Rock Hard Festival 2014
06. bis 08.06.2014, Gelsenkirchen, Amphitheater
Rock Hard Festival 2014 Rock Hard Festival
Gelsenkirchen, Amphitheater
06. bis 08. Juni 2014
Festivalbericht
Stil: Metal
Fotos: ©Blazenko Kisic


Artikel vom 20.06.2014

         
Andrea Groh              Jens Groh
Sólstafir: isländisch für sich ausbreitende Sonnenstrahlen
Was passiert, wenn man eine Band mit einem solchen Namen für sein Festival bucht? Die Sonne kommt... bzw. der Sahara-Sommer (der Begriff soll in einer bekannten Tageszeitung, die ich nicht lese, gestanden haben). Okay, niemand kann sagen, ob es wirklich an Sólstafir (diesmal ist die Band gemeint) lag, dass die Sonne Pfingsten 2014 so dermaßen beherrschte, was man sich Donnerstag zuvor noch nicht vorstellen vermochte, selbst der Freitag morgen war noch frisch.
Rhein-Herne-Kanal Somit ist die Frage, wie das Wetter beim Rock Hard Festival 2014 war, beantwortet, daran änderte auch die Coolness von Aðalbjörn Tryggvason (Frontmann der bereits genannten Band) nichts, der locker den Monster Magneten Dave Wyndorf in den lediglich zeitweise auf der Bühne und kurz davor vorhandenen Schatten stellte. Da half auch die Erkenntnis nicht, dass die Finsternis wohl von Schweizern (genauer Tom Warrior) erfunden wurde. Ebenso wenig die Idee, man könnte nach Florida Death Metal in Nicaragua surfen gehen und nach einem etwaigen Unfall von Chirurgen aus Birmingham operieren lassen und, wenn das nicht rettet, am nächsten Tag notfalls sein Testament machen.
Nun, wenn bei einem Metal-Festival schon Sonnencreme-Duft der vorherrschende Geruch ist und aufblasbare Sitzkissen mitgebracht werden, könnte man wirklich meinen, man wäre auf einer Strandparty.
Doch für die Leser, die es genau wissen wollen, soll nun detailliert von dem Wochenendtrip erzählt werden.
Freitag, 06.06.2014
Zodiac Gemäß der Tradition ist der Freitags-Opener eine deutsche Thrash-Band. Dieses Mal wurden Nocturnal ausgewählt, auf die wir uns sehr freuten. Doch leider sorgten höhere Umstände dafür, dass daraus nichts wurde. Kurz vor Gelsenkirchen herrschte irgendwie überall Stau (wohl aufgrund eines LKW-Unfalls), die Umfahrungsverschläge des Navis sorgten zwar dafür, dass wir nicht herumstanden, jedoch das Ziel umkreisten und dadurch auch nicht schneller ankamen. Sondern nach dem üblichen Warten am Einlass erst das Amphitheater betraten als gerade Zodiac loslegten, richtig, die Blues-Band, für die sich die Berliner RockTimes-Fraktion begeistern kann. Okay, schlecht sind die Jungs nicht, allerdings stellten schon einige Zuschauer die Frage, ob sie wirklich auf ein Metal-Festival gehören. Nun, beim Rock Hard war man schon immer für eine große Bandbreite.
Decapitated Gleich darauf sollte sich das zeigen als Decapitated loslegten. Um das im Stil der Einleitung zu beschreiben: Pantera machen Urlaub in Polen. Die Truppe aus dem Vader Umfeld, die anfangs (natürlich) in die Kategorie (Technical) Death Metal fiel, weist mittlerweile einen starken Einfluss der genannten US-Band auf. Was ich persönlich nicht gerade umwerfend fand. Auch das Gebrüll von Frontmann Rafal Piotrowski fand ich nicht so den Brüller... hm, anscheinend sind über 600.000 Leute anderer Meinung, wenn ich mir die Facebook-Likes ansehe.
