Der am 29. Oktober 1974 in Memphis,Tennessee geborene Eric Gales ist schon sehr lange im Musikbusiness tätig. Damals machten ihn seine älteren Brüder mit den Sounds von Jimi Hendrix, Albert King, und B.B. King vertraut. Im Alter von zehn Jahren nahm er an diversen Blueswettbewerben teil und sammelte so die nötige Erfahrung auf der Bühne, um die Musik zu seinem Beruf zu machen. Dabei zeigte er wohl schon frühzeitig sein großes Talent an den sechs Saiten, denn schon im Jahr 1991 erschien sein erstes Album, dem bis heute noch zwölf weitere folgen sollten. Zudem ist er auf unzähligen Tribute-Alben für andere Gitarrengrößen zu hören, auf denen er sein Können immer wieder unter Beweis stellen konnte.
Schon in den Jahren 2006 und 2007 beschäftigte sich der geschätzte Kollege Joe mit den Alben Crystal Vision und The Psychedelic Underground, die er beide recht positiv beurteilte. Zum Abschluss seiner Reviews hieß es dann sogar: »… es wächst der Wunsch, den Amerikaner live auf der Bühne zu sehen.« Nun bot sich mir also die Gelegenheit, dieser Aufforderung nachzukommen, obwohl ich kein einziges Album von Eric Gales gehört hatte. Zusätzlicher Grund für den Konzertbesuch war auch die Rhythmus-Sektion, die aus dem ehemaligen Joe Bonamassa-Bassisten Eric Czar und Drummer TC Tolliver bestand, der schon bei den Plasmatics und Kiss die Stöcke geschwungen hat.
Und diese beiden machten einen hervorragenden Job. Czar ist noch immer 'das Tier' an den dicken Saiten, der mich schon vor acht Jahren, als er bei Bonamassa noch für einen richtig rohen Sound sorgte, stark beeindruckt hatte. Zusammen sorgten die Zwei für ein solides Fundament dieser harten Songs. Schon ziemlich früh am Abend hatten sie dann die Gelegenheit, mit einem kombinierten Solo zu glänzen, was auch hervorragend gelang. Doch insgesamt wurde schon anhand des Sounds deutlich, wer an diesem Abend das Sagen hatte. Der Bass war ziemlich leise eingepegelt, was bei diesen tollen Läufen doch sehr schade war, zumal etliche Zwiegespräche zwischen Czar und Gales zu hören waren. Dafür knallte die Gitarre volles Rohr aus den Boxen und übertönte alles von vorne bis hinten.
Der Gig entwickelte sich dann genau so, wie ich es schon vor ein paar Jahren mal erlebt habe. Ein total übermotivierter Eric Gales hatte wohl die Absicht, das Publikum brutal an die Wand zu nageln. Ich weiß nicht, ob eine weiße Klampfe und die Tatsache, ein Linkshänder zu sein, ausreicht, um sich für den ultimativen Nachfolger von Jimi Hendrix zu halten. Jedenfalls liefen große Teile des Konzertes ganz im Stile von "Star Spangled Banner" ab, wo ja auch jeder Melodieansatz gnadenlos zerfetzt wurde. Für mich kam bei den meisten Songs das Feeling wesentlich zu kurz oder fand bei dieser überharten Gangart einfach keinen Platz. Das war einfach zu viel des Guten!
So verwunderte es nicht, dass der für mich stärkste Song des Abends ausgerechnet der instrumentale Akustik-Blues "Grandfather's Blues" war. Hier zeigte Gales endlich mal, dass er ein Herz für den 12-Takter hat und das auch umsetzen kann, ohne die Location gleich in Schutt und Asche zu legen. Doch das war die absolute Ausnahme. Leider. Eine weitere Abwechslung bot dann noch der Auftritt von Gales Frau, mit der er sich bei einem Song den Leadgesang teilte und sich dabei in seinen Ausbrüchen an der Gitarre etwas zurücknahm. Es ging also auch mal, ohne den Hammer rauszuholen und die Frickeleien zu übertreiben.
Bezeichnenderweise wurde das Konzert dann gleich mit drei(!) Songs der Legende aus Seattle beendet. Doch bei diesen Versionen von "Purple Haze", "Little Wing" und "Voodoo Chile" wäre selbst dem Altmeister wahrscheinlich die Kinnlade herunter geklappt. Jede einzelne Taktfolge wurde gnadenlos zerrissen und zerfetzt, sodass vom Grundthema nicht mehr viel übrig blieb. Selbst die Zugabe, "Me And My Guitar" betitelt, basierte auf "Manic Depression" und lag in dieser Instrumentalversion auf der gleichen selbstzerstörerischen Wellenlänge.
Zieht man also ein Fazit von diesem Abend, so bleibt festzustellen, dass Eric Gales einsehen sollte, dass weniger oft mehr sein kann. Sein zweifellos großes Können kann man auch in 'normaler Lautstärke' optimal rüber bringen. Ich denke auch, dass man bei dreizehn eigenen Alben nicht auf Nummer Sicher gehen und dafür so viele Hendrix-Klassiker interpretieren muss. Wie schon erwähnt, kenne ich kein einziges Studio-Album von Eric Gales, aber bei dem Urteil meines Bluesbruders hat sich der Mann aus Memphis da wohl etwas zurückgenommen, was der Musik gut getan hat. Dieses Konzert war für mich jedenfalls definitiv enttäuschend!
Line-up:
Eric Gales (vocals, guitar)
Eric Czar (bass)
TC Tolliver (drums)
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