Epitaph / Live At Rockpalast
Live At Rockpalast Spielzeit: 62:44
Medium: CD
Label: m2 Music, 2007
Stil: Krautrock

Review vom 22.11.2007


Jürgen Bauerochse
Nachdem sich die deutsche Rocklegende Epitaph mit ihrem hervorragenden Studio-Comeback Remember The Daze in der Szene zurückgemeldet hat, wurde sie jetzt quasi in den 'Adelsstand' des Rockbusiness erhoben. Will heißen, ihr dritter Auftritt (zuvor spielten sie schon 1977 und 1979) beim WDR-Rockpalast wurde nun als Live-Album mitgeschnitten und herausgebracht.
Das Konzert fand am 22. Dezember 2004 in der Bonner Harmonie statt und war Teil des legendären 'Krautrockpalastes', der an drei Abenden mit insgesamt sechs Bands stattfand und im Jahr 2005 im TV ausgestrahlt wurde.
Dabei hinterließ Epitaph für mich, neben Birth Control, den absolut stärksten Eindruck und ist somit richtigerweise die zweite Gruppe, die eine "Live At Rockpalast"-CD an den Start bringt.
Somit haben wir die Klangqualität schon mal abgearbeitet, denn mir sind bisher noch keine Aufnahmen untergekommen, die von den Jungs aus Köln nicht im besten Sound produziert wurden. Das Publikum ist nicht zurück gemixt worden, sodass die Stimmung während des Gigs optimal eingefangen wird. Nicht umsonst ist auf dem Cover von »A True Live Recording« die Rede. Treffender kann man das einfach nicht ausdrücken.
Die Produktion, neben Cliff Jackson übernahm wie schon beim letzten Album, wieder Roger Wahlbaum, und das Mastering lief, ebenfalls wie gehabt, im Cliff Studio, Schleswig Holstein, ab. Die Zwei bilden anscheinend eine perfekte Einheit, die sich positiv auf Epitaph auswirkt.
Jetzt im Nachhinein kann man es fast als schade bezeichnen, dass der Rockpalast-Auftritt vor der Produktion des neuen Studio-Albums lag, denn einige der aktuellen Songs hätten in diesen Gig hervorragend hinein gepasst, wovon ich mich 2006 beim Auftritt in der Bluesgarage selbst überzeugen konnte, als die Band schon mal vier Titel von "Remember The Daze" vorstellte.
Aber auch so gibt es zehn ausgesuchte Klassiker auf die Löffel, die zum größten Teil von den ersten drei Alben stammen (lediglich "Bad Feeling" ist von "See You In Alaska"). Außerdem ist der Rocker "Going To Chicago" als Zugabe dabei, den wir bisher nur auf dem ersten Live-Album finden, und da auch nur in einer arg beschnittenen Version. Zu diesem Titel gesellte sich übrigens der langjährige Weggefährte und jetzige Jane-Gitarrist Klaus Walz mit auf die Bühne und machte den Song mit nunmehr drei Axemen zu einem Abschluss-Feuerwerk erster Güte.
Wie viel Klasse-Songs Epitaph im Laufe der Jahre geschrieben haben zeigt auch die Tracklist. Obwohl man im Vergleich zum letzten Live-Album The 21 Century Tour die Hälfte der Titel ausgewechselt hat, ist keinerlei Qualitätsverlust zu bemerken. Im Gegenteil, denn mit "Moving To The Country", "Fresh Air" und dem "Tequila Shuffle" sind drei Klassiker der Band vertreten, die eigentlich in jedes Konzert gehören. So bietet "Live At Rockpalast" eine sehr gute Ergänzung zu den bereits vorhandenen Mitschnitten.
Bei diesem Gig zeigen Epitaph vielen wesentlich jüngeren Gruppen, wo der musikalische Hammer hängt. Bernd Kolbe gräbt seine Basslinien tief in die Gedärme der Zuhörer, während sich Jackson und Glass nahezu blind ergänzen, was vor allem bei den zahlreichen Double Lead-Passagen deutlich wird. Aber auch die schneidenden Soli von Heinz Glass alleine sind eine wahre Ohrenfreude. Zudem ist die ganze Band auch stimmlich sehr präsent. Diese Songs haben auch nichts von ihrer Frische und dem Schwung verloren, der sie schon vor über dreißig Jahren auszeichnete.
Besondere Anspieltipps möchte und kann ich nicht abgeben, denn Epitaph macht von Anfang bis Ende alles richtig. Mit "Fresh Air" und dem übergangslos folgenden "Moving To The Country" bringen zwei geradeaus rockende Losgehnummern die Fans gleich mal in die richtige Stimmung, und am Ende steht mit "Going To Chicago" der schnellste und dynamischte Song des Konzertes und bildet den perfekten Abschluss.
Dazwischen lässt die Band gnadenlos die Sau raus und brilliert an ihren Instrumenten. Wieder ist Epitaph ein sehr guter Konzert-Mitschnitt gelungen, der die ganze Stärke der Band aufzeigt. In dieser Form gehört die Gruppe zu den besten Acts, die Deutschland in der Rockmusik zu bieten hat.
Line-up:
Cliff Jackson (guitar, vocals)
Bernd Kolbe (bass, vocals)
Heinz Glass (guitar, backing vocals)
Achim Poret (drums, backing vocals)

Special guest:
Klaus Walz (guitar on "Going To Chicago")
Tracklist
01:Fresh Air (7:05)
02:Moving To The Country (6:33)
03:Woman (6:03)
04:Reflections (4:59)
05:Tequila Shuffle (6:25)
06:Crossroads (5:36)
07:Big City (6:19)
08:Bad Feeling (3:45)
09:Stop, Look And Listen (10:38)
10:Going To Chicago (5:19)
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