du noch eine spezielle Botschaft an unsere Leserschaft und die deutschsprachige Fangemeinde?
Charlie: Ich danke euch allen für die Unterstützung für unsere Musik. Wir sind bald zurück, um euch alle zu sehen!
RockTimes: Wir danken Dir für dieses Interview, Charlie. Viel Erfolg für "Holding All The Roses" und bei der Tour in Kürze, im Frühjahr!
Unser Dank geht an Änne Wetzel von Gordeon Music für die coole Zusammenarbeit sowie die Überlassung der drei Promofotos.
Das Bild im Header wurde vom Kollegen Daniel im Dezember 2009 - anlässlich der allerersten Deutschlandtour Blackberry Smokes in Bochumer Club 'Zwischenfall' geschossen!
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