Steve Earle & The Dukes (and the Duchesses) feat. Allison Moorer
20.10.2011, Markthalle, Hamburg
Markthalle Hamburg Steve Earle & The Dukes
Markthalle, Hamburg
20. Oktober 2011
Konzertbericht
Stil: Alternative Country
Fotos: Nadine Kerren



Artikel vom 29.10.2011


Markus Kerren
Hamburg im Herbst … ein grauverhangener Himmel, Sprühregen … da fallen dem Rezensenten spontan mindestens 56 andere Orte ein, an denen er es sich gemütlicher vorstellt. ABER: Steve Earle war auf Europa-Tour und spielte in der Markthalle seinen einzigen Deutschland-Gig. Allein das war schon Grund genug für einen Trip in die Hansestadt und so hat RockTimes natürlich auch keine Kosten und Mühen gescheut, im hohen Norden aufzuschlagen und diesem Ereignis beizuwohnen.
Steve Earle Die Markthalle stellte sich als sehr coole Location heraus, in der es zwar nichts zu essen gab, die dafür aber mit einer großen Smoking Lounge ausgestattet ist. Der Große Saal, wo die Konzerte stattfinden, fasst etwa 1000 Besucher und war an diesem 20. Oktober komplett ausverkauft. Wohl dem also, der sich rechtzeitig ein Ticket besorgt hatte. Auf dieser Tour, die im Mai in den Vereinigten Staaten startete, wurde und wird Earle von seinen Dukes-Kollegen Kelly Looney (Bass) und Will Rigby (Schlagzeug) begleitet. Zusätzlich waren die ebenfalls verheirateten Chris Masterson (Gitarre, Gesang) und Eleanore Whitmore (Fiddle, Gitarren, Gesang) mit dabei, die unter dem Namen The Mastersons auch in eigener Sache unterwegs sind und Alben veröffentlichen. Und schließlich ist auch Steves Gattin und chanteuse extraordinaire Allison Moorer in der Band.
Steve Earle Der Jubel war erwartungsgemäß groß, als die Musiker die Bühne betraten. Eher ungewöhnlich und auch mutig startete Earle den ersten Set mit gleich fünf Songs aus dem aktuellen Studioalbum I'll Never Get Out Of This World Alive, was der hervorragenden Stimmung aber keinen Abbruch tat. Und trotz lautstarkem Applaus zwischen den Tracks: Hamburg hörte genau zu, was bereits beim zweiten Song "Gulf Of Mexico" deutlich wurde, bei dem die ersten vier Zeilen lediglich durch den Gesang vorgetragen wurden und zwischen denen man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Allison Moorer hatte sich während der ersten Nummern hinter dem Keyboard platziert und hielt sich eher im Hintergrund, bis sie später für "Days Are Never Long Enough" das Mikro mit ihrem Angetrauten teilte.
Steve and Allison Ein kleiner Schritt zurück in die Vergangenheit erfolgte dann mit 'City Of Immigrants" vom 2007 erschienenen Washington Square Serenade, mit ganz starken Background Vocals von Allison Moorer und Eleanore Whitmore. Direkt im Anschluss dann ein kleines Hit-Festival mit den Stücken "I Feel Alright" (vom gleichnamigen Album, 1996) sowie "Someday", "My Old Friend The Blues" und "Guitar Town" (alle von Guitar Town, 1986) und allerspätestens zu diesem Zeitpunkt war von norddeutscher Zurückhaltung überhaupt nichts mehr zu spüren, denn die Markthalle kochte!
Allison Moorer Die beiden Dukes (Looney und Rigby) legten ein grundsolides wie genial groovendes Fundament, während Chris Masterson auf der Elektrischen und Gattin Eleanore an der Fiddle die Akzente setzten. Im Verbund mit Steves Saiteninstrumenten und der harmonischen Tasten-Unterstützung von Allisons Keyboards ergab das einen wunderbar organischen und warmen Sound, der nichts zu wünschen übrig ließ. Zum Ende des ersten Sets zog sich Earle zurück und überließ Allison Moorer die Bühne, die mit dem fantastischen "Broken Girl" (von Crows), "Getting Somewhere" und Sam Cookes "A Change Is Gonna Come" ebenfalls mit sehr starken Songs sowie ihrem genialen Gesang nichts anbrennen ließ.
Nach einer kurzen Pause startete der zweite Teil dann direkt mit dem Hammer "Copperhead Road", das in seiner Darbietung bis heute nichts von der manischen Verzweiflung und Getriebenheit der Studioversion verloren hat. Die Markthalle stand umgehend wieder unter Strom, was dann bis zum Ende der Show so bleiben sollte. Im anschließenden Verlauf folgten weitere Tracks aus dem aktuellen Album (das mit neun von elf Titeln sehr stark vertreten war), sowie die Klassiker "Fearless Heart", "Ben McCollough" und "The Galway Girl" sowie Solo-Vorstellungen von Bassist Kelly Looney ("Free Men") und The Mastersons, bei denen vor allem Eleanore Whitmore mit ihrem Gesang ganz kräftig punkten konnte.