(Andrea)
Und noch was anderes hielt uns von der ersten Band des Tages fern, nämlich die fast schon lächerlich lange Schlange an der Bändchenausgabe. So hab ich das auf dem RHF noch NIE gesehen. Es wurden zwar ein paar zusätzliche Hände eingefügt, aber dennoch...
Zodiac war mal wieder so eine Band, die ich nicht wirklich brauche, zu viel von diesem Retrozeug spielt irgendwo. Egal für die ersten Biere war es ne nette Unterhaltung.
Decapitated danach fand ich auch nicht so recht den Brüller. Mir war das schlicht zu sehr bei den mächtigen Pantera abgekupfert. Und auch der Sound der Buben war mir zu viel Technik, zu wenig Power??? Ach was, schlecht war es ja nicht aber auch kein richtiger Reißer.
(Jens)
Midnight Midnight fand ich da schon interessanter. Die drei Typen scheinen kein Problem damit zu haben, Trash ohne h zu schreiben. Das fing mit dem Backdrop an, das wirkte, es sei es ein auf einem Flohmarkt gekauftes schwarzes Tuch, das mal schnell mit silberner Farbe besprüht wurde und setzte sich fort bei den Kapuzen (musste an die Mentors denken). Auf der musikalischen Seite gab es Rumpel-Metal im 80er Stil, die Texte schienen teilweise einem Venom-Lyricsheet entnommen, mal kurz geschüttelt und neu zusammengesetzt. Amüsant. Irgendwie kultig. Gekrönt wurde das Ganze von einer Instrumente-ansteck-und zertrümmer-Einlage kurz vor Schluss. Dabei verletzte sich der Basser leider an der rechten Hand und musste kurz darauf wegen blutenden Fingern abbrechen.
Die Apokalyptischen Reiter Eine andere Vorstellung von Spaß (oder war das nicht so gemeint?) boten/haben Die Apokalyptischen Reiter. Die Thüringer mischen Death, Black u.a. Metal mit Elementen aus Folk bis hin zu lateinamerikanischer bzw. spanischer Musik. Das geht? Ja! Und dazu gibt es (mittlerweile nur noch) deutsche Texte, die durchaus interessante Aussagen haben, dennoch durch die stellenweise fast schon parodistisch wirkende Musik etwas merkwürdig rüberkommen. Irgendwo schon interessant und eigenständig und irgendwie aber auch (unfreiwillig?) komisch. Zu den Reitern gibt es ziemlich unterschiedliche Ansichten, von 'genial' bis 'Karnevalskapelle' - beide Ansichten kann ich nachvollziehen, fühlte mich teilweise hin- und hergerissen und irgendwann gingen sie mir ehrlich gesagt auf den Keks, also nach einer halbe Stunde: lieber Mampfpause.
(Andrea)
Midnight Midnight waren für mich die erste wirkliche Metal Band des Tages. Und so zog es mich runter in den Moshpit. Der Sound der Amis ist vielleicht so originell wie Omas olle Strickstrümpfe, aber die perfekte Mucke um mit den Kumpels die Matte rotieren zu lassen. Auch das asoziale Stageacting inklusive der Äxtezerschrotung war genial und wenn man dann auch noch, weil der Bassmann sich die Finger quetscht, das Blut an die fette Wampe schmiert, das somit in die Show einbaut, gibt es nur ein Wort für diesen Auftritt: Saugut!!! Alle Hörner hoch für das kultigste Backdrop ever auf dem Rock Hard, ist ja fast wie bei Spinal Tap.
Die Aporeiter fand ich vor zehn-zwölf Jahren irgendwie ganz gut. Immerhin datieren sich die CDs, die ich besitze aus der Zeit. Aber ehrlich, schon der Anfang des Gigs klang für mich wie Reichsparteitag mit Musik. Schröööklich. Mich hat es dann doch noch mal zum shoppen gezogen und dabei trifft man ja auch immer den einen oder anderen Bekannten.
(Jens)
Triptykon Triptykon wollten wir unbedingt sehen, denn sie hatten uns schon 2011 sehr gut gefallen. Eigentlich kann Tom Warrior bei mir kaum etwas falsch machen, egal ob mit seiner aktuellen Band oder damals Hellhammer und Celtic Frost, ist er doch einer der Vorväter und Vorreiter für den kompletten Black/Death/Doom-Bereich. Oder um es anders zu sagen 'wer hat's erfunden?' - ein Schweizer war's.
Triptykon Um 21:30 Uhr wurde es also erwartungsgemäß finster auf dem Rock Hard Festival, auch wenn der Himmel durch den späten Termin dieses Jahr nicht ganz mitspielte - immerhin gab es später etwas Mondlicht... war dann quasi 'In the theatre, in the moonlight' - besser als Regen wie beim letzten Mal. Musikalisch lag dieses Mal das Schwergewicht auf Triptykon-Songs, wobei es auch Klassiker gab, z. B."Messiah" und "Circle Of The Tyrants", das wesentlich düsterer als im Original gespielt wurde und in der neuen Fassung eine ganz andere Dimension erreichte, echt beeindruckend. Was im Prinzip für das komplette Set galt; die schlicht (Triptykon brauchen kein übertriebenes Triptykon Corpse Paint oder ähnliches um finster zu wirken - wobei Mr. Warrior seine Augen immer noch schwärzt) schwarz gekleideten drei Herren und die Dame am Bass schufen zwischen sich ein schwarzes Loch an Atmosphäre in dessen Zentrum Altmeister Tom G. Fischer stand. Dieser widmete den Auftritt in einer Ansage nicht wie erwartet seinem kürzlich verstorbenen Freund H.R. Giger (zwei Covermotive des Malers standen an den Seiten) sondern Götz Kühnemund. Damit sprach er etwas an, was doch unterschwellig vorhanden war: Das Fehlen von ihm und weiterer Mitarbeiter, die sonst das Festival aktiv durch Ansagen begleitet hatten und die sich Anfang des Jahres vom Rock Hard (Magazin) getrennt hatten/wurden. Doch auch dieser Moment des Nachdenkens konnte den Auftritt nicht überschatten - logisch, in der totalen Finsternis wirft eben nichts Schatten - diesen Eindruck zu toppen dürfte schwierig werden. Wobei das Ganze einigen auch zu düster war - uns nicht und so ging der erste Abend zu Ende.
(Andrea)
Triptykon Auch bei Triptykon war mal wieder Zeit, sich unten ins Halbrund zu begeben. Und ich wurde auch hier wieder nicht enttäuscht. Diese Band ist wie eine vertonte schwarze Messe und irgendwie hab ich das Gefühl, je länger diese Band zusammen ist, desto immer finsterer wird sie. Auch der werte Herr Fischer ist mit seinem - zugegeben - limitierten Gitarrenspiel und seiner unheimlichen Aura finsterer und bösartiger als alle Black Metaller auf diesem Planeten zusammen und ballert jene locker zurück in den Wald. Vor allem mit so einer Songauswahl macht man nichts verkehrt. Auch die Lady am Bass ist ein echter Hingucker. Nicht nur weil die Dame recht hübsch ist, nein, die Gute vermöbelt ihr Instrument, als hätte es ihr persönlich was getan - herrlich!
Auch herrlich fand ich die Ansage, die oben erwähnt wird. Der restlichen Mannschaft des Rock Hard sind wahrscheinlich die Eier in Scheiben auf den Boden gefallen. Auch hier noch mal. Ein ganz tiefer Verbeuger vor Tom Warrior!!!!!
(Jens)
Zodiac   Decapitated   Midnight
Die Apokalyptischen Reiter   Die Apokalyptischen Reiter   Triptykon
Samstag, 07.06.2014
Die erste Band des jeweiligen Tages zu sein, ist immer ungünstig. Dies traf auch bei Roxxcalibur zu, denn obwohl wir diese gerne gesehen hätten, fielen sie dem Mittagessen zum Opfer. Zum Glück besteht im diesem Fall die Hoffnung, sie bei einem Clubgig in unserer Nähe mal zu sehen.
Screamer So fing der Samstag für uns mit Dead Lord an. Da musste ich sofort an den 'toten Herrn'Phil Lynott denken, denn was die Schweden da fabrizierten erinnerte sehr an Thin Lizzy. Gut, originell und neu ist das nicht unbedingt. Doch da es vom Original seit 1983 kein neues Material mehr gibt, ist für die Fans der Iren schon eine Lücke vorhanden, über deren Stopfung sie sich freuen können. Dead Lord gelang dies durchaus, sowohl bei den rockigen Songs, als auch bei eher harmonischen, wobei mich keiner davon spontan wirklich umgehauen hat. Gefiel dennoch besser als die darauffolgenden Screamer. Bereits der Name deutet an, dass es sich dabei nicht gerade um die von mir bevorzugte Sparte des Metals handelt. Die Musik entsprach genau den Erwartungen, wobei ich den neuen Frontschreier nicht so überzeugend fand. Also nach einer gewissen Zeit mal wieder eine Mampfpause.
Solstafir Denn danach sollte die Band kommen, auf die ich am Samstag am meisten gespannt war: Sólstafir aus Island, die eine faszinierende Mischung aus (Post) Black Metal und doomigen, psychedelischen und sonstwie abgefahrenen Elementen machen. Da sie offensichtlich technische Probleme hatten, begannen sie mit einem erweiterten Intro, das, obwohl eher langsam gespielt, ziemlich schnell die Meinungen spaltete: Einige verließen das Amphitheater, während andere in ziemliche Begeisterung versetzt wurden (wir gehören zur letztgenannten Kategorie). Frontmann Aðalbjörn Tryggvason wirkte so cool, als hätten sie ihn gerade vom Gletscher geholt. Passend dazu erzählte er von der isländischen Heimat. Man könnte das Ganze so umschreiben: Sólstafir fangen die raue, teilweise bizarre Landschaft von Island ein und setzen sie in Musik um, mal schroff, mal zart. Das sogar mit einen gewissen Ohrwurmpotential,wie zum Beispiel das herrliche "Fjara" vom letzten Album "Svartir Sandar". Danke Rock Hard für diese ungewöhnliche, eigenwillige und faszinierende Band. Für mich definitiv eins der Highlights 2014, wenn auch auf andere Weise als Triptykon.
Pretty Maids Nachkommend gab es Kontrastprogramm - wer setzt eigentlich eine melodische Heavy Metal Band wie die Pretty Maids zwischen Post Black Metal und Death Metal??? Erstaunlicherweise konnten die Dänen sich trotzdem gut behaupten, waren trotz Keyboard nicht zu weicheierig und spielten zu meiner Freude auch ganz alte Songs. Denn obwohl ich eher die dunkle Seite des Metals bevorzuge, mag ich das 84-er Debüt (ui, die LP steht ja schon seit 30 Jahren im Regal) "Red, Hot And Heavy" und bekam davon neben dem Titelsong auch noch "Back To Back" geboten. Ich habe mich gefreut, Pretty Maids doch mal gesehen zu haben, nachdem es 1987 wegen logistischen Problemen nicht geklappt hat, denn sie sind eine gute Live-Band (für alle, die nicht nur Hyperspeed und bösen Krach hören).
(Andrea)
Screamer Dead Lord waren zwar ganz gut, aber auch hier muss ich sagen, dass die Jungs zwar toll nach Phil Lynotts alter Band klangen, aber mir geht es im Moment schlicht auf den Sack, dass immer mehr Bands lieber nach den ollen Kamellen anderer Bands klingen statt was Eigenes versuchen. Scheint in Skandinavien besonders schlimm zu sein. Oder seid ihr Nordmänner mittlerweile einfach nur ein faules Pack, das lieber auf Nummer Sicher geht?
Egal, Screamer gingen mir an diesem Tag genauso wenig rein. Deshalb hat es mich lieber an den nächsten Bierstand zum fachsimpeln mit den Kumpels gezogen.
Solstafir Sólstafir waren, ähnlich wie Triptykon, Atmosphäre pur. Gut, die technischen Probleme, die die Burschen hatten mal Außen vor, war der Gig, der nur aus vier Songs bestand, mit das Beste. Klar könnte man jetzt sagen, dass da des Öfteren neben die Spur gehauen wurde und einiges recht holprig klang, aber mir sind Bands lieber, die mit Herzblut zocken und ihr eigenes Ding durchziehen, als die Technikwichser, denen bei jeder Note einer abgeht. Deshalb: HORNS UP!!!! Außerdem war Aðalbjörn Tryggvason der coolste Frontmann des Tages. Eine Black Metal Version von Axl Rose auf Pilzen.
Die 'dänischen Jungfrauen' danach sind eigentlich so gar nicht mein Fall, aber die Power, die die älteren Herrn auf der Bühne hatten, riss mich gnadenlos mit. Gut, nach unten ins Gedränge hat es mich nicht gezogen, aber auch vom Rang aus hat die schiere Spielfreude eine riesen Laune gemacht. Geiles Ding, das!
(Jens)
Obituary Passend zum langsam schwüler werdenden Wetter gab es danach Florida-Death Metal (nein, SO schwül wurde es nicht und im Kanal tauchten auch keine Krokodile auf). Das Debüt "Slowly We Rot" (und die zwei Nachfolgerscheiben) von Obituary brachte damals etwas Neues: Es gab keine Texte, sondern es wurden nur Wortfetzen gegrowlt (nach dem Motto: Versteht man ja sowieso nicht). Erst danach benutzen sie vermehrt Lyrics. Da die Truppe aus Tampa ein 'Classic Set' versprochen hatte, kamen natürlich viele Songs aus der Frühphase (und John Tardy musste sich wenig Texte merken). Dazwischen gab es auch neuere Stücke und ganz neues Material, das sich erwartungsgemäß vom Obituary Alten wenig unterschied. Böse Stimmen behaupten, bei Obi gäbe es immer dasselbe, Fans freuen sich, dass sie bekommen, was sie erwarten - genau das galt auch für den Auftritt beim Rock Hard Festival. Vergrunzter Midtempo Death Metal, der mir gut gefällt. Einziger Kritikpunkt: Es wurden 'Specials' angesagt - wo waren die? Etwa die neuen Songs? Ich hatte mir darunter etwas anderes vorgestellt, beispielsweise, dass Obituary die Coverversion von "Circle Of The Tyrants" ihrer frostigen Vorbilder bringen und Tom als Gast dazu kommt - DAS wäre toll gewesen. Auch so war der Auftritt keineswegs schlecht (und bringt mich in Versuchung, demnächst einen Clubgig zu besuchen), doch nicht so besonders wie erhofft.
(Andrea)
Die Obis hatten an diesem noch jungen Abend das Amphitheater fest im Griff. Allerdings muss ich Andrea Recht geben. WO verdammt waren die Specials???
Klar kann man nichts falsch machen mit so einer Diskographie im Rücken , aber hey, es hätte doch etwas mehr sein dürfen als stumpf und unbändig das Amphitheater in Schutt und Asche zu legen.
(Jens)
Sacred Reich Nochmal Amiland, diesmal Phoenix, Arizona: Die Heimat von Sacred Reich, von denen mir "Surf Nicaragua" am besten gefällt, und das nicht nur wegen "War Pigs". Ansonsten muss ich zugeben, dass ich mit Phil Rind und seiner Truppe nur begrenzt was anfangen kann (rein musikalisch haut's mich einfach nicht vom Hocker) ihn als Frontmann jedoch sympathisch und echt unterhaltsam finde. Hier, wie auch damals auf der Loreley, wo ich die Jungs allerdings etwas stärker fand. Doch auch an diesem Pfingstsamstag gab es lustige Einlagen und die beiden genannten Songs. Insgesamt: Ein gelungener Auftritt, der gebührend abgefeiert wurde und die Sacred Reich Fans bestimmt begeistert hat. Carcass Bei dem anschließenden Headliner Carcass ging es mir umgekehrt, mir gefielen sie jetzt deutlich besser als vor einem halben Jahr vor Amon Amarth. War damals vielleicht einfach der falsche Moment. Auch dieses Mal wurden wieder die zwei Leinwände aufgestellt und es gab Video/Bild-Projektionen - eine gelungene Untermalung, denn ich finde, das Auge isst, äh hört mit bei einem Live-Auftritt. Die Birminghamer grunzten und knüppelten sich durch die Bandgeschichte, von älteren Grindcore-Sachen bis zu dem neueren, melodischeren Death Metal-Material. Tolle Songs haben sie ja einige, wobei die "Heartwork"-Phase wohl die populärste ist. Aber auch das Comeback-Album "Surgical Steel" kam gut an. Jeff Walker zeigte sich als starker Frontmann, der auch mal deutsche Ansagen machte (fast schon besser verständlich als sein Englisch, obwohl das früher noch schlimmer war). Ein würdiger Abschluss des zweiten Tages, musikalisch und visuell überzeugend (wobei das Dargebotene natürlich Geschmackssache ist), trotz der sich langsam bei mir breit machenden Müdigkeit.
(Andrea)
Carcass Bei Phil Rind und seinen Mannen ist immer gute Laune. Der Typ ist inzwischen so was wie der Comedian der Thrash-Fronter. Und nicht nur mich erinnert Phil 'Das Rind' immer mehr an Doug aus "King Of Queens". Wahrscheinlich hat der Bursche ne heimliche Comedyshow im Netz. Ich sag nur »If you're happy and you know it, show your titts«. HAHAHA, was eine Show, besonders wenn man die Ansagen und die Texte vergleicht, zeigt es immer wieder, dass Köpfchen und Spaß super miteinander harmonieren.
Carcass werden immer Underdogs bleiben, zu zerfahren ist ihre Variante des britischen Todes Metals. Aber eines muss man den Hobby Chirurgen lassen. Sie ziehen konsequent ihr Ding durch und haben trotz der technischen Finessen und der abartigen Texte einiges an Hits an Bord. Und auch an diesem Abend haben ebendiese und auch die, die man nicht auf dem Schirm hatte, gekillt wie nichts Gutes. Ein würdiger Zweiter-Tag-Headliner.
(Jens)
Solstafir   Pretty Maids   Obituary
Sacred Reich   Carcass   Carcass
Sonntag, 08.06.2014
Zunächst hieß es, abends sollen Gewitter kommen, dann lautete die Prognose gegen 14 Uhr. Tatsächlich traf die Front gegen 12 Uhr ein. Nun, für den High Noon war sowieso das Mongolen-Buffet geplant und wenn dabei noch der Regen überbrückt werden kann, umso besser. Nachträglich kann ich nur feststellen, wie viel Glück wir gehabt haben, dass die Unwetter vom Pfingstmontag nicht schon Sonntag kamen. Was da alles passiert ist - dagegen ist drei Bands zu verpassen echt harmlos. Wobei ich Orphaned Land eigentlich sehen wollte, aber ist nicht so schlimm, da ich sie bereits vor Amorphis gesehen habe. Blues Pills haben mich nicht interessiert, Iron Savior schon eher.
Insomnium Stichwort finnischer Düster (Death) Metal: Mit solchem begannen wir also den letzten Tag, nämlich Insomnium. Bekanntlich mag ich so etwas recht gerne und war froh, dass eine solche Band mit im Programm war. Auch wenn sie so gar nicht zu dem sonnigen warmen Wetter passten, gefielen sie mir schon recht gut. An die Klasse von Amorphis oder Black Sun Aeon (die hatte ich morgens zum Wachwerden gehört) kommen sie allerdings nicht ran. Doch gemütlich vollgrunzen (im Wechsel mit Klargesang) lass ich mich immer wieder gerne... und mich würde es interessieren, wie sie in einem kleinen, dunklen Club wirken.
Monster Magnet Der Stoner Rock von Monster Magnet passte hingegen viel besser zur Sonne und Wärme. Trotz der Coolness von Frontmann Dave Wyndorf, die meiner Meinung nach nicht an Aðalbjörn von Sólstafir rankam und die - wie auch Daves Stimme - nicht jedem zusagt. Aber wenn schon Sahara-Sommer herrscht kommt Wüstenrock dazu gut. Wenn dieser auch noch einige Hits (ja, es gibt noch mehr als nur "Space Lord") bietet, dann steht einem vergnüglichen Nachmittag mit lässig-entspannter Stimmung nichts entgegen.
(Andrea)
Insomnium Insomnium waren für mich schlicht ganz nett. Amorphis zeigen seit Jahren, wie es geht und wie es gemacht wird. Vielleicht waren die Finnen auch einfach die falsche Band zur falschen Zeit. Denn ich war wie viele andere auch damit beschäftigt, dem Eismann nachzujagen. Mann, war das ein Glutofen!!! Aber einigen hat es ja gefallen und das ist ja, worauf es ankommt.
Monster Magnet haben ja bekanntermaßen auch einen obercoolen Frontmann. Und ich muss sagen, das war die perfekte Mucke bei den Temperaturen. Aber so wie Dave in der Lederjacke, ich wär Amok gelaufen HAHAHAHA. Einige, oder soll ich sagen Viele reduzieren Monster Magnet auf "Space Lord" herunter, aber der gesamte Gig war wie ein Drogenrausch. Herrlich.Backdrop, die zweite. Wo habt ihr eigentlich dieses kackhässliche Ding her? Sieht wie ein Spannbettlaken aus dem Swinger-Club nach dem letzten Gang-Bang aus. Bäh!!
Annihilator Dass Annihilator eine geile Live-Band sind, versuche ich Andrea schon seit Jahren zu erklären. Nun, jetzt muss sie es selbst einsehen das 'Mad' Jeff und seine Mannen genial sind. Wo bekommt Mr. Waters eigentlich immer so geniale Mitmucker her? Hut ab vor seinem neuen Frontmann, singen und dann noch mit Jeffs Tempo auf der Axt mitzuhalten. Alle Achtung. Wie (fast) immer klasse hoch drei.
(Jens)
Annihilator Ja, Jens hat schon Recht mit Annihilator. Passend zur Sparte Thrash Metal, vermuten die meisten, der Bandname sei das englische Wort für Vernichtung. Ich denke allerdings manchmal, sie meinen den Begriff aus der Algebra, so präzise wie da gespielt wird. Das ist ein wenig das Problem, das ich mit Jeff Waters und Co. habe: Ich bewundere sie für ihre (spiel)-technischen Fähigkeiten, aber die Songs geben mir emotional nicht viel. Dabei haben sie etliche Hits, darunter meine Favoriten "Alison Hell" und "Road To Ruin", die natürlich beim Rock Hard nicht fehlen durften und folglich auch nicht taten - hat mich gefreut. Ansonsten ging es mir oft wie zuvor: Ich habe gestaunt, wie schnell die Gitarristen spielen und dabei noch Fratzen machen können, aber so wirklich hat es mich nicht angesprochen. Trotzdem muss ich zugeben, Annihilator sind eine echt gute Live-Band und überzeugen mich auf der Bühne mehr als auf Konserve. Selbst als Nicht-Fan muss ich schreiben, sie waren klasse. Wie haben das wohl dann die Fans empfunden?
Monster Magnet   Monster Magnet   Monster Magnet
Annihilator   Annihilator
Nach diesem mitreißenden Auftritt, hielt unsere Fahrgemeinschaft 'Kriegsrat': Bei Tesla (die keinen von uns sonderlich interessierten - was manche in der Redaktion bestimmt nicht verstehen können) nochmal Mampfpause und dann auf Testament warten, auf die wir uns alle gefreut hatten. Oder aufgrund allgemeiner Müdigkeit und teilweise aufgetretener Stauballergie vorzeitige Heimfahrt? Irgendwie war etwas die Luft raus und die Entscheidung fiel auf Abreise. Wie wir hinterher durch Aussagen von noch Anwesenden und YouTube-Videos feststellten, haben wir nichts verpasst, im Gegenteil, wir hätten uns geärgert, wenn wir darauf gewartet hätten und wären enttäuscht gewesen: (ehemaliger) Drumgott Gene Hoglan triggert anscheinend mittlerweile, Chuck Billy hatte Texthänger und lag neben der Spur und der mitgebrachte Soundmixer hat es zusätzlich versaut. Dann lieber gar nicht als schlecht.
(Andrea)
Mir waren Tesla auch schnuppe und ich muss sagen, nachdem ich auf youtube gesehen hab, was Testament an diesem Abend abgezogen haben, komm ich für mich zu dem Fazit: Alles richtig gemacht.
Das diesjährige RHF muss sich gefallen lassen, unter keinem guten Stern gestanden zu haben. Naja, wenn nächstes Jahr nicht wieder zu drölfstigsten Male dieselben Bands gebucht werden, sind wir vielleicht auch 2015 wieder dabei.
Und noch mal so am Rande ich will ja nicht nur abmosern, das RHF ist schon ein sehr cooles Festival, aber: Hat den Betreibern der Mampfstände eigentlich schon mal jemand gesagt, dass euer Fraß hoffnungslos übersalzen und verwürzt ist??? Nichts dagegen, dass ihr bei der Hitze den Elektrolyte Haushalt der Besucher ausgleichen wollt, dafür sorge ich schon selbst, aber nach 'ner Portion Pommes hatte ich das Gefühl, ich hätte die Straße nach dem Salzstreuen im Winter abgeleckt. (Jens)
Wir haben es nicht bereut, hingefahren zu sein und danken dem Rock Hard-Team für die Akkreditierung.
Außerdem Blaschek für die Fotos, denn wie wir nach Ankommen im Pott mit Entsetzen feststellen mussten, war unser Apparat beim Einpacken irgendwie wieder ausgepackt worden.
Running Order Rock Hard 2014:

Freitag - 06. Juni
15:00 - 15:40 - Nocturnal
16:00 - 16:40 - Zodiac
17:05 - 17:50 - Decapitated
18:15 - 19:15 - Midnight
19:45 - 21:00 - Die Apokalyptischen Reiter
21:30 - 23:00 - Triptykon

Samstag - 07. Juni
12:45 - 13:25 - Roxxcalibur
13:45 - 14:25 - Dead Lord
14:45 - 15:25 - Screamer
15:45 - 16:30 - Sólstafir
16:55 - 17:45 - Pretty Maids
18:15 - 19:15 - Obituary
19:45 - 21:00 - Sacred Reich
21:30 - 23:00 - Carcass

Sonntag - 08. Juni
12:00 - 12:40 - Iron Savior
13:00 - 13:40 - Blues Pills
14:05 - 14:50 - Orphaned Land
15:15 - 16:00 - Insomnium
16:30 - 17:40 - Monster Magnet
18:10 - 19:30 - Annihilator
19:50 - 21:00 - Tesla
21:30 - 23:00 - Testament
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