Eines ist mal vollkommen klar, die vier Jungs von
Hogjaw lassen derzeit nicht viel anbrennen: das
Debüt in 2008, ein
neues Album in 2010, ein weiteres
neues Album in 2012, eine Tour in
2011, eine Tour in
2012 und jetzt schon wieder ein neuer Rundling und im Herbst die nächste Europarundreise mit musikalischer Verköstigung. "If It Ain't Broke" heißt das frische Teil und man mag sofort zwei Spekulationen erliegen. Spielen die Herren aus Arizona nur auf den auf dem Cover abgebildeten Schaltknüppel mit den Wahlbereichen zwischen 4L und 4H und dem damit zwangsläufig verbundenen Getriebe an, oder hat das eine eher persönliche Note mit Bezug zu ihrer Lebensweise? Schließlich geht das Sprichwort ja mit der Ergänzung
»…don't fix it!« noch weiter und das lässt schon einen gewissen Schluss auf eine bestimmte Lebensphilosophie zu. Übertragen wir diese Philosophie mal auf das Getriebe, die Lebensweise und die Musik, dann kommen wir am Ende dort raus, wo
Hogjaw stehen. Frei nach dem anderen Motto
»Never change a winning team« haben sich dieselben vier Herren, die schon für oben genannte Platten und Touren gemeinsam im Pickup gesessen haben, nun erneut ins Studio begeben, um uns mit einem weiteren Output zu beglücken.
Zehn Songs, zehnmal mit Blues und auch mit etwas Boogie, hier direkt der Opener "One More Little One", getränkter Rock im Stile von
Skynyrd,
Blackfoot & Co., ganz so, wie wir es von
Hogjaw gewohnt sind und erwarten. Mal etwas verhalten, mal mit viel Power, und auch mal instrumental präsentieren sich die Wüstenrocker ganz sprichwörtlich auf "If It Ain't Broke". Dabei spielen wie seit eh und je die beiden Gitarren von
Jonboat und
Kreg die führende Rolle, selbstverständlich unterstützt durch mächtig viel Wumms aus
Kwalls Fellen und den dicken Saiten des Herrn
Elvis D. Die machen eben das, was sie bislang auch gut gekonnt rübergebracht haben. Auf den Les Pauls werden ein weiteres Mal schöne Soli und kleine Duelle im Double Lead-Stil ausgetragen, selbstverständlich vor dem Hintergrund, dass hier nicht die
Gitarrenarmee aus Florida am Werke ist. Das ist erdig und ehrlich und man kann sich an fast jeder Stelle des Albums ohne Probleme in eine rauchgeschwängerte Kneipe beamen, wo verschwitzte und unrasierte Kerle (natürlich mit den passenden chicas) genüsslich an ihrem Feierabendbierchen nuckeln und das Wochenende von einer Band einläuten lassen, die Spaß an ihrem Ding hat. An den Wänden hängen Trophäen der letzten Jagdsaison und draußen vor der Tür stehen die dazu passenden Pickups mit Gewehrhalter und ebenso passenden Aufklebern an der Stoßstange. Und genau dieses Klischee wird von
Hogjaw aufs Feinste bedient. Wohlgemerkt, Klischee in unseren Augen; für die Band ist das die Verkörperung ihres Lifestyle, inklusive der textlichen Inhalte. Wer mit big blocks, Knarren und dem Second Amendment nicht viel anzufangen weiß, dem sei geraten, die Texte auszublenden und sich nur auf die Musik zu konzentrieren - oder einfach die Finger davon zu lassen und sich nicht aufzuregen.
Musikalisch geht es vom bereits erwähnten Opener weiter mit "Built My Price", einer
Hogjaw-typischen Blues-Ballade, die mit viel Feeling rübergebracht wird. An dritter Stelle folgt dann "Am I Wrong", dieses jedoch m. E. gesungen vom Drummer
Jason 'Kwall' Kowalski, der im Vergleich zur letzten Produktion deutlich an seiner Stimme gearbeitet hat.
Auch "Shiny Brass" gehört eher der verhaltenen Sorte an und bereitet den Weg für den temporeichen nächsten Track: "Cold Dead Fingers" knüppelt aus den Boxen, das Tempo wird angezogen, die beiden Gitarren kommen nun auch richtig in Wallung und aus dem Hintergrund wird der Refrain ständig in die Mikros gerotzt. Textlich natürlich eine starke Anlehnung an den alten Spruch, nach dem man mir die Knarre erst dann abnehmen kann, wenn man sie aus meinen kalten und toten Fingern zerrt.
"The Wolf Part I" läutet eine äußerst gefühlvolle Doublette ein, zu der auch "The Wolf Part II" gehört. Letzteres geht quasi nahtlos aus dem ersten Teil hervor und entpuppt sich als schönes Instrumental, das gegen Ende fast schon Jam-Qualitäten erreicht und gut und gerne noch fünf Minuten länger dauern dürfte.
Die drei letzten Songs richten sich dann wieder in die altbekannte Southern/Blues Rock-Knüppelecke. "Devil's Eyes" poltert richtig um die Kurve, erneut ohne
Jonboat am Mikro, das hier wieder vom Kollegen bedient wird. Bei "'83" nölt er aber dann in altbekannter Manier den Text aus den Speakern und die beiden Gitarren entführen uns erneut auf kleine Ausflüge die zwölf Saiten rauf und runter. Auch hier kommen Assoziationen zu den Herren
Allen Collins und
Gary Rossington hoch - ansatzweise. Der Rausschmeißer "Beer Guzzlin' Merican" entwickelt sich zu einem richtigen Kneipen-Sing-Along-Song, bei dem man den platten Refrain wunderbar mitgrölen kann.
»God bless America!«