The Mastersons Den Abschluss bildeten dann der Ohrwurm-Groover "Taneytown", das hart rockende und treibende "Hard Core Troubadour" und "The Revolution Starts Now". Logischerweise hatte die Markthalle noch lange nicht genug und als erste Zugabe überraschte Earle mit "Hillbilly Highway", gefolgt von den Fan-Hits "The Devil's Right Hand" sowie (dem nach eigener Aussage lange nicht mehr gespielten) "Johnny Come Lately". Die Konzerthalle war mittlerweile eine brodelnde Masse und so kamen die Musiker dann noch einmal für das superstarke Dylan-Cover "It Takes A Lot To Laugh, It Takes A Train To Cry" und das finale "The Unrepentant" zurück, welches knappe zweieinhalb Konzert-Stunden und einen fantastischen Abend beschloss.
Bereits auf der Bühne hatte Steve Earle angekündigt, dass die Musiker (ohne Looney und Rigby) nach der Show gekaufte Tonträger und Bücher signieren würden, denn - (scherzhaft) auf die Band und den nächsten Auftrittsort deutend - »...these suckers are expensive and it's a long way to Paris...«
Steve Earle Und so dauerte es auch nicht lange, bis die Musiker nach der Show am Merchandise-Stand waren und sich sehr viel Zeit für Autogramme, Gespräche und Fotos mit den Fans nahmen. Dabei kamen Earle, Moorer und die Mastersons sehr sympathisch wie auch natürlich rüber, da sie keiner Frage und keinem Gespräch aus dem Weg gingen, sowie extrem bodenständig wirkten und auch keinerlei Anstalten machten zu verduften, bis wirklich der allerletzte Fan bekommen hatte, was er wollte. Auch der Rezensent hat ein paar Fotos für die Ewigkeit mitnehmen dürfen und kann nur attestieren, dass sich jede im Vorfeld entstandene Mühe für diesen Abend gelohnt hat.
Steve Earle Ebenso wie der Verfasser (bzgl. "Fort Worth Blues", "Steve's Hammer", "The Other Kind" oder auch "Billy Austin") hatten sicherlich alle Besucher noch den einen oder anderen Lieblings-Song im Kopf, den sie gerne gehört hätten. Schlussendlich muss aber auch ein Ausnahme-Songwriter wie der Wahl-New Yorker eine Auswahl treffen und hat nur eine begrenzte Spielzeit zur Vefügung. Und auch wenn dem so war, habe ich nach dem Gig keinen einzigen negativen Kommentar aufschnappen können. Vielmehr waren rundum lächelnde, glückliche und zufriedene Gesichter auszumachen.
Nach diesem Abend kann man nur hoffen, dass uns Steve Earle und Allison Moorer noch lange erhalten bleiben werden. Und noch ein Tipp: Checkt neben den Moorer-Alben unbedingt auch mal The Mastersons an, denn das könnte sich ungemein lohnen.
Line-up
Steve Earle (acoustic guitars, mandolin, banjo, harmonica, vocals)
Allison Moorer (acoustic & electric guitars, keyboards, background vocals, lead vocals - #12,13,14)
Chris Masterson (electric guitars, background vocals)
Eleanore Whitmore (guitars, violin, background vocals, lead vocals - #24)
Kelly Looney (bass, background vocals, lead vocals - #20)
Will Rigby (drums)
Setlist
01:Waitin' On The Sky
02:Gulf Of Mexico
03:Little Emperor
04:Molly O
05:Every Part Of Me
06:City Of Immigrants
07:I Feel Alright
08:My Old Friend The Blues
09:Someday
10:Guitar Town
11:Days Aren't Long Enough (with Allison Moorer)
12:Broken Girl (Allison Moorer)
13:Getting Somewhere (Allison Moorer)
14:It's A Long Time Comin' (Allison Moorer)

15:Copperhead Road
16:Fearless Heart
17:Ben McCollough
18:The Galway Girl
19:The Mountain
20:Free Men (Kelly Looney)
21:Meet Me In The Alleyway
22:God Is God
23:Heaven Or Hell (with Allison Moorer)
24:Crash Test (The Mastersons)
25:This City
26:Taneytown
27:Hardcore Troubadour
28:The Revolution Starts Now

Zugabe:
29:Hillbilly Highway
30:The Devil's Right Hand
31:Johnny Come Lately

32:It Takes A Lot To Laugh, It Takes A Train To Cry
33:The Unrepentant
Externe Links: