Emergency Gate gibt es mittlerweile seit fast zwanzig Jahren (Gründung 1996) und sie haben in dieser Zeit schon einen gewissen Weg zurückgelegt. Anfangs eher im Power Metal-Bereich, wandelte sich der Stil Richtung Melodic Death Metal, insbesondere mit (vielleicht wegen?) dem Einstieg von
Matthias Kupka als Vokalist.
Rewake stellte damals eine Selbstfindung und Standortbestimmung dar, die durchaus etwas Eigenständiges hatte und beeindrucken konnte. Gleiches galt für die anschließende Tour im Vorprogramm von
Kreator.
Doch damit war die Entwicklung noch nicht abgeschlossen. 2013, bei
You, war der stilistischen Ausrichtung ein Anteil Metalcore hinzugefügt worden. Die Veränderung war gut zu erkennen auf der EP
Remembrance - The Early Years, die am Ende desselben Jahres erschien, weil darauf alte und neue Songs enthalten waren. Damals stellte ich fest, dass es mir lieber wäre, wenn
Emergency Gate einen Schritt zurück gingen, sich wieder etwas mehr an ihren Wurzeln orientieren würden, verbunden mit ihrem neuen Sound. Wirklich erwartet habe ich das aber nicht.
Warum ich das alles schreibe? Das sind die Voraussetzungen, unter denen ich an "Infected" herangegangen bin.
Schon die ersten Sekunden machen klar, dass der eingeschlagene Kurs beibehalten bzw. sich noch weiter in diese Richtung bewegt wurde. Über Viertausend Likes auf Facebook geben der Band wohl Recht…
Nach dem harten Anfang, Brüllen und einsetzendem hämmernden Schlagzeug wird "Sons Of The Second" erst einmal melodischer, mit typischen Metalcore-Harmonien, um schließlich mit recht elektronisch wirkenden Sounds zu enden.
Auch im weiteren Verlauf von "Infected" treten diese unterschiedlichen Elemente auf: Brüllen trifft auf (manchmal) melodischen Gesang, wobei sich Frontmann Matthias erneut lobenswert variabel zeigt.
Die Musik hat dazu passend harte, kantige, recht aggressive Parts, durchsetzt mit elektronischen Spielereien und auch mal eingängigeren Momenten. Die Strukturen sind komplex, oft brachial. Selten bleibt etwas lange gleich. Das kann man anstrengend oder auch spannend finden.
Das Keyboard wird nicht zur 'billigen' Untermalung genutzt, sondern ergänzt das Gesamtklangbild um etwas Eigenes. Bei "We Wanna Party" läuft vor meinem geistigen Auge einer dieser Arsch-Wackel-Dance-Video-Clips ab. Hm. Da gefällt mir "Drowning In Hate" mit seinen Anleihen beim Synthie-Pop besser. Doch die große Überraschung haben die 'Notausgängler' sich für den Schluss aufgehoben: "Peace Of Mind" ist eine Ballade